Hemmenhofener Skripte - Janus Verlag
Hemmenhofener Skripte - Janus Verlag
Hemmenhofener Skripte - Janus Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
46<br />
Ebenso finden die leicht geschwungenen bis zylindrisch–<br />
konischen Profile der Gefäße aus Allensbach-Strandbad,<br />
Schicht B, formale Entsprechungen in den Gefäßen aus den<br />
Sipplinger Schichten 13B und 14.<br />
J. Köninger (1999, 22 ff.) weist auf weitgehende Parallelen<br />
des Nußdorfer Inventars zu Sipplingen Schicht 13 hin. Mit<br />
Leistenzier, fein eingestochenen Scherben, innengetupften<br />
Böden und mit Bogenmustern verzierten Scherben zeigen<br />
beide Keramikinventare große Ähnlichkeiten. Eine weitere<br />
Gemeinsamkeit der Fundkomplexe besteht überdies im<br />
Vorkommen von Holzkämmen mit Bogenmustern.<br />
Bis auf die Gefäßformen, die weniger aussagekräftigen Einstichreihen<br />
und Kanneluren sowie die in Nußdorf seltener<br />
auftretende Rillenzier sind kaum Affinitäten zwischen<br />
dem Allensbacher und dem Nußdorfer Keramikmaterial<br />
zu finden. Die für das Nußdorfer Horgen typische Leistenzier<br />
und getupften Innenböden fallen im Allensbacher<br />
Fundbestand aus. Ein großer Unterschied besteht zudem<br />
in dem überaus reichen Vorkommen von Spinnwirteln in<br />
Nußdorf, die in Allensbach ebenfalls fehlen. In Sipplingen<br />
treten Spinnwirtel vergleichsweise häufig in den älteren<br />
Phasen der Horgener Kultur auf (Schicht 11 und 12), in<br />
den jüngeren Schichten 13 und 14 sind sie dagegen selten<br />
Abb. 48: Keramik der Horgener Siedlung Nußdorf-Strandbad (aus<br />
Köninger 1999, 21 Abb. 3)<br />
vertreten (Kolb 1993, 217 ff.). Auch in Feldmeilen-Vorderfeld<br />
(Winiger 1981, 150 f.), Steckborn-Turgi (Winiger/Hasenfratz<br />
1985, 58) und Zürich „Mozartstrasse“ (Gross u.<br />
a. 1987, 130) bleiben Spinnwirtel nahezu komplett auf die<br />
älteren Schichten beschränkt. Dem gehäuften Auftreten<br />
der tönernen Spinnwirtel im älteren Horgen kann daher<br />
offenbar eine chronologische Relevanz zugemessen werden<br />
(Schlichtherle 1990c, 240; Kolb 1993, 217 ff.).<br />
Im keramischen Inventar von Allensbach-Strandbad Schicht<br />
B lassen sich formale und stilistische Übereinstimmungen<br />
mit Sipplingen-Osthafen Schicht 13 und 14 feststellen. Die<br />
Keramik von Nußdorf-Strandbad Schicht 4, das mit Sipplingen<br />
Schicht 13 parallelisiert wird, zeigt hingegen in der<br />
Zierweise wenig Ähnlichkeiten mit der Allensbacher Tonware.<br />
Vergleich der Keramik aus Schicht C<br />
Die ins späte Horgen datierten Fundbestände aus Ufersiedlungen<br />
des Bodensees sind von geringem Umfang oder<br />
unpubliziert. Zum Vergleich geeignet ist die Keramik von<br />
Sipplingen Schicht 15. Beide Inventare sind geprägt von zylindrischen<br />
bis konischen Gefäßformen und geringen Anteilen<br />
verzierter Ränder. Diese Merkmale stellen, wie auch<br />
die Keramik von Zürich „Mozartstrasse“ Schicht 2 B/C<br />
(vgl. Bleuer/Hardmeyer 1993, 285) und Zürich „Kleiner<br />
Hafner“ Schicht 2 A–D (vgl. Suter 1987, 139 f.; 196 ff.)<br />
dies unterstreichen, ein Kennzeichen der späten Horgener<br />
Kultur dar und belegen eine kontinuierliche Vereinfachung<br />
der Formen im Lauf der Entwicklung der Horgener Keramik.<br />
Nicht stratifizierte, besondere keramische Funde<br />
Das nicht stratifizierte, doppelkonische Gefäßfragment<br />
(Taf. 3B,42) und weitere unstratifizierte, dünnwandige<br />
Scherben gleicher Machart (Taf. 3B,43.44; Kat.-Nr. 51)<br />
setzen sich deutlich von der gängigen Horgener Keramik<br />
ab. Vergleichbar sind Knickwandschüsseln mit Applikationen<br />
des Typs Goldberg III aus Sipplingen, Schicht 15<br />
(Ruoff/Suter 1990, 284; Abb. 8; 9; Schlichtherle 1999,<br />
45 f.). Sie sind als Hinweis auf Kontakte zu nordöstlich gelegenen<br />
Kulturgruppen zu werten (Gross u. a. 1987, 132;<br />
Schlichtherle 1999, 35 ff.).<br />
6.6 Felsgesteinartefakte<br />
6.6.1 Beilklingen<br />
Fundbestand<br />
Aus der Beilklingenproduktion liegen 21 stratifizierte und<br />
14 nicht stratifizierte Fundstücke vor (Tab. 5). Für statistisch<br />
relevante Aussagen ist die Materialmenge zu gering.<br />
Im Katalog sind sämtliche Artefakte der Beilklingenproduktion<br />
(Halbfabrikat – Endprodukt – Produktionsrest)<br />
mit einer systematischen Kurzbeschreibung aufgeführt und<br />
im Tafelteil abgebildet.