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Hemmenhofener Skripte - Janus Verlag

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Schicht Diabas<br />

48<br />

schliffen (Taf. 7,83.84). Bei drei Kieseln aus Kalkschiefer<br />

bleibt der Schliff nahezu auf die Schneide beschränkt (Taf.<br />

4,57.59; 8,95).<br />

Die beschriebenen Bearbeitungsspuren finden weitere Entsprechungen<br />

im unstratifizierten Fundbestand. Zu ergänzen<br />

wäre eine entlang des Sägeschnittes gebrochene, große<br />

unsymmetrische und dechselartige Beilklinge, die lediglich<br />

Schneidenschliff aufweist (Taf. 9,105).<br />

Sägeschnitt: Die Zurichtung der Rohform von Steinbeilen<br />

mittels Sägetechnik war in der Westschweiz vorübergehend<br />

während der Cortaillod-Kultur von Bedeutung (Furger<br />

1981, 96 unter Hinweis auf Willms 1980; vgl. Hafner/<br />

Suter 2000, 128). In der Pfyner Kultur war die Sägetechnik<br />

bekannt, jedoch nicht bestimmend. Außerhalb der<br />

Westschweiz wurde sie im Verlauf der Horgener Kultur<br />

zur gängigen Technik der Beilklingenherstellung (Winiger<br />

1981, 120 ff.; vgl. Gross-Klee 1995, 141).<br />

Im stratifizierten Fundbestand von Allensbach-Strandbad<br />

sind Sägeschnitte an drei Edelserpentinstücken zu beobachten<br />

(Taf. 4,56; 7,86.87). Im unstratifizierten Material sind<br />

Sägeschnittspuren an Edelserpentin (Taf. 10,114) sowie an<br />

Gabbro und Diabas vorhanden (Taf. 9,105.109.110). Sägeplatten<br />

hingegen, wie sie in den älteren Horgener Schichten<br />

von Sipplingen-Osthafen (Kolb 1993, 264), in Arbon<br />

Bleiche 3 (Leuzinger 2002, 52 ff.) oder am Petrushügel in<br />

Cazis (Primas 1985, 54 ff.) vorkommen, bleiben im Allensbacher<br />

Inventar aus. Möglicherweise liegt dies im geringen<br />

Fundaufkommen begründet. Sägeplatten fehlen jedoch<br />

auch in den jüngeren Horgener Schichten in Sipplingen.<br />

Die Verarbeitung der Rohmaterialien könnte auch außerhalb<br />

der Siedlung stattgefunden haben.<br />

Artefakte<br />

Serpentinit<br />

(davon<br />

Edelserpentin)<br />

– 2 8 (6)<br />

Bef. 2/3 – 5 (5) 1<br />

C 1 6 (3) –<br />

B 1? 4 (2) 3<br />

Kalkschiefer Grauwacke Sonstige<br />

Die Beilklingen, die trotz der geringen Anzahl an Funden<br />

einen großen Variantenreichtum aufweisen, können innerhalb<br />

des Allensbacher Fundinventars in Anlehnung an das<br />

Gliederungssystem von J. Winiger (1991) in vier Kategorien<br />

gegliedert werden:<br />

• Große Beilklingen (> 125 g)<br />

• Mittelgroße Beilklingen (35–125 g)<br />

• Edelserpentinklingen<br />

• Kleine Beilklingen (kleine Abschlagsbeile und<br />

Kalkkiesel mit Schneidenschliff)<br />

2 2<br />

_<br />

–<br />

_<br />

–<br />

Tab. 6: Beilklingen nach Herkunft und Gesteinsarten gegliedert.<br />

_<br />

_<br />

–<br />

Große Beilklingen: Die großen Beilklingen sind direkt geschäftet<br />

und eine Funktion als Fällbeil kann in der Regel<br />

vorausgesetzt werden (Winiger 1991, 86 ff.). Aus dem stratifizierten<br />

Fundmaterial von Allensbach liegen drei Artefakte<br />

mit einem Gewicht von über 175 g vor: Zwei vollständig<br />

überschliffene Beilfragmente aus Schicht B haben<br />

einen abgerundeten bis leicht zugespitzten, rechteckigen<br />

Querschnitt (Taf. 4,52.54). Auffällig ist der asymmetrisch<br />

geschliffene Nacken des Klingenfragments Kat.-Nr. 52.<br />

Aus Schicht C stammt die bereits erwähnte walzenförmige<br />

Klinge mit ovalem Querschnitt (Taf. 7,82). Die Form ist<br />

in den überwiegend durch mittelgroße Rechteckbeile geprägten<br />

Fundinventaren der Horgener Kultur am Bodensee<br />

eher selten vertreten (vgl. Kolb 1993, 267; Köninger 1999,<br />

Abb. 5).<br />

Die zweite walzenförmige Klinge (Taf. 9,106) ist eine<br />

der vier unstratifizierten großen Beilklingen (Taf.<br />

9,105.106.109.110). Zwei weitere unförmige Klingenfragmente<br />

weisen Sägeschnitte auf und sind nur flüchtig überarbeitet<br />

(Taf. 9,105.110). Auffällig ist die Klinge mit leicht<br />

einziehend überpickten Schmalseiten (Taf. 9,109). Sie besitzt<br />

jedoch insbesondere durch ihre Nackenform wenig<br />

Ähnlichkeit mit den von A. R. Furger (1981, 22) kategorisierten<br />

„Klingen mit eingezogenen Schmalseiten“ .<br />

Mittelgroße Beilklingen: Beilklingen dieser Größe dürften je<br />

nach Querschnitt und Form indirekt oder direkt geschäftet<br />

gewesen sein. Aus Schicht B liegt eine überschliffene Klinge<br />

mit annähernd rechteckigem Querschnitt vor (Taf. 4,53),<br />

aus Schicht C ein Nackenfragment mit Vollschliff (Taf.<br />

7,88). Ohne Schichtzusammenhang sind drei weitere mittelgroße<br />

Beilklingen (Taf. 9,107.108.111), wobei zwei davon<br />

eine ausgeprägte Rechteckform aufweisen und weitgehend<br />

überschliffen sind.<br />

Edelserpentinklingen: Klingen und Bruchstücke aus Edelserpentin<br />

liegen aus Schicht B (Taf. 4,56.58), Schicht C (Taf.<br />

7,85–87), aus der darüber liegenden Seekreide (Bef. 2/3)<br />

(Taf. 8,93.94.96.97; Kat.-Nr. 98) und unstratifiziert vor<br />

(Taf. 10,113–117; Kat.-Nr. 118). Mit einer erheblichen<br />

Form- und Größenvarianz von mittleren bis kleinen Klingen<br />

machen sie einen beträchtlichen Teil des gesamten Beilklingeninventars<br />

aus. Ihre Schäftung dürfte durch Zwischenfutter<br />

erfolgt sein (Billamboz/Schlichtherle 1999,<br />

63). Zwei der Edelserpentinklingen besitzen einen mehrkantigen<br />

Querschnitt (Taf. 7,87; 10,117). Im Falle von Kat.-<br />

Nr. 117 ist eine schmale Schneide ausgearbeitet, was eine<br />

Verwendung als Dechsel ermöglicht. In Größe und Querschnitt<br />

vergleichbare Artefakte aus Hünenberg-Chämleten<br />

werden als Produktionsreste beschrieben (Hafner u. a.<br />

1996, 108; Abb. 127; Abb. 137,2.3). Eine Beilklinge (Taf.<br />

10,113) fällt durch ihre ungeschieferte Struktur aus dem<br />

Spektrum der übrigen geschieferten Edelserpentinklingen<br />

heraus. Möglicherweise liegt dies in einem anderen Herkunftsgebiet<br />

begründet.<br />

Kleine Beilklingen: Aus Schicht C liegen neben den kleinen<br />

Edelserpentinbeilen weitere kleine Klingen vor (Taf.<br />

7,83.84). Sie wurden aus Geröllabschlägen oder Splittern<br />

durch eine flüchtige Überarbeitung gefertigt. Aufgrund

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