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Hemmenhofener Skripte - Janus Verlag

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Trennspuren aus Schicht B (Taf. 14A,153) kann aufgrund<br />

seiner Rohform als Tüllenfassung (Typ C nach Suter 1981)<br />

angesprochen werden. Tüllenzwischenfutter, die zum Einsatz<br />

kleiner Klingen und als Dämpfer zwischen Knieholm<br />

und Klinge verwendet wurden, gelten als älteste bekannte<br />

Schäftungsform mittels Geweihfutter (Gross-Klee/Schibler<br />

1995, 167; Billamboz/Schlichtherle 1999, 60 f.<br />

mit Anm. 32). Sie sind in Südwestdeutschland, der Zentral-<br />

und der Ostschweiz mit Beginn des Jungneolithikums<br />

häufig vertreten, fehlen jedoch in der späten Pfyner Kultur<br />

und im frühen Horgen. Schibler (1997, 198 f.) erklärt das<br />

Fehlen der Zwischenfutter hypothetisch durch Rohmaterialverknappung<br />

in Folge von Überjagung des Rothirsches.<br />

Erst mit der mittleren Horgener Kultur lassen sie sich wieder<br />

vereinzelt nachweisen. In der Westschweiz sind sie dagegen<br />

vom frühen Cortaillod bis in die Lüscherzer Kultur<br />

durchgängig vorhanden, vermehrt jedoch nur während der<br />

Lüscherzer Kultur belegt (Gross-Klee/Schibler 1995,<br />

Abb. 97; Hafner/Suter 2000, Abb. 102).<br />

Wie das bereits in Kapitel 5.2.2 vorgestellte Zwischenfutter<br />

aus der Grabung Allensbach-Strandbad 1983 dürften auch<br />

bei den beiden unstratifizierten Geweihstücken Fragmente<br />

von Zapfenzwischenfutter vorliegen. Erhalten hat sich ein<br />

3 cm langer Zapfen (Taf. 14C,158), der für den Einsatz in<br />

Stangenholmen geeignet ist. Bei dem zweiten, stark zersplitterten<br />

Fragment ist der Absatz zwischen Kranz und<br />

Zapfen erkennbar (Kat.-Nr.160). Weitere stratifizierte Horgener<br />

Zapfenzwischenfutter kommen mittlerweile aus der<br />

im Jahre 2003 durchgeführten Rettungsgrabung von Allensbach-Standbad<br />

hinzu (Müller/Schlichtherle 2003,<br />

38 ff. Abb. 19; s. Vorwort Schlichtherle).<br />

Am Bodensee sind Zapfenzwischenfutter der Horgener<br />

Kultur aus datierten Schichten von Sipplingen-Osthafen<br />

bekannt. Dort bleiben sie auf die ins späte Horgen datierte<br />

Schicht 15 beschränkt, wobei klemmgeschäftete Fassungen<br />

früher belegt sind (Schicht 13 und 14) als stiellochgeschäftete<br />

Fassungen (Schicht 14 und 15) (Kolb 1993, 227 ff.;<br />

Abb. 42; Tab. 15). Weitere stratifizierte Zapfenzwischenfutter<br />

stammen von der Späthorgener Ufersiedlung Bodman-Weiler<br />

II (Köninger im Druck).<br />

In der West- und Zentralschweiz sind Zapfenzwischenfutter<br />

ab dem 39. Jh. v. Chr. fassbar. Hierbei handelt es sich um<br />

durch Stangenholme gesteckte Sprossenfassungen (Typ A<br />

nach Suter 1981). 26 Die eingesetzte Variante (Typ B nach<br />

Suter 1981) entwickelte sich in der Westschweiz ab dem<br />

38. Jh. v. Chr. zu einer häufig genutzten Schäftungsart bei<br />

mittelgroßen Beilklingen. Mit dem 37. Jh. v. Chr. ist diese<br />

neue Zwischenfuttertechnologie auch in der Zentral- und<br />

Ostschweiz zu belegen. Sie bleibt in diesem Raum jedoch,<br />

wie schon die Tüllenfassungen im späten Pfyn und im frühen<br />

Horgen, aus. Erst mit dem 33. Jh. v. Chr. sind dort<br />

Zapfenzwischenfutter in einer technischen Erneuerung,<br />

der Klemmschäftung in Knieholmen, wieder zu belegen.<br />

Im 32. Jh. v. Chr. sind sie am Bodensee stratifiziert nachzuweisen<br />

(Sipplingen-Osthafen, Schicht 13–15). Um 3100 v.<br />

Chr. setzt erneut die Verwendung von Stangenholmen mit<br />

Zwischenfutter ein. Dagegen ist in der Westschweiz eine<br />

durchgehende Belegung der Zapfenzwischenfutter festzustellen,<br />

wobei die Klemmfassung erst in der Lüscherzer<br />

Kultur auftritt.<br />

6.9 Holzartefakte<br />

6.9.1 Beilholme<br />

Aus Schicht B stammt ein nahezu vollständig erhaltener<br />

Knieholm aus Eichenholz mit paralleler Schäftungsgabel<br />

(Taf. 15,161) (Abb. 54) (zur typologischen Gliederung der<br />

Beilholme s. Winiger 1991, 84 ff.). Der Griff ist radial aus<br />

dem Stammholz gespalten, die Schäftungsgabel ist aus dem<br />

Astabgang gefertigt. Die Aussparung in der Gabelschäftung<br />

ist sehr schmal, so dass sie nur für den Einsatz einer<br />

direkt geschäfteten und sehr schmalen Klinge gedient haben<br />

kann. Gegabelte Knieholme sind am Bodensee, in der<br />

Ost- und Zentralschweiz bereits in der späten Pfyner Kultur<br />

bekannt und während der Horgener Kultur häufig belegt<br />

(Kolb 1993, 303 ff.; Gross-Klee/Schibler 1995, Abb.<br />

97; Hafner/Suter 2000, Abb. 102; Leuzinger 2002, 80<br />

f.). An den Jurafußseen fallen Gabelholme im Jungneolithikum<br />

und im Westschweizer Horgen offenbar vollständig<br />

aus (Gross-Klee/Schibler 1995, Abb. 97; Hafner/Suter<br />

2000, Abb. 102).<br />

Kopf und Griffansatz eines quer geschäfteten weiteren Beilholms<br />

aus Schicht B stammen von einem zierlichen Knieholm<br />

mit direkt geschäfteter Steinklinge 27 (Taf. 15,162).<br />

Abb. 54: Allensbach-Strandbad, Schicht B. Knieholm mit paralleler<br />

Schäftungsgabel in Fundlage (Foto E. Czarnowski).<br />

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