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Hemmenhofener Skripte - Janus Verlag

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verzeichnet. Als ursächlich dafür werden jungneolithische<br />

Siedlungstätigkeiten mit einhergehenden Rodungen in der<br />

weiteren Umgebung und im direkten Umfeld der Station<br />

Allensbach-Strandbad angesehen, deren Niederschlag mit<br />

Schicht A in Verbindung gebracht werden könnte. Die Zonen<br />

3 bis 5 werden ins 39.–36. Jahrhundert v. Chr. gesetzt.<br />

Zwischen den Pollenzonen 5 und 6 stellt Rösch einen weiteren<br />

Hiatus von ca. 500 Jahren fest. Die Pollenzone AsPZ<br />

6, in der zwei durch einen Hiatus getrennte Kulturzeigerzonen<br />

erfasst sind, ist durch eine überproportionale Zunahme<br />

von Birke und Nichtbaumpollen gekennzeichnet. Die Zunahme<br />

der Birkenpollen könnte hier mit einer Verwendung<br />

von Birkenreisig zum Herstellen von Flechtwänden erklärt<br />

werden (Rösch 1990a, 101).<br />

Zwischen beiden Kulturzeigerzonen wird ein Hiatus von<br />

ca. 200 Jahren angenommen. Demnach wären in der Kulturschicht<br />

B, in deren Bereich AsPZ 6 liegt, zwei voneinander<br />

abgesetzte endneolithische Siedlungsphasen erfasst, die<br />

in das 32.–30. Jh. v. Chr. datieren.<br />

Die nachfolgende Pollenzone 7 weist einen Rückgang der<br />

Nichtbaumpollen- und Kulturzeigerwerte (Getreide) bei<br />

steigenden Baumpollenwerten auf. Dies spricht für eine Regenerierung<br />

der Wälder. Ohne weitere Schichtlücke folgen<br />

die Zonen AsPZ 8–10. Die erneut steigenden Nichtbaumpollen<br />

bei sinkenden Gehölzpollen werden mit einer zunehmenden<br />

Kultivierung der Waldlandschaft in Verbindung<br />

gebracht, wobei Kulturzeiger in den Zonen AsPZ 9 auf eine<br />

in der Nähe liegende Siedlung hinweisen. AsPZ 10 schließlich<br />

entspricht der Kulturschicht C. Die palynologisch ermittelten<br />

Altersangaben für AsPZ 8–10 liegen im Bereich<br />

des 29. und 28. Jhs. v. Chr. Nach einem weiteren Hiatus<br />

bildet die Pollenzone AsPZ 11 den Abschluss der Stratigraphie.<br />

Sie entspricht der obersten Seekreidelage (Bef. 2/3)<br />

und dokumentiert nach den Untersuchungsergebnissen einen<br />

Wasserhochstand während des Frühmittelalters.<br />

6.3.3 Großrestanalysen<br />

Im Rahmen einer Magisterarbeit an der Universität Tübingen<br />

führte Sabine Karg archäobotanische Untersuchungen<br />

an Probenmaterial aus Allensbach-Strandbad durch (Karg<br />

1990). Bearbeitet wurden die bereits erwähnten Profilsäulen<br />

E2 und E3 sowie ein schichtweise verprobtes Viertelquadrat<br />

aus dem Nordprofil von Sn 34. Durch die systematische<br />

Auswertung der Großrestproben aus den Sedimentprofilen<br />

sollten Informationen zur Siedlungslage und<br />

zur Wirtschaftsform der neolithischen Siedlungen gewonnen<br />

werden. Die folgende Zusammenfassung bezieht sich<br />

vorwiegend auf diejenigen Resultate, die aus botanischer<br />

Perspektive zur Beurteilung der Schichtenbildung beitragen.<br />

Das Spektrum der nachgewiesenen Pflanzenreste, ihre<br />

anteilige Verteilung in den Schichten und ihre stratigraphische<br />

Lage können Hinweise auf den Ablagerungsort der<br />

Sedimente und damit zum Seepegel während der Ablagerung<br />

geben.<br />

Die Seekreide an der Basis (Schichten 12–14) des Profils<br />

von Allensbach-Strandbad enthält zum größten Teil Wasserpflanzenreste.<br />

Demzufolge lässt sich eine Schichtbildung<br />

im sublitoralen Milieu mit ganzjähriger Wasserbedeckung<br />

ableiten. In den Schichten 13ab und 14a/b sind zusätzlich<br />

Holzkohle und Kulturpflanzenreste eingeschwemmt. Sie<br />

könnten mit den von M. Rösch festgestellten jungneolithischen<br />

Kulturzeigerzonen AsPZ 3 und AsPZ 4a zusammenfallen.<br />

Die Wasserpflanzenanteile nehmen an der Basis von Schicht<br />

B zugunsten von Pionierpflanzen, die schlammige und periodisch<br />

überschwemmte Böden bevorzugen, ab. Für den<br />

Zeitpunkt der ersten Besiedlung vor Ort wird daher eine<br />

jahreszeitlich überflutete Uferbank angenommen. Da die<br />

Wasserpflanzen in der gesamten Kulturschicht nachzuweisen<br />

sind, liegt eine Besiedlung im seewärtigen Eulitoral,<br />

d.h. im ständigen Einflussbereich des Wassers, nahe. Zur<br />

Oberkante der Kulturschicht hin ist ein erneutes Ansteigen<br />

der Wasserpflanzenanteile zu beobachten.<br />

In der folgenden Seekreidesequenz (Schicht 7) dominieren<br />

Wasserpflanzen, so dass mit einem Anstieg des Wasserpegels<br />

gerechnet wird. Der Anteil der Wasserpflanzen geht in<br />

den Schichten 7a und 6 wieder zurück, und Schicht C bildet<br />

sich in vergleichbar teilüberflutetem Milieu wie Schicht<br />

B. Auch an der Oberkante von Schicht C stellt Karg eine<br />

erneute Zunahme von Wasserpflanzenresten fest. Dies lässt<br />

die Bearbeiterin vermuten, dass die Siedlungen wegen gestiegenem<br />

Wasserpegel verlassen oder verlagert wurden.<br />

Das Vorkommen von Wald-, Grünland-, Acker- und Kulturpflanzen<br />

beschränkt sich hauptsächlich auf Kulturschichten<br />

und angrenzende Seekreiden. Eine große Bedeutung<br />

kommt den häufig belegten Ölsaaten Lein und Mohn<br />

zu. An Getreidearten sind Gerste, Nacktweizen, Emmer<br />

und vereinzelt Einkorn nachgewiesen. In Schicht C fanden<br />

sich verkohlte Erbsen, zudem weist hier eine Zunahme der<br />

Winterfruchtunkräuter auf ganzjährigen Anbau hin. Als<br />

Ackerflächen dürften beschattete Rodungsinseln im nahen<br />

Umkreis der Siedlungen gedient haben. Die Sammelpflanzen<br />

stammen zumeist aus anthropogen entstandenen<br />

Waldstandorten.<br />

6.3.4 Untersuchungen zur Wirbellosenfauna<br />

Die Siebrückstände der Großrestanalyse aus Profilsäule E3<br />

und der separat beprobte Molluskenhorizont unter Kulturschicht<br />

C (Bef. 6) wurde durch Edith Schmidt (1990)<br />

auf subfossile Wirbellosenreste untersucht. Ziel war es, „ergänzende<br />

Informationen zur Beschreibung der Lebensräume<br />

und Ablagerungsbedingungen“ zu erhalten (Schmidt<br />

1990, 173).<br />

Die Proben wurden insbesondere auf die Artenzahl der<br />

Mollusken, die sämtlich auch rezent am Bodensee vorkommen<br />

(Schmidt 1990, 176), deren Individuenzahl und den<br />

anteiligen Gehalt an Lungenschnecken untersucht. In keiner<br />

der Schichten aus der Profilsäule fanden sich landlebende<br />

Schnecken oder Insekten. Hauptsächlich vertreten sind<br />

Süßwasserschnecken, die sich in Lungenschnecken und<br />

Kiemenschnecken differenzieren lassen. Lungenschnecken<br />

halten sich in Bereichen mit geringer Wasserbedeckung auf,<br />

da sie zum Atmen über vertikale Elemente (Pflanze, Stein,<br />

Pfahl) an die Wasseroberfläche gelangen müssen. Kiemenschnecken<br />

kommen in allen Tiefen des Sublitorals vor.<br />

Da landlebende Arten fehlen, ist anzunehmen, dass die<br />

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