Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...
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Ressourcen einen Platz. Wie in der Auswertung deutlich wird, ist die Konzeptionalisierung<br />
sozialer und materieller Ressourcen zu eng, um tatsächlich Differenzen<br />
aufzeigen zu können (siehe unten).<br />
Der methodische Individualismus der Psychologie setzt der Art und der Reichweite<br />
der Erkenntnisse enge Grenzen. Das in der Untersuchung verwendete Belastungs-Bewältigungs-Modell<br />
bietet nur individuumzentrierte, intrapsychische Kategorien<br />
und Interpretationsmöglichkeiten. Ob und wie Lebensereignisse in soziale<br />
Bezüge eingebunden sind, bleibt offen. Sicher hängen bestimmte Lebensereignisse,<br />
wie z.B. der Verlust des Partners, nicht von sozialen Bedingungen ab.<br />
Insofern sind ohne Zweifel <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen im Alter ohne gesellschaftlichen<br />
Einfluß anzunehmen. Gerade aber die Lebensereignisse, bei denen<br />
die Studie eine signifikante Beziehung zur positiven Form des Alterns feststellt,<br />
wie die Aufnahme und Intensivierung von außerfamilialen Kontakten, die Hinwendung<br />
zu neuen Interessen, sind nach bisherigen <strong>Forschung</strong>sergebnissen beeinflußt<br />
durch Schichtzugehörigkeit. Eine Differenzierung des Alternsprozesses vollzieht<br />
sich nicht nur nach Persönlichkeitsmerkmalen, sondern ebenso nach sozial<br />
unterschiedlich verteilten Lebensbedingungen.<br />
Die interindividuelle Heterogenität des Alterns ist – so auch Saups Ausgangsgedanke<br />
– die Folge von Lebensereignissen und deren Bewältigung. Bei der Auswertung<br />
der Variablen, an denen üblicherweise soziale Differenzen/Schichtzugehörigkeit<br />
festgemacht wird, zeigen sich keine Differenzen zwischen den beiden<br />
Gruppen (S.207). „Diese Ergebnisse widersprechen auf den ersten Blick der<br />
Erwartung, daß materielle und soziale Ressourcen bei depressiv alternden Frauen<br />
geringer ausgeprägt sein müßten. Dieses überraschende Ergebnis muß nicht<br />
besagen, daß zwischen den beiden Untersuchungsgruppen keine Unterschiede<br />
in den materiellen und sozialen Ressourcen bestehen; es ist ebenso vorstellbar,<br />
daß durch die sehr eingeschränkte Anzahl von Indikatoren diese Ressourcenbereiche<br />
nicht angemessen erfaßt werden konnten“ (S.222). Daß die Instrumente<br />
keine Differenzen bei den sozial bedingten Ressourcen feststellten, ist also das<br />
Ergebnis ihrer zu schwachen Berücksichtigung. Auch dürften die Merkmale der<br />
beiden Gruppen zu global gewählt sein, als daß noch die „ feinen Unterschiede“<br />
zutage treten könnten. (Bei einer Untersuchung von Frauen wäre eine wichtige<br />
Variable die Dauer der Berufstätigkeit.)<br />
Zudem sind bei bestimmten Fragestellungen quantitative Indikatoren nicht aussagekräftig<br />
genug. Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: Das Faktum des<br />
Berufsaustritts sagt noch nichts über die individuelle und soziale Bedeutung des<br />
Berufes aus. Ob der Berufsaustritt als Erleichterung oder als Verlust erlebt wird,<br />
hängt bekanntlich von der beruflichen Position ab; ob die freie Zeit durch neue<br />
Aktivitäten gefüllt werden kann, von der Höhe des Bildungsabschlusses. Der<br />
Stellenwert der Familie im Alter ist <strong>für</strong> Frauen niedrigerer Bildungsschichten<br />
relevanter als <strong>für</strong> Frauen mit höherem Bildungsniveau.<br />
Saups Untersuchung reiht sich ein in Ansätze, denen es um den Abbau des<br />
negativen Altersbildes geht. Dieses Bemühen um eine positive Besetzung des<br />
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