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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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man im Orte selbst durch zahlreiche Strohfeuer (Dümokuri) sich zu schützen suchte.<br />

Diese durch ein Gemisch <strong>von</strong> Stroh, trockenem Gras und Holzspänen unterhaltenen<br />

Rauchsäulen sind ein wesentliches Bedürfnis der Wohnungen in gegenwärtiger Jahreszeit;<br />

man verfertigt dazu besondere flache Becken aus Ton und stellt dieselben vor<br />

die Haustüren, vor jedes offene Fenster und bald da, bald dort ins Innere der Häuser.<br />

Bei gutem Wetter halten sich die Einwohner gern den ganzen Tag über im Freien<br />

auf, wo man mehr <strong>von</strong> den hilfreichen Einflüssen der Zugluft erwarten kann und<br />

zugleich den Rauch des Küchenfeuers, das hier im Sommer gewöhnlich unter freiem<br />

Himmel angemacht wird, gegen die Mücken benutzt. Selbst Kühen und Pferden<br />

pflegt man um diese Jahreszeit Feuer anzuzünden, in dessen Rauch sie, gruppenweise<br />

umhergelagert, ihre Köpfe strecken. Auch die bei den Häusern sich aufhaltenden<br />

Hunde flüchten sich unter die aufsteigenden Rauchsäulen oder selbst am Tage noch<br />

in die Gruben, welche sie sich zum Nachtlager scharren. Diese Gruben haben Ähnlichkeit<br />

mit den Lagern der Hasen, sind aber tiefer und schärfer begrenzt.<br />

Wir wurden hier im Hause des Tajon freundlichst bewirtet und <strong>nach</strong>dem man<br />

uns noch vortreffliche Milch mit den sehr schmackhaften Beeren der Shimalost <strong>nach</strong><br />

Landesart als Erfrischung mit [287] auf den Weg gegeben, schwamm unser frisch bemanntes<br />

Fahrzeug bald wieder den Strom hinab. Die Hitze ward nun sehr groß, aber<br />

bei völlig heiterem Himmel zeigte der Horizont doch stark den hier sehr gewöhnlichen<br />

Höhenrauch. Die Breite des Flusses hat hier bedeutend zugenommen, die überall<br />

flachen Ufer sind meist mit Weiden bewachsen und das Nadelholz verschwindet<br />

in dieser Gegend ebenso allmählich, wie es oberhalb Kirgani sich zu zeigen begann.<br />

Es war schon ganz finster, als wir bei der am linken Ufer gelegenen Ortschaft<br />

Uschki, welche fünf Häuser zählt, ankamen. In der Wohnung des Tajons ward Tee<br />

und Abendessen eingenommen und dann gleich mit frischer Mannschaft weiter<br />

gereist. Der sehr ruhige breite Strom erlaubt nämlich hier die Nacht durch zu fahren;<br />

auch wurden wir, eben s<strong>einer</strong> Breite wegen, dabei <strong>von</strong> den Mücken nur wenig<br />

belästigt.<br />

Der 25. Juli sollte uns nun endlich <strong>nach</strong> Klutschi bringen, dem kultiviertesten<br />

Orte <strong>von</strong> ganz Kamtschatka. Mein Begleiter Nikolai Korschunow, der daselbst seine<br />

junge Frau nebst deren Angehörigen wiedersehen sollte, nahm mit steigender Ungeduld<br />

jedes Zeichen der Annäherung wahr. Von der kleinen Ortschaft Kresti, am<br />

rechten Ufer des Flusses, die wir in den Morgenstunden erreichten, zählt man nur<br />

noch 33 Werste bis dahin. Schon in Uschki hatte man uns gesagt, dass der Starost<br />

<strong>von</strong> Klutschi sich eben in Kresti befand; dieses erste Wiedersehen eines befreundeten<br />

Nachbars vermehrte noch die Sehnsucht meines <strong>Reise</strong>gefährten. Wir hatten uns daher<br />

dem kleinen Orte kaum genähert, als er ihn schon durch wiederholtes Abfeuern<br />

seines Gewehrs begrüßte, wobei er uns alle zur Verstärkung dieses landesüblichen<br />

Ehrenfeuers antrieb. Der Eifer, mit dem er schon hier sein kostbares Pulver verschoss,<br />

zeugte nicht weniger <strong>von</strong> dem hohen Werte des Tages für ihn, als die unermüdliche<br />

Geduld, mit welcher er <strong>nach</strong> jedem Schusse sein <strong>nach</strong> kamtschatkischer Art mit Rie-

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