Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...
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aber zugleich unterschiedliche Nuancierungen deutlich. Tietgens betont, es komme<br />
„nicht so sehr darauf an, wie oft irgendwelche Merkmale auftreten, sondern<br />
von welcher Art sie sind, unter welchen Bedingungen sie bemerkbar werden und<br />
welche Merkmalskombinationen es gibt“ (S. 31). Hier könnte man eine andere<br />
Auffassung vertreten. Mir scheint z.B. das Wissen darüber, wie häufig Kinder in<br />
ihrem Alltag aggressive Verhaltensweisen zeigen, ebensowie wichtig wie die<br />
Kenntnis des Zusammenhangs von Frustration und Aggression. Phänographie<br />
muß auch eine wichtige Aufgabe der Alternsforschung werden; sie könnte zu<br />
einer größeren Lebensweltnähe der <strong>Forschung</strong> beitragen. Die ökologische Perspektive<br />
in der Psychologie betont die Bedeutung der Deskription von Verhaltensweisen<br />
– also auch ihrer quantifizierbaren Auftrittshäufigkeiten – seit längerem;<br />
dies zu erwähnen scheint mir wichtig, obgleich ich zugestehen muß, daß die<br />
ökologische Perspektive zu sehr Progammatik geblieben ist und zu wenig in<br />
empirischen Arbeiten einen Niederschlag gefunden hat. Phänographie oder Deskription<br />
sollte ein grundlegender, erster Schritt in einem <strong>Forschung</strong>sprogramm<br />
sein; Bedingungsanalysen des in einer Untersuchung fokussierten Verhaltens<br />
und Erlebens (im vorliegenden Fall: <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen von älteren<br />
Frauen) gewinnen erst in weiteren Untersuchungsschritten Bedeutung. Manchmal<br />
scheint aber nicht genügend beachtet zu werden, daß Bedingungsanalysen,<br />
die eine Erweiterung des Zusammenhangs- und Bedingungswissens versprechen,<br />
an methodische Voraussetzungen geknüpft sind. Um beispielsweise die<br />
längerfristigen Auswirkungen der Teilnahme an einem Lern- und Gedächtnistraining<br />
im Alter wirklich verläßlich abschätzen zu können, wird es notwendig sein,<br />
Kursteilnehmer mit anderen Personen zu unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten<br />
zu befragen (Design mit Untersuchungs- und Kontrollgruppe; pre-, post-,<br />
follow-up-Erhebungen); die Erhebungsmethoden sollten objektiv, reliabel und<br />
valide sein (man versucht ja auch nicht die Auswirkungen eines fiebersenkenden<br />
Arzneimittels mit einem defekten Fieberthermometer nachzuweisen); wenn durch<br />
eine hohe drop-out-Quote die Stichprobengröße bei der Nacherhebung ziemlich<br />
geschrumpft ist, wird es kaum möglich sein, den Effekt des Trainings statistisch<br />
belegen zu können; dies verweist auf methodische Voraussetzungen, welche an<br />
die Stichprobengröße geknüpft sind. Oder sollten wir uns ausschließlich auf die<br />
subjektive Einschätzung des Kursleiters verlassen? Bedingungsanalysen sind<br />
aber bei weitem nicht die einzige Art, empirische (Alterns-)<strong>Forschung</strong> zu betreiben.<br />
Andere Zugänge sind nicht nur legitim, sondern notwendig. Deskriptive<br />
Untersuchungen, auch Einzelfallbeschreibungen und -analysen, sollten sich hinzugesellen,<br />
damit ein Gesamtbild entsteht. Ich neige nicht dazu, mich vorab auf<br />
eine bestimmte Untersuchungsmethode als den ‚Königsweg‘ der Alternsforschung<br />
zu beschränken; Einzelfallanalysen, die Tietgens gegenüber anderen empirischen<br />
Zugängen zu favorisieren scheint, sind bislang viel zu selten und vor allem<br />
zu wenig differenziert in der <strong>Entwicklung</strong>spsychologie des höheren Erwachsenenalters<br />
angewandt worden. Aber <strong>Forschung</strong> kann sich nicht auf die nachträgliche<br />
Konstatierung des Faktischen bei wenigen (meist ausgesuchten) Einzelfällen<br />
allein beschränken. Andererseits sind Einzelfalldeskriptionen wichtig, nicht nur,<br />
weil sie eine explorative Funktion im <strong>Forschung</strong>sprozeß haben können, sondern<br />
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