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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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den drei Gebirgspanoramen, deren Aufnahme mir zu Starii Ostrog, zu Milkowa und<br />

Klutschi möglich war, keinen besseren Gebrauch machen, als indem ich sie den seinigen<br />

in jener dritten Abteilung seines Werks beigesellte. [363] Die Nacht vom 10.<br />

auf den 11. September war empfindlich kalt und am Morgen hatten wir Mühe, uns<br />

notdürftig zu erwärmen. Kaum aber hatte die Sonne den Kamm überstiegen, als auch<br />

rasch alle Kälte verschwand. Wir zogen nun über Berge <strong>von</strong> allmählich abnehmender<br />

Höhe weiter, auf schmalen steinigen und überhaupt sehr schlechten Wegen, doch<br />

vermehrte sich mein Fußschmerz nicht, vielleicht weil ich seinetwegen viel zu Pferde<br />

war. In einem mit Trümmergestein überschütteten Tale bemerkten wir auffallend<br />

viele Mäuselöcher, hörten und sahen aber keine Mäuse. — Die beiden Geleitsmänner<br />

<strong>von</strong> Natschiki gingen voraus, um an der Bannaja Reká Fische zu fangen. Das Land<br />

wird in dieser Gegend offener und wieder regelmäßig mit lichtem Birkenwalde bedeckt.<br />

Auf den kleinen Grasplätzen, welche diesen gewöhnlich unterbrechen, fiel mir<br />

hier plötzlich ein ungeheures Doldengewächs auf, welches die Gegend sehr eigentümlich<br />

bezeichnet und daselbst vereinzelt, aber zahlreich vorkommt. Man nannte<br />

mir es sogleich mit dem mir schon bekannten Namen Medweshie Koren (Bärenwurzel);<br />

es hat viel Ähnlichkeit mit unsrer Angelica sylvestris, ist aber viel höher und stärker.<br />

Seltsamerweise sieht man es nur auf einem schmalen Streifen dieses westlichen<br />

Teils der Halbinsel, um die Flüsse Bannaja und Bolschaja Reká her; auf dieser Strecke<br />

kommt es häufig, gleich in der Nachbarschaft aber schon gar nicht vor. Die großen,<br />

mehrfach geteilten Dolden geben dem rötlichen, ganz aufrechten Stängel, der zehn<br />

bis zwölf Fuß hoch wird und einen Durchmesser <strong>von</strong> ungefähr fünf Zoll in der Dicke<br />

hat, ein besonders prächtiges Ansehen. Die Stängelblätter sind jetzt meistens vom<br />

Frost getötet und hängen wenig sichtbar herab, was den Eindruck, den die schlanke,<br />

säulenförmige Gestalt des Ganzen macht, noch verstärkt.<br />

Wir stiegen nun allmählich <strong>von</strong> den Gebirgen herab und sahen mehrmals weit<br />

über die Waldflächen des westlichen Teils der Halbinsel hin. An solch <strong>einer</strong> Stelle<br />

schoss ich noch ein vermutlich [364] auf dem Durchzug begriffenes Exemplar <strong>von</strong><br />

Sylvia Calliope. — Gegen Südwesten hatten wir eine Zeitlang den Anblick der Opalskaja<br />

Sopka, des Kegelberges, welcher diesen westlichen Teil der Halbinsel weithin bezeichnet.<br />

Die Form ist ungefähr die der Shupanowa Sopka; wir sahen keinen Rauch<br />

auf dem Gipfel, doch soll sie zuweilen noch brennen. Die Bergketten in der Nachbarschaft<br />

dieses vulkanischen Kegels sind <strong>von</strong> wenig beträchtlicher Höhe, besonders<br />

<strong>nach</strong> der Seite des Meeres hin; erst weiter <strong>nach</strong> Südosten erheben sich wieder bedeutendere<br />

Gebirgsmassen.<br />

An der Bannaja Reká fanden wir unsre Begleiter wieder, sie hatten Golzi der beiden<br />

Verschiedenheiten und etliche Krasnaja Ribá gefangen, die sogleich zum Mittagessen<br />

verwendet wurden. Die Vergleichung der beiden Forellen bestärkte mich auch<br />

hier in der Ansicht, dass beide verschiedene Spezies sein müssten, namentlich schien<br />

mir den Kamenoi Golez immer der Einschnitt in der Oberlippe zu bezeichnen. — Die<br />

Gegend nahm nun immer mehr den Charakter der waldbedeckten Ebenen an; wir be-

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