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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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rade Stängel ist oft <strong>von</strong> halber Mannshöhe. — Die Mücken waren auch hier weniger<br />

zahlreich als anderwärts in ähnlichen Wäldern; auch fehlte es nicht an Singvögeln<br />

der nämlichen Arten, die ich um Peter-Pauls-Hafen her angetroffen. Ich schoss ein<br />

Exemplar <strong>von</strong> Emberiza rustica, nebst einem <strong>von</strong> Sylvia chloris und bei der Rückkehr<br />

am Rande des Waldes noch einen jungen Grünling. Näher den Häusern, mithin an<br />

<strong>einer</strong> den Mücken wenig oder gar nicht ausgesetzten Stelle, fand ich im Schatten eines<br />

kleinen Gesträuchs endlich auch das so lange vergeblich gesuchte Nest der Emberiza<br />

aureola. Neben vier Jungen enthielt es wirklich noch ein unfruchtbares Ei, das mit<br />

dem des europäischen Rohrammers (E. Schoeniclus) viel Ähnlichkeit hat. Dasselbe<br />

gilt <strong>von</strong> der Gestalt des Nestes, welches aber <strong>nach</strong> Lerchenart in den Boden gebaut ist.<br />

— Zu Hause ward ich später sehr angenehm überrascht durch den Starosten, der mir<br />

die <strong>von</strong> seinem Bruder diesen Morgen geschossenen Vögel brachte. Das Hauptstück<br />

war ein stattliches Exemplar des großen weißschultrigen Fischadlers; dazu kamen<br />

noch zwei Enten Anas Marila?. Nachmittags beschäftigte mich das Zeichnen des Fisches<br />

Golez (Salmo Callaris, Pall.) und das Ausstopfen der Vögel.<br />

Am 27. Juli früh war das Wetter vortrefflich und die Fernsicht völlig klar. Ich<br />

zeichnete den größten Teil der Bergansicht und fuhr dann auf einem Bat den Fluss<br />

hinab, um auf dem nordöstlich <strong>von</strong> Klutschi gelegenen See <strong>von</strong> Chartschinsk der<br />

Entenjagd <strong>nach</strong>zugehen. Dieser dem steil aufsteigenden Schewelutsch be<strong>nach</strong>barte<br />

See steht durch einen kleinen, schmalen Fluss mit dem Kamtschatka-Fluss in Verbindung<br />

und ist weit und breit <strong>von</strong> Sümpfen [292] umgeben, wo viel Weidengebüsch<br />

mit weitläuftigen Dickichten <strong>von</strong> mannigfachen Wasserpflanzen abwechselt. Hier<br />

begegneten wir unzähligen Enten verschiedener Art, die zum Teil ihre fast ganz erwachsenen<br />

Jungen noch führten. In der Nähe der Flussufer war es hauptsächlich die<br />

Ente Gogol (Anas Clangula); mehr auf dem Innern des Sees zeigten sich die übrigen<br />

Arten, teils einzeln, teils in kleinen Gesellschaften schwimmend und fliegend. —<br />

Die beträchtlich große schwarze Sammet-Ente (Anas fusca?), hier Turban genannt,<br />

die man weithin an dem weißen Spiegel und dem lebhaften Rot des Schnabels und<br />

der Füße erkennt, sah ich fast immer nur in ziemlicher Höhe fliegen, kam jedoch<br />

bei dem entschiedenen Jagdunglück, welches mich den Tag über verfolgte, niemals<br />

zum Schuss auf sie. Bei den Übrigen schien es mir ganz unmöglich, einen Vogel<br />

sofort niederzuschießen; jeder einzelne, den ich erhielt, ward mir erst <strong>nach</strong> großem<br />

Aufwande <strong>von</strong> Zeit und Munition. So verfolgte ich ein Exemplar der Entenart, die<br />

man hier Wostrochwost (Spitzschwanz) nennt, mit dem Bat auf unzähligen Umwegen<br />

bis mitten in den See, <strong>nach</strong>dem ich es mit <strong>einer</strong> Menge <strong>von</strong> Schüssen getroffen,<br />

aber nicht am Weiterschwimmen gehindert; und als ich es endlich getötet hatte, fand<br />

ich die Art nicht verschieden <strong>von</strong> der in Europa sehr verbreiteten Anas acuta. — So<br />

war auch die Ente Swishuch nichts anderes als Anas Penelope, die Ente Schirok Anas<br />

Crecca.<br />

Wir gelangten allmählich bis zum nordwestlichen Ufer des Sees, wo nahe dem<br />

Fuße des Schewelutsch ein felsiger Höhenzug aufragt. Hier sind zahlreiche Quel-

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