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Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...

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Männern jeder siebte. Wie gehen wir in der Erwachsenenbildung aber auf die<br />

Lebenssituation der Hochbetagten ein, deren Seh-, Hör- und Körperkraft abnimmt<br />

und denen viele Aktivitäten daher versagt sind?<br />

Imhof (1988, S. 296) zitiert die hochbetagte Marie Gattiker, die uns einen Hinweis<br />

gibt: „Das, was unserem letzten Lebensabschnitt Sinn und Erfüllung geben kann,<br />

muß von langer Hand vorbereitet werden; wir können es nicht, wie die Tätigkeiten<br />

der Jungsenioren, von einem Tag auf den andern übernehmen. Wer zeit seines<br />

Lebens die Freizeit, die ihm neben der Berufsarbeit verblieb, mit den dürftigen<br />

Zerstreuungen der Massenmedien bestritten hat, steht im letzten Lebensabschnitt<br />

in einer entsetzlichen Leere. Die Menschen, die noch auf der Höhe des<br />

Lebens stehen, brauchten ebenfalls eine Belehrung <strong>für</strong>s Altwerden, denn nicht<br />

allen gelingt es im Alter, durch das Nachdenken über sein Leben, durch Meditation<br />

und wertvolle Lektüre, die so verbreitete Lethargie und die Depressionen des<br />

Altwerdens zu überwinden. Im letzten Lebensabschnitt zählt nicht mehr das Tun,<br />

sondern vielmehr das Sein“.<br />

Diese Worte einer Hochbetagten weisen darauf hin, daß konstruktives Altern<br />

nichts mit Aktivismus zu tun hat. Für die Alten- und Erwachsenenbildung ist der<br />

Schluß zu ziehen, daß sie nicht zur Verdrängung der drohenden „entsetzlichen<br />

Leere“ im Hochbetagten-Alter beitragen, sondern der angesprochenen Lethargie<br />

und Depression durch Bildungsangebote schon früh vorbeugen soll. Bereits zu<br />

einem frühen Zeitpunkt soll die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie<br />

und der sozialen Umwelt unterstützt werden.<br />

Wenn es das Ziel von Prozessen des konstruktiven Alterns ist, persönliche<br />

Integrität zu erreichen, dann wird aus den Worten der Hochbetagten aber auch<br />

deutlich, daß das Erreichen dieses Lebensziels letztlich – unabhängig vom<br />

Haltungstyp – die individuelle Aufgabe und Leistung des einzelnen bleibt.<br />

Literatur<br />

Imhof, A.E.: Die Lebenszeit. Vom aufgeschobenen Tod und von der Kunst des Lebens.<br />

München 1988<br />

Inglehart, R.: The silent revolution. Changing values and political styles among western<br />

publics. Princeton 1977<br />

Kruse, A./Lehr, U.: Altenbildung – theoretische und empirische Beiträge der Gerontologie.<br />

In: Röhrs, H./Scheuerl, H. (Hrsg.): Richtungsstreit in der erziehungswissenschaftlichen<br />

und pädagogischen Verständigung. Wilhelm Flitner zur Vollendung seines 100. Lebensjahres.<br />

Frankfurt/M. 1989, S. 317 – 338<br />

Landesinstitut <strong>für</strong> allgemeine Weiterbildung (Hrsg.): Weiterbildung mit älteren Menschen.<br />

Modelle in Baden-Württemberg. Mannheim 1991<br />

Nunner-Winkler, G.: Auswirkungen des sozialen Wandels auf die Persönlichkeitsentwicklung<br />

von Jungen und Alten. Die Frage nach dem Generationenkonflikt. In: Evangelische<br />

Akademie (Hrsg.): Droht ein Krieg der Jungen gegen die Alten? Bad Boll 1991, S.<br />

238 – 263<br />

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