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Hemmenhofener Skripte - Janus Verlag

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Außerhalb des tonig-lehmigen Eintrags zeigt Schicht B im<br />

oberen Bereich mit Seekreideeinlagerungen und Molluskenkonzentrationen<br />

deutliche Anzeichen von Aufarbeitung im<br />

Wellenschlag, bei der die Kulturschicht sicherlich reduziert<br />

und umgelagert wurde. Hierbei stellt sich insbesondere die<br />

Frage, inwieweit der obere Abschnitt von Schicht B (Bef.<br />

8) als Reduktionshorizont des darunter liegenden Befundes<br />

10 aufzufassen ist oder ob Befund 8 als eine eigenständige,<br />

jedoch stark aufgearbeitete Kulturschicht gesehen werden<br />

kann (vgl. hierzu Rösch 1990a, 98).<br />

Schicht C<br />

Schicht C liegt ebenfalls einer sandigen, molluskenreichen<br />

und an ihrer Oberfläche unebenen Seekreide auf. Vergleichbare<br />

Befunde wurden an der Basis weiterer intakter Kulturschichten,<br />

wie in Hornstaad-Hörnle I A (Schlichtherle<br />

1990a, 41; Dieckmann 1990, 87) oder Sipplingen Schicht<br />

11 und 13 (Kolb 1993, 84 f.; 97 f.) beobachtet. Die mineralischen<br />

Einträge und Molluskenkonzentrationen sind charakteristisch<br />

für Spülsäume und sprechen für eine Strandbildung<br />

durch Rückgang des Wasserspiegels (vgl. Kap. 6.3.1).<br />

Die unebene Oberfläche der Seekreide und die geringfügige<br />

Einmengung von Kulturschichtmaterial, wie Späne oder<br />

Rinden dürfte auf frühe Siedlungsaktivitäten, hinweisen.<br />

Im Liegenden der Schicht indizieren die in der Regel strukturierten<br />

pflanzlichen Reste, die im Bruch kantenscharf<br />

gebliebenen Scherben und die lokal begrenzten Fundkonzentrationen<br />

Sedimentationsvorgänge, die im Wesentlichen<br />

durch den See unbeeinflusst blieben.<br />

Ebenso wie in Schicht B ist auch in Schicht C großflächig<br />

ein teils mehrlagiger Lehmeintrag vorhanden. In den Bereichen,<br />

in denen der Lehm mehrlagig auftritt, sind im<br />

Liegenden kaum Spuren von Holzkohle festzustellen. Der<br />

Lehm liegt dort teilweise direkt auf der Seekreide. Die unteren<br />

Lehmlagen dürften deshalb vor dem Ereignis, das zur<br />

Bildung des Brandhorizontes führte, zur Ablagerung gekommen<br />

sein (vgl. Abb. 31, Profil 7). Im Hangenden zeigt<br />

der Lehmbefund hohe Holzkohleeinträge. Analog zum<br />

Lehmeintrag in Schicht B liegen hier zeitlich voneinander<br />

abgrenzbare Lagen vor. Möglicherweise besteht ein Bezug<br />

zu Bautätigkeiten, auf die auch die Schlagdaten der Pfähle<br />

in Haus 2 schließen lassen (s. Kap. 6.4.5).<br />

Die Brandschicht lässt sich von der darunterliegenden Detrituslage<br />

deutlich abgrenzen. Verkohlte Nahrungsvorräte<br />

und kantenscharfe, bisweilen leicht verrundete Keramikscherben<br />

sprechen für eine Ablagerung, die nur schwach<br />

aufgearbeitet worden ist. Die verkohlten Nahrungsmittel<br />

bestehen vorwiegend aus Getreide und Apfelhälften, folglich<br />

müsste der Brand nach der Apfelreife und Getreideernte,<br />

also frühestens im Spätjahr (vgl. Jacomet/Brombacher/<br />

Dick 1990, Abb. 5), stattgefunden haben. Die Ausmaße<br />

des Brandereignisses lassen sich kaum abschätzen, da verkohltes<br />

Bauholz im Befund fehlt. Die Detritusbildung über<br />

der Brandschicht weist darauf hin, dass nach dem Brandereignis<br />

weitere Siedlungsaktivitäten stattfanden. Darauf lässt<br />

auch organisches Material mit unverkohlten Hölzchen und<br />

Schlehenkernen (Bef. 4.6), welches an der Oberfläche des<br />

Brand- und Lehmhorizontes eingemengt ist, schließen.<br />

Seekreide über Schicht C<br />

Der über Schicht C liegende Seekreidebefund 2/3 lässt<br />

mit eingebetteten, teils kalksinterbehafteten und leicht<br />

abgerollten Funden auf eine Sedimentation im Bereich<br />

der überfluteten Uferbank schließen. Mit dem Anstieg des<br />

Wasserpegels dürfte eine Reduktion ehemals vorhandener<br />

Kulturschichtsequenzen stattgefunden haben, wie es der<br />

Fundniederschlag an der Basis des Seekreidebefundes 2/3<br />

vermuten lässt. Insofern könnten mit den Fundmaterialien<br />

aus den Seekreideschichten (Bef. 2/3) die erosionsresistenten<br />

Reste des oberen Bereiches von Schicht C erfasst sein<br />

(vgl. Kolb 2003, 23 f.). Dafür sprechen auch die Schichtreste<br />

von Befund 4.6 (Detritus), die eine Weiterbesiedlung<br />

vor Ort nach dem Brandereignis anzeigen. Möglicherweise<br />

ist die festgestellte Transgression für die Auflassung der<br />

Siedlung verantwortlich.<br />

6.3 Ergebnisse der naturwissenschaftlichen<br />

Untersuchungen<br />

In Allensbach-Strandbad wurden für begleitende naturwissenschaftliche<br />

Untersuchungen aus Schnitt 10 (1983) und<br />

aus Aufschluss A6 (1984/85) die Profilsäulen E1–E6 entnommen<br />

(zur Lage s. Abb. 16; Czarnowski 1990, 72 f.).<br />

Aufgrund der ausgeprägten und für das gesamte Grabungsareal<br />

repräsentativen Sedimentationsabfolgen erschien A6<br />

für die Entnahme des Probenmaterials gut geeignet. Die<br />

Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen werden im Folgenden<br />

zusammenfassend besprochen. Abbildung 35 zeigt<br />

die Untersuchungsergebnisse im Überblick.<br />

6.3.1 Sedimentologische Untersuchungen<br />

Ziel der von Wolfgang Ostendorp durchgeführten sedimentologischen<br />

Untersuchungen war „die umweltgeschichtliche<br />

Interpretation der stratigraphischen Abfolge unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Schichtgenese und der Pegelchronologie“<br />

(Ostendorp 1990, 88). Die Auswertung basierte<br />

vor allem auf sedimentchemischen Untersuchungen und<br />

Partikelanalysen an Profilsäule E6. Zur Schichtcharakterisierung<br />

wurde u. a. Silikat-, Karbonat-, Eisen- und Phosphorgehalt,<br />

der Anteil an organischer Substanz, sowie die<br />

Herkunft, Zusammensetzung und der Erhaltungszustand<br />

der Stoffe ermittelt. Die Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

dieser Arbeit folgt der Schichtbildung entsprechend von<br />

unten nach oben.<br />

Die untere laminierte Seekreide (Schicht 14.5–14.2) zeigt<br />

einen hohen Erhaltungsgrad der Mollusken und der Characeen-Krusten<br />

11 , was insgesamt auf eine ungestörte Ablagerung<br />

hinweist. Ostendorp geht von einer Bildung im tieferen<br />

Sublitoral, der ganzjährig überfluteten Uferbank aus,<br />

d. h. in 2–3 m Wassertiefe (vgl. Lang 1990, 172 f.). Die<br />

Seekreide ist anthropogen weitgehend unbeeinflusst.<br />

Den Seekreiden Befund 14.1–12.1 fehlt eine feine Bänderung,<br />

was – neben weiteren Indizien (s. Ostendorp 1990,<br />

85 f.) – für ihre Umlagerung spricht. Darin eingebettet sind<br />

geringe kulturschichtspezifische Komponenten (Schicht<br />

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