29.01.2013 Aufrufe

Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

39<br />

gern frei auf Spitzen der Sträucher und auf Baumästen; ich hörte nur einfache, leise,<br />

doch etwas rau klingende Locktöne <strong>von</strong> ihm.<br />

In dieser zweiten Hälfte des Junimonats erschien hier eine kleine Sylvia, die ich<br />

anfänglich, besonders wegen ihres heuschreckenartigen Gesanges, für die europäische<br />

S. Locustella hielt. Doch unterscheidet sie sich bei näherer Vergleichung durch<br />

etwas kl<strong>einer</strong>e Gestalt und stärker gestecktes Gefieder, auch pflegt sie nicht wie jene<br />

den Schwanz fächerartig auszubreiten. Sie lebt im Sommer vereinzelt überall in den<br />

Birkenwäldern <strong>von</strong> Kamtschatka, wo sie vorzugsweise die offenen, mit dichtem Gebüsch<br />

<strong>von</strong> strauchartigen Spiräen bewachsenen Stellen bewohnt. Ich bemerkte nicht,<br />

dass sie die Nachbarschaft des Wassers etwa besonders liebt. Der Vogel, den Latham<br />

und Pennant Awatscha Warbler (Sylvia Awatscha) nennen, kann wohl kaum etwas<br />

anderes als der gegenwärtige sein.<br />

Ein kl<strong>einer</strong> Wasserläufer, in dem ich nur Totanus Glareola, Bechstein (wohl zu<br />

unterscheiden <strong>von</strong> Trynga Glareola, Pallas) erkennen konnte, zeigte sich einzeln<br />

hier und da an den Ufern; ich erhielt den ersten am 21. Juni.<br />

Um diese Zeit hörten wir auch viel den bekannten Ruf des Cuculus canorus. Drei<br />

Exemplare der Art, die ich am 23. und 25. Juni schoss, zeigten durchaus keinen Unterschied<br />

<strong>von</strong> unserem Kuckuck, obwohl mir damals schon das an unseren Wiedehopf<br />

erinnernde Geschrei sehr aufgefallen war, das man hier dem Kuckuck zuschreibt und<br />

das auch wirklich neben jenem anderen <strong>von</strong> ihm herzurühren scheint.<br />

Sehr einzeln kommt auch unsre Feldlerche (Alauda arvensis) hier vor; am 23. erhielt<br />

ich ein Exemplar auf den Wiesenflächen des Kalachtyrka-Flusses.<br />

[199] Am spätesten fiel mir die Ankunft der Sylvia Certhiola des Pallas auf, eines<br />

Vogels, der nicht wenig zur Bezeichnung des Landes um diese Jahreszeit beiträgt.<br />

Man sieht ihn vereinzelt auf den kl<strong>einer</strong>en, den Waldwuchs unterbrechenden Grasfluren<br />

und hört daselbst viel feinen angenehmen, aus nur <strong>einer</strong> Strophe bestehenden<br />

Gesang. Der Vogel beginnt denselben, indem er senkrecht in die Höhe steigt,<br />

und schließt ihn im Augenblick des Niedersetzens auf irgendeine hervorragende<br />

Spitze. Dieser Gesang hat ungefähr die Silben: „dack! dack! dack! zewi! zewi! zewi!“<br />

— die letzten erhalten ein etwas rascheres Zeitmaß und werden mehr ineinander<br />

verschmolzen.<br />

Zu den Vögeln, die ich jetzt <strong>von</strong> Neuem antraf, <strong>nach</strong>dem ich die Arten bereits im<br />

Herbst hier eingesammelt hatte, gehört zunächst die hiesige weiße Bachstelze (Motacilia<br />

lugens, Illiger), die bei Pallas als eine Varietät der europäischen aufgeführt wird,<br />

aber gewiss als Art verschieden ist. — Sie hatte jetzt ihr Sommerkleid angelegt, welches<br />

auch am Oberleibe viel Schwarz zeigt; das breite Weiß der hinteren Schwungfedern<br />

bezeichnet immer die Art.<br />

Anthus arboreus und Motacilla Boarula zeigten sich ebenso einzeln wie im Herbste<br />

des vorigen Jahres.<br />

Sylvia Calliope (Turdus camtschatkensis der Autoren) scheint in der Gegend <strong>von</strong><br />

Peter-Pauls-Hafen besonders heimisch zu sein, denn wir bemerkten sie auch in die-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!