Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...
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ückweist und interindividuell differierende Alternsprozesse konstatiert. Die Frage,<br />
wie diese individuellen Formen der Persönlichkeitsentwicklung beim Älterwerden<br />
zustandekommen, wie Lebensereignisse sowie andere äußere Bedingungen<br />
einerseits und Persönlichkeitsentwicklung andererseits zusammenhängen,<br />
gilt – so Saup – in der <strong>Entwicklung</strong>spsychologie als ungeklärt. Davon<br />
ausgehend soll <strong>Entwicklung</strong> im höheren Erwachsenenalter auf der Grundlage<br />
des Belastungs-Bewältigungs-Paradigmas erforscht werden, wo <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen<br />
das Ergebnis der Auseinandersetzung mit Belastungen und Anforderungen<br />
sind. Saup wählt hier ein typisierendes Vorgehen, um die große<br />
Variationsbreite möglicher Persönlichkeitsveränderungen zu bündeln. Die beiden<br />
Typen zunehmend explorativer – also eine durch Neugier, Entfaltung neuer<br />
Interessen und emotionale Offenheit gekennzeichnete Persönlichkeitsentwicklung<br />
– oder aber depressiver Erlebens- und Verhaltensweisen gelten als Indikatoren<br />
<strong>für</strong> <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen (S.116). Durch den Vergleich zweier nur im<br />
Hinblick auf die <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen variierender, sonst homogener Gruppen<br />
sollen diese deutlich herausgearbeitet werden können. Die Untersuchungsgruppen<br />
sind auch im Hinblick auf sozio-demographische Merkmale vergleichbar<br />
(S.120 ff.).<br />
Obgleich die Befragung mit 134 Frauen durchgeführt wurde, ist sie keine Untersuchung<br />
über geschlechtsspezifische <strong>Entwicklung</strong>sprozesse der Persönlichkeit,<br />
Copingstrategien bei Frauen oder über bei Männern und Frauen unterschiedlich<br />
verteilte Ressourcen zur Bewältigung von Belastungen. Die Wahl ausschließlich<br />
weiblicher Untersuchungsteilnehmerinnen ist lediglich methodisch begründet.<br />
Um möglichst „rein“, d.h. unbeeinflußt von intervenierenden, kovariierenden Faktoren<br />
die <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen feststellen zu können, wurde eine homogen<br />
zusammengesetzte Untersuchungsgruppe gebildet. Eine gleichaltrige und<br />
gleichgeschlechtliche Untersuchungsgruppe soll die Gewähr bieten, daß die<br />
beiden <strong>Entwicklung</strong>stypen explorativ und depressiv alternder Frauen nicht von<br />
Geschlecht und Alter beeinflußt sein könnten.<br />
Wenn in der Studie also von <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen von Frauen die Rede<br />
ist, trifft dies einerseits zu, da die Daten bei Frauen gewonnen wurden. Andererseits<br />
aber kann nicht mit Sicherheit behauptet werden, die Ergebnisse seien<br />
frauenspezifisch, da eine männliche Vergleichsgruppe fehlt. So besteht keine<br />
Möglichkeit, Lebensereignisbiographien, Copingstrategien und personale Ressourcen<br />
von Frauen und Männern gegenüberzustellen und zu vergleichen. Auch<br />
sind keine Hypothesen und leitenden Fragestellungen formuliert, die eventuell<br />
nach Geschlecht differierende Lebensereignisse und <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen<br />
erfassen sollen (S.134-138). Da Saup allerdings gar nicht den Anspruch<br />
erhebt, Aussagen darüber machen zu können, ob es geschlechtsspezifische<br />
Lebensereignisse, Bewältigungsformen und <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen gibt, ist<br />
zwar das Fehlen von Aussagen über geschlechtsspezifische Prozesse insgesamt<br />
zu bedauern, aber nicht als immanenter Kritikpunkt gegenüber Anlage und<br />
Auswertung der Studie anzubringen. Nach den methodischen Kriterien der Studie<br />
von Saup kann also kein Anspruch auf geschlechtsspezifische Ergebnisse<br />
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