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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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zelnen strauchartigen Weiden und Shimalost, um die Ufer her aber mit zusammenhängenden<br />

Weidengebüschen bewachsen. Hier findet man auch schon sehr zahlreich,<br />

besonders auf trockenem Boden, die verschiedenen strauchartigen Spiräen (Sp. Salicifolia<br />

[?], Sp. betulifolia und Sp. chamaedrifolia). Zur Rechten des Weges macht der<br />

Fluss Buystraja Reká viele Krümmungen am Fuß der Bergkette, bald aber wird die<br />

Aussicht verschlungen durch einen äußerst weitläufigen, sehr lichten Birkenwald, der<br />

vorzugsweise der große (bolschoi beresnik) genannt wird. Der Boden darin ist meistens<br />

mit kurzem Grase bedeckt, weiterhin wird er unebener und zeigt viel Unterholz<br />

<strong>von</strong> Kedrownik. Hier nähert sich ein, obwohl niedriger, Zweig der Bergkette zur Linken,<br />

er dient gleichsam zur Einfassung der hohen und weitläufigen Wiesenfläche, die<br />

gegen den Fuß des Hauptgebirges hin eine weite, größtenteils sumpfige Senkung hat;<br />

auf dieser und auf den be<strong>nach</strong>barten Bergen sind allem Anschein <strong>nach</strong> die Quellen<br />

des Kamtschatka-Flusses. Die der ganz entgegengesetzt abfließenden Buystraja Reká<br />

müssen sich ebenfalls in dieser Gegend befinden, die man wohl mit Grund das Herz<br />

der Halbinsel nennen möchte. Wir zogen beständig auf dem oberen Rande des weiten<br />

Talgrundes hin, den zur Linken sanfte, mit lichtem Birkenwald und Kedrownik<br />

[259] bewachsene Höhen begrenzen, bis wir endlich den neugeborenen Kamtschatka-<br />

Fluss überschritten, der an dieser Stelle schon in einem ziemlich breiten kiesigen Bette<br />

daherrauscht. Ufer und Umgegend zeigen hier schon wieder schönen hochstämmigen<br />

Wald <strong>von</strong> Birken und Pappeln. Letztere bekleiden unmittelbar die Ufer, die<br />

Birken aber mehr die be<strong>nach</strong>barten niedrigen Höhen, Zweige der Hauptgebirgsketten,<br />

die sich hier <strong>von</strong> beiden Seiten her nähern. Die damit abwechselnden vollkommen<br />

ebenen Täler zeigen den üppigsten Graswuchs und sehen so fruchtbar aus, dass man<br />

sie für äußerst geeignet zum Ackerbau halten sollte; dieser Meinung waren auch die<br />

Brüder Korschunow.<br />

Bei den Qualen, welche mir die Mücken so lange bereitet hatten, war ich stets auf<br />

unser Eintreffen im Gebiete des Kamtschatka-Flusses gespannt gewesen, denn man<br />

hatte mir versichert, dass diese Landplage daselbst am schlimmsten sei. Wirklich<br />

fand ich das heute schon bestätigt, obgleich diese hoch gelegene Gegend immer noch<br />

weniger als andere damit behaftet ist. Ein plötzlich aufgestiegenes Gewitter zog über<br />

uns hin; es erfolgten nur zwei oder drei sehr heftige Schläge, zugleich aber gewaltiger<br />

und ziemlich anhaltender sehr warmer Regen. — Schon früher hatte mir Maximin<br />

Korschunow gesagt, dass in solch einem Falle die Mücken am schärfsten stechen,<br />

jetzt aber empfand ich selbst einen Grad dieses Übels, <strong>von</strong> dem ich mir früher keine<br />

Vorstellung hatte machen können. Es ist wohl natürlich, dass die <strong>von</strong> Kindheit auf<br />

daran gewohnten Eingebornen weniger leiden als Fremde; meine <strong>Reise</strong>gefährten erstaunten<br />

täglich über die unzähligen Beulen, mit welchen mein Gesicht und Hals<br />

beständig bedeckt waren, während bei ihnen die schmerzhaften Stiche wenig oder<br />

gar keine Spuren zurückließen. Heute aber ging es mir am kläglichsten, als wir unmittelbar<br />

<strong>nach</strong> dem Regen durch ein mit ungemein hohem Grase bewachsenes Tal<br />

zogen. Hier ward ich <strong>von</strong> Schmerz und vergeblicher Anstrengung so angegriffen,

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