Jahresbericht 2011 - Archäologie Baselland - Kanton Basel ...

Bubendorf,
Hauptstrasse 86.
Beispiele der Schildverzierungen
der
giebelseitigen Fenster.
80 Grabungen und Bauuntersuchungen
Bubendorf, Hauptstrasse 86: das spätgotische
Repertoire eines Steinmetzen
Die Fassadenrenovation am alten Restaurant «Post»,
einem schützenwerten Gebäude im alten Ortskern
von Bubendorf, benötigte keine kantonale Baubewilligung
und wurde von uns deshalb nur zufällig
beim Vorbeifahren bemerkt. Innerhalb eines Tages
musste die eingerüstete, grossteils vom Putz befreite
Gebäudehülle dokumentiert werden.
Die dorfaufwärts gerichtete Giebelfassade lag nur
ab dem zweiten Obergeschoss frei; der untere Teil
war hinter einem Schopf mit Pultdach verborgen.
Sie war einst mit mindestens zwei Klebedächern
ausgestattet. Die vier grossen Giebelfenster von jeweils
85×50 Zentimetern muten für einen unausgebauten
Dachraum gross an.
Die Fenster stammen alle aus der Bauzeit. Ihre Gewände
aus Kalkstein bergen eine für das Baselbiet
einmalige Verzierungsvielfalt. Jeweils dreiseitig mit
einer einheitlichen, breiten Halbrundkehle versehen,
besitzt jedes Fenster zwei verschiedene Schildverzierungen.
Neben volutenartigen Blättchen und
Schnörkeln finden sich Köpfe von Tieren und Fabelwesen.
Die insgesamt zwölf unterschiedlichen
Motive besitzen stilistisch auffallende Ähnlichkeiten
mit Säulenkapitellen einer romanischen Krypta in
Muralto, einem Vorort von Locarno. Die Fenster erinnern
an einen Werkkatalog oder das Musterbuch
eines Steinmetzen, der sein Repertoire von Gewändemotiven
präsentieren wollte.