Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...
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Alterns ist zwar anzuerkennen, birgt aber die Gefahr, Bild und Realität zu verwechseln.<br />
Denn die Realität älterer Menschen ist immer noch, trotz der Rede von<br />
den aktiven „neuen Alten“, geprägt von sozialen Gefährdungen. Das Herausstellen<br />
des Positiven konstruiert eine glänzende Oberfläche, unter der das Negative<br />
des Alterns verschwindet (vgl. Dieck/Naegele 1989). Die Studie liefert keine<br />
Anhaltspunkte darüber, wie häufig solche negativen Alternsformen auftreten.<br />
Enge Grenzen <strong>für</strong> Aussagen über positive oder aber negative Alternsverläufe<br />
setzt allein die Auswahl eines Alternsjahrganges, der zu den „jungen Alten“<br />
gehört. Könnten nicht die heute noch konstruktiv Alternden in einigen Jahren von<br />
den Risiken des Alterns eingeholt werden?<br />
5. Die gesellschaftliche Relevanz wissenschaftlicher Ergebnisse<br />
Die Studie „Konstruktives Altern“ ist zweifellos ein Stück wichtiger Grundlagenforschung<br />
in der Psychologie. Quantitative Verfahren und statistische Analyseverfahren<br />
ergeben eine detaillierte Studie. Schwächen der verwendeten Instrumente<br />
und Methoden sind vom Verfasser selbst benannt und reflektiert. Bestimmte<br />
Instrumente haben wider Erwarten keine Gruppenunterschiede gezeigt (z.B. bei<br />
den Coping-Strategien und den personalen Ressourcen). Die Nutzung dieser<br />
Erfahrungen <strong>für</strong> künftige <strong>Forschung</strong> erlaubt einen kumulativen Fortschritt bei der<br />
weiteren <strong>Forschung</strong> zu diesem Themengebiet.<br />
Wenn nach der Praxisrelevanz dieser Studie gefragt wird, dann sind keinesfalls<br />
direkte, unmittelbare Anwendungs- und Umsetzungsmöglichkeiten der Erwartungshorizont,<br />
vor dem eine Einschätzung vorgenommen werden sollte. Denn<br />
wissenschaftliche Ergebnisse können meist nur vermittelt praktisch werden; an<br />
sie ist nicht die Anforderung zu stellen, unmittelbares Handlungswissen zu liefern.<br />
Dennoch sollte sich Wissenschaft der Frage nach dem Sinn ihres Tuns<br />
stellen. Wissenschaft sollte nicht als Selbstzweck betrieben werden, sondern es<br />
ist an sie die Anforderung zu stellen, daß ihre Ergebnisse zur Beantwortung<br />
gesellschaftlich relevanter Fragen beitragen. Die moderne Wissenschaft ist hochgradig<br />
spezialisiert, ihre <strong>Forschung</strong>sinteressen decken sich nicht unbedingt mit<br />
den Interessen der Praktiker. Teilweise führte dies bereits zur Errichtung von<br />
Transferstellen, die eine Vermittlung leisten sollen. In der Studie „Konstruktives<br />
Altern“ kommt sehr stark die Tendenz zum Tragen, allein fachwissenschaftsimmanenten<br />
Kriterien zu genügen. Perspektiven einer praktischen Bedeutung werden<br />
kaum aufgezeigt.<br />
Leider gehört die Interpretation der <strong>Forschung</strong>sergebnisse im Hinblick auf mögliche<br />
Praxisrelevanz selten zum traditionellen Verständnis der Rolle des/der WissenschaftlerIn<br />
und kaum zu den Qualifikationen, die in der „Scientific Community“<br />
zum wissenschaftlichen Ruf beitragen.<br />
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