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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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lich häufig, wenn auch immer einzeln vorkam und ganz die nämliche Lebensweise<br />

wie der bei Peter-Pauls-Hafen im Herbst bemerkte Plectrophanes zeigte. — Korondaschew<br />

rief uns vom Ufer des Binnenwassers <strong>nach</strong> dem Seestrande, wo er einen<br />

ausgeworfenen Walfisch bemerkt hatte. — Leider war dieser, ein verhältnismäßig<br />

kleines Exemplar, schon <strong>von</strong> anderen Menschen gefunden und des Specks wegen so<br />

zerschnitten [402] worden, dass vom Körper wenig zu unterscheiden war; doch hatte<br />

sich der größte Teil des Kopfs erhalten und ich habe es <strong>nach</strong>her oft bereut, <strong>von</strong> diesem<br />

nicht rasch eine Zeichnung genommen zu haben, die namentlich der schön gekräuselten<br />

Barten wegen immer noch wünschenswert sein mochte. — Doch war es schon<br />

so spät am Tage, dass wir eilen mussten, um vor der Nacht noch über das Haff an der<br />

Mündung zu kommen; dazu begünstigte die niedrige Temperatur und das Erstarren<br />

der Hände das Zeichnen in jenen Tagen überhaupt sehr wenig.<br />

Nicht lange <strong>nach</strong>her sahen wir einen viel größeren lebenden Walfisch in sehr geringer<br />

Entfernung vom Strande, wo er beständig hin- und herschwamm und dabei<br />

dem Ufer so nahe kam, dass ich schon der Hoffnung Raum gab, ihn festsitzen zu sehen;<br />

wir hätten dann seinetwegen dort unser Nachtlager aufgeschlagen. Aber meine<br />

Begleiter versicherten mir, dass gerade hier die Tiefe sehr beträchtlich sei; wirklich sahen<br />

wir ihn auch allmählich sich wieder entfernen. So oft sein schwärzlicher, stark mit<br />

Balanen und anderem Muschelwerk besetzter Körper (vom Kopfe sah man immer nur<br />

den oberen Teil) zum Vorschein kam, stürzten sich massenhaft zusammengedrängte<br />

Gesellschaften <strong>von</strong> Möwen mit reißender Geschwindigkeit auf ihn herab; sie bedeckten<br />

sofort den über dem Wasser befindlichen Teil und fielen gierig über die daran<br />

festsitzenden Weichtiere her; war er untergetaucht, so verfolgten sie ihn fliegend, bis<br />

er wieder auftauchte. — Die hier sehr zahlreichen Möwen schienen meistens zu Larus<br />

glaucescens oder glaucopterus (?) zu gehören; ich erhielt zwei da<strong>von</strong> auf einen Schuss.<br />

Wir näherten uns nun der Mündung der Bolschaja Reká, wie vorher schon einzelne<br />

Trümmer des ehemaligen Schiffs „Alexander“ uns verkündet hatten. Die Koschka<br />

wird hier wieder etwas hügelig, sie besteht aus grobem, nur sparsam mit Strandpflanzen<br />

[403] bewachsenem Sande, der mit unzähligen großen und kleinen Stücken <strong>von</strong><br />

Treibholz übersät ist. Als wir endlich bei den beiden Schuppen am Ufer des Haffs<br />

angekommen waren, suchten wir eine Zeitlang vergebens <strong>nach</strong> dem Bat, welches uns<br />

die Kosaken hierherzuschicken versprochen hatten. Wir fanden es endlich, aber es<br />

war am Boden so durchlöchert, dass wir an Benutzung desselben gar nicht denken<br />

konnten. — Schon sahen wir uns <strong>nach</strong> Treibholzstämmen um, aus denen wir ein<br />

Floß zur Überfahrt zusammenfügen wollten, als plötzlich auf der Koschka jenseits<br />

der Flussmündung ein Büchsenschuss fiel; gleich darauf sahen wir einen Mann, der<br />

ein großes robbenartiges Tier aus dem Wasser zog. — Wir eilten nun, ihn durch<br />

Schießen, Winken usw. herbeizurufen; er kam auch bald in einem Bat zu uns herüber.<br />

Er und seine Frau befanden sich hier im Auftrage der Gemeinde <strong>von</strong> Opatscha,<br />

zu der sie gehörten, auf der Nerpen­Jagd, um den Winterbedarf der Ortschaft an<br />

Fett, namentlich Brennöl, herbeizuschaffen. Sie stellten sogleich aufs Gefälligste das

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