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Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...

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sant. Es kommt dann nicht so sehr darauf an, wie oft irgendwelche Merkmale<br />

auftreten, sondern von welcher Art sie sind, unter welchen Bedingungen sie<br />

bemerkbar werden und welche Merkmalskombinationen es gibt. Potentiell kann<br />

alles der Fall sein, und es gehört zur Alltagsroutine in der Erwachsenenbildung,<br />

immer auf Überraschungen gefaßt sein zu müssen. Insofern ihre Arbeit auf<br />

Individuelles gerichtet ist, muß ihr Voraussetzungswissen auf individuelle Möglichkeiten<br />

gerichtet sein. Vor allem aber will das Vorstellungsvermögen als Fantasie<br />

<strong>für</strong> die Möglichkeit des anderen gestützt werden. Von daher richtet sich die<br />

Aufmerksamkeit der Erwachsenenbildung vornehmlich auf explorativ angelegte<br />

Studien und nicht auf globale Umfrageergebnisse.<br />

Auf diesem Hintergrund ist es zuerst einmal eine Bestätigung <strong>für</strong> die Bildungsarbeit<br />

mit Älteren, wenn aus der Untersuchung nicht nur eine allgemeine <strong>Entwicklung</strong>sfähigkeit<br />

dieser Bevölkerungsgruppe hervorgeht, sondern wenn die Befunde<br />

Hinweise darauf geben, daß dieses <strong>Entwicklung</strong>spotential vor allem über das<br />

Medium sozialer Kontakte zur Wirkung kommt. Was sich des weiteren von in der<br />

Bildungsarbeit Tätigen aus dem Untersuchungsmaterial herauslesen läßt, ist, wie<br />

vielfältig lebensbedeutsame <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen auch im 6. und 7. Lebensjahrzehnt<br />

noch sein können und was daran hindert, Grenzen zu setzen.<br />

Offen bleibt dabei allerdings, wie die Wechselwirkung von Veränderungen und<br />

Depressivität zu sehen ist. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, welche außerordentliche<br />

Bedeutung der Vorstellung darüber zukommt, was <strong>für</strong> kontrollierbar und<br />

unkontrollierbar oder, nicht fachterminologisch ausgedrückt, was <strong>für</strong> beeinflußbar<br />

oder nicht beeinflußbar gehalten wird. Zwar ist das Ja oder Nein bei vielen<br />

Ereignissen unbestreitbar, aber es gibt auch einen nicht unbeträchtlichen Bereich<br />

von Fällen, bei denen es auf die subjektive Einschätzung ankommt. Aus der Sicht<br />

der Bildungsarbeit muß interessieren, in welcher Weise Veränderungen möglich<br />

sind und wie sie unterstützt werden können, denn es stellt sich beispielsweise die<br />

Frage, inwieweit Kontrollierbarkeitsvorstellungen durch soziale Kontakte und<br />

schließlich auch durch solche mit Bildungscharakter beeinflußbar sind. Es erscheint<br />

gegenwärtig als eine Schlüsselqualifikation des Alterns, das Kontrollierbarkeitsvertrauen<br />

zu erhöhen, ohne unrealistisch zu werden (Gloger-Tippelt 1985,<br />

S. 81).<br />

Es kann also eine besondere Nähe der Untersuchung zu Bildungsproblemen<br />

festgestellt werden. Gerade deshalb werden auch ihre Grenzen deutlich und das,<br />

worauf weitere <strong>Forschung</strong> gerichtet sein sollte. Dabei ist das Interesse anders<br />

orientiert als meist üblich. <strong>Forschung</strong>smethodische Puristen mag es stören, daß<br />

der wichtigste „Untersuchungsgegenstand“, die <strong>Entwicklung</strong>sveränderung, „nur“<br />

retrospektiv bearbeitet werden konnte. Aus der Sicht der an Bildung Interessierten<br />

ist dies jedoch kein Nachteil. Dies gilt jedenfalls dann, wenn der Deutungscharakter<br />

der jeweiligen Aussage bei der Interpretation bewußt ist. Dann kann es<br />

eher von Vorteil sein, wenn die <strong>Entwicklung</strong>sveränderungen aus dem Rückblick<br />

festgehalten werden. Die Rückblende gewährleistet die wünschenswerte Subjektivität<br />

und fordert dazu auf, das Verhältnis von Wahrnehmung und Verarbeitung<br />

zu thematisieren. Diese Ebene der Perzeption, die Art des Umgangs mit den<br />

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