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Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...

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änderungen zusammenstellen können? Hätte ich dabei nicht auf eine Clusteranalyse<br />

oder ein anderes (nicht-statistisches) Klassifizierungs- oder Typisierungsverfahren<br />

zurückgreifen sollen? Auf den ersten Blick spricht vieles <strong>für</strong> diese<br />

Alternativen. Vielleicht hätte man dann verschiedene ‚Schattierungen‘ von sich<br />

entwickelnden älteren Frauen identifizieren können; die graduelle Sichtweise<br />

wäre dadurch weniger gefährdet. Aber warum wurde dieser überzeugend erscheinende<br />

Weg bei der Planung der Untersuchungsdurchführung nicht eingeschlagen?<br />

Die Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten eines solchen Schritts werden<br />

erst deutlich, wenn man an jene Phasen des <strong>Forschung</strong>sprozesses denkt,<br />

die in einem empirischen Projekt an die Erhebungsphase anschließen. Da die<br />

Anzahl und die Größe der Untersuchungsgruppen vorab nicht kalkulierbar gewesen<br />

wären, wäre ich das Risiko eingegangen, die Untersuchungsgruppen mit<br />

Hilfe von statistischen Verfahren der Datenreduktion und Entscheidungsfindung<br />

im Hinblick auf die potentiellen Bedingungsfaktoren nicht vergleichen zu können.<br />

Die Gefahr hätte bestanden, die Untersuchungsfragestellung im Laufe des Projekts<br />

wesentlich verändern zu müssen. Es kann bezweifelt werden, ob ein solcher<br />

Zugang fundiertere Erkenntnisse über den interessierenden Zusammenhang<br />

zwischen <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen und potentiellen Bedingungsfaktoren<br />

wie den verschiedenen Merkmalen der Lebensereignisbiographie einer Person<br />

gebracht hätte. Theorieansatz und <strong>Forschung</strong>sdesign strukturieren die Erhebung<br />

und Auswertung der Daten und ermöglichen, die Befunde theoretisch<br />

einzuordnen; würde man in der Feldforschung auf sie verzichten und alle Untersuchungsvariablen<br />

variieren lassen, so schiene mir dies wie ein Segeltörn ohne<br />

vorher festgelegten Kurs. Ich plädiere <strong>für</strong> theoriegeleitete <strong>Forschung</strong>; dies sollte<br />

aber nicht so verstanden werden, daß ich mich nicht auch von den Befunden<br />

einer (Vor-)Studie einmal überraschen lassen würde. Die vorliegende Studie<br />

bedarf der Ergänzung durch die genannten <strong>Forschung</strong>sdesiderata. Durch Einzelfallanalysen<br />

könnten z.B. auch verschiedene ‚Schattierungen‘ im Hinblick auf<br />

<strong>Entwicklung</strong>veränderungen älterer Frauen illustriert werden. Dabei sollte aber in<br />

Erinnerung gerufen werden, daß Einzelfallbetrachtungen nicht mit Bedingungsanalysen<br />

gleichzusetzen sind oder diese gar ersetzen können.<br />

Befassen wir uns mit der Frage, inwieweit die gewählten Untersuchungsverfahren<br />

problemangemessen sind, etwas näher. Tietgens hält kritisch fest: „Der<br />

Rückgriff auf vorhandene Fragebogen und Skalen gilt als selbstverständliches<br />

Verfahren. Es braucht nicht einmal mehr expliziert zu werden“ (S. 33). Hier wird<br />

der Zeigefinger auf einen wunden Punkt in der <strong>Forschung</strong>spraxis gelegt. Es<br />

scheint mir in der Tat so zu sein, daß in alternspsychologischen Studien nicht zu<br />

selten Skalen und andere standardisierte Erhebungsverfahren ‚mitlaufen’; z.B.<br />

die Lebenszufriedenheits-Skala, die Locus-of-Control-Skala, Persönlichkeits-Skalen,<br />

und gegenwärtig sind die sog. ‚coping check‘-Listen Mode. Aber ist der<br />

Einwand von Tietgens wirklich gravierend? In der vorliegenden Untersuchung<br />

werden z.B. die LSI-Skala und die D-S-Skala verwendet, ohne vorher genau<br />

beschrieben worden zu sein. Mir scheint dies auch nicht notwendig, denn ich<br />

greife auf Verfahren zurück, die in der Gerontologie weithin bekannt und gebräuchlich<br />

sind; durch die bibliographischen Angaben zu den ausgewählten<br />

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