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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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106<br />

Ufer schlafen zu legen, wo die frischen Spuren deutlich den regelmäßigen Spaziergang<br />

zahlreicher Bären anzeigten. Ein einziger Schlag mit der Tatze solch eines Vorübergehenden<br />

hätte hingereicht, das Bat und seinen Inhalt zugleich zu zermalmen. 20<br />

Meine Gefährten jedoch beruhigten mich durch die Versicherung, dass ein Einzelner<br />

zwar <strong>einer</strong> solchen Gefahr ausgesetzt sein möchte, dass aber der Bär vor <strong>einer</strong> Gesellschaft<br />

<strong>von</strong> mehreren Menschen, deren Dasein ihm durch seinen feinen Geruchssinn<br />

sofort kenntlich wird, stets in ehrfurchtsvoller Entfernung bleibe. Wirklich bestätigte<br />

sich das auch, denn weder hier noch am nächstfolgenden Lagerplätze haben wir am<br />

folgenden Morgen frische Spuren in unmittelbarer Nähe der Fahrzeuge gefunden. —<br />

Zwar hatte ich es ein paarmal nicht unterlassen mögen, die Decke zu lüften und zu<br />

sehen, ob etwa Michail Iwanowitsch Taptuygin (wie der Bär [308] hier scherzweise genannt<br />

wird) im Anmarsche sei, doch hatten mir die jedesmal zuströmenden Mücken<br />

die Fortsetzung dieser Versuche bald verleidet.<br />

Nach kurzer und mangelhafter Ruhe brachen wir am 3. August sehr früh wieder<br />

auf, um zeitig genug an den Perewost <strong>von</strong> Schapina zu gelangen. Aber dort mussten<br />

wir länger, als uns lieb war, auf die Ablösung unsrer Mannschaft warten. Wir fanden<br />

in dem unbewohnten Gebäude noch alles so, wie wir es vor zwölf Tagen verlassen<br />

hatten, auch die Mücken noch unvermindert, obschon sie mir hier nicht so schrecklich<br />

vorkamen als zu Tolbatschik. Sie hinderten mich hier wenigstens nicht, ein Paar<br />

Vögel zu schießen: eine junge Muscicapa parva und selbst ein diesjähriges Exemplar<br />

<strong>von</strong> Emberiza rustica. — Während der Fahrt waren mir in diesen Tagen nur einige<br />

wenige Wasservögel zum Schuss gekommen und unter diesen nichts für mich Neues;<br />

am häufigsten waren uns kleine dichtgedrängte Familien der Ente Schirok (Anas<br />

Crecca) mit fast ganz erwachsenen Jungen, an den Flussufern schwimmend, begegnet.<br />

Durch die Gastfreundlichkeit der Einwohner waren wir bisher immer reichlich<br />

mit Milch und Beeren versehen worden und die Leute <strong>von</strong> Schapina waren die ersten,<br />

die nichts <strong>von</strong> dieser uns fast schon zum Bedürfnis gewordenen Erfrischung mitbrachten.<br />

Zum Glück hatte der gute Tajon <strong>von</strong> Maschura die reichlichen Spenden der<br />

Übrigen so haushälterisch wahrgenommen, dass unser Vorrat noch aushielt. — Wir<br />

schifften nun bei schon sehr gesunkener Sonne weiter. Nicht weit oberhalb Schapina<br />

bemerkten wir den ersten hohen Jar auf diesem Rückwege; weiter unten am Fluss fällt<br />

diese Bildung der Ufer bei geringer Höhe weniger ins Auge. — Der gegenwärtige, der<br />

einen ziemlich regelmäßigen Halbkreis beschreibt, gehört zu den bedeutendsten am<br />

Flusse. Wie ich später erfuhr, sollen hier vor einiger Zeit Mammutsknochen gefunden<br />

worden sein, man konnte mir aber nicht sagen, wer da<strong>von</strong> etwas verwahrt [309]<br />

hatte. — Vielleicht wäre das Aufsuchen <strong>von</strong> Verst<strong>einer</strong>ungen an diesen senkrechten<br />

Wänden mit besonderer Aussicht auf Erfolg verbunden.<br />

Der Anblick der Vegetation hat hier schon vieles <strong>von</strong> der ermüdenden Einförmigkeit<br />

abgelegt, die ihn weiter unten bezeichnet. Schon seit Tolbatschik sieht man<br />

viel jenen kolossalen Strauch, der dem europäischen Faulbeerbaume (Padus) so nahe<br />

20 ... schwer zu verletzen statt zu zermalmen. [Nachträgliche Korrektur des Verfassers, S. 173.]

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