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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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35<br />

DenkwürDIgkeIten eIner reIse<br />

<strong>nach</strong> Dem russIschen amerIka,<br />

<strong>nach</strong> mIkronesIen unD Durch kamtschatka 9<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> <strong>Kittlitz</strong><br />

Aus: <strong>Friedrich</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> <strong>Kittlitz</strong>, <strong>Denkwürdigkeiten</strong> <strong>einer</strong> <strong>Reise</strong> <strong>nach</strong> dem russischen<br />

Amerika, <strong>nach</strong> Mikronesien und durch Kamtschatka, 2 Bde, Gotha: Perthes (1858). Bd. 2:<br />

192–416.<br />

[192]<br />

Sechzehnter Abschnitt<br />

Es war am 8. Juni 1828, als uns die prachtvolle Fernsicht der Küste <strong>von</strong> Kamtschatka<br />

mit ihren schroffen Bergketten und kegelförmigen Vulkanen zuerst wieder erschien,<br />

und am 9. liefen wir, diesesmal mit gutem Winde, durch den schma len Eingang der<br />

Awatscha-Bai bis in den Peter-Pauls-Hafen 10 . Wir erstaunten über das entschieden<br />

winterliche Gewand, welches das ganze Land noch trug; nicht nur, dass die höheren<br />

Gebirge noch vollständig mit Schnee bedeckt waren, auch selbst in der Nähe<br />

des Meeres sah man hin und wieder Schneeflecken an der Sonne weniger ausgesetzten<br />

Stellen; die Laubhölzer zeigten noch keine Spur <strong>von</strong> Grün, nur der Boden war<br />

stellen weise mit frischem Gras und blühenden Kräutern bedeckt. — Dieser entsetzlich<br />

verspätete Frühling war übrigens auch hierzulande etwas Außergewöhnliches; es<br />

soll bereits im Mai sehr schön warm gewesen, dann aber plötzlich ein unerwarteter<br />

Nachwinter eingetreten sein.<br />

[193] Wegen des kurzen Sommers in den noch zu bereisenden Gegenden der<br />

Bering- Straße durfte der Aufenthalt des Schiffs hier nicht <strong>von</strong> langer Dauer sein. —<br />

Ich m<strong>einer</strong>seits war <strong>nach</strong> den einmal so ernstlich getroffenen Vorkehrungen ganz<br />

vertraut mit dem Gedanken geworden die Expedition hier zu verlassen, vielleicht<br />

nur bis zum Herbst, <strong>nach</strong> Befinden der Umstände wohl auch gänzlich, da ich mir<br />

damals schon sehr wohl denken musste, dass ein einziger Sommer nicht hinreichen<br />

werde für alles, was ich mir in Hinsicht auf Kamtschatka zur Aufgabe gestellt hatte.<br />

— Dann wollte ich wenigstens noch ein folgendes Jahr daran wenden und zuletzt den<br />

Rückweg zu Lande durch Sibirien nehmen. — Freilich litt auch dieser Plan an mancherlei<br />

Mängeln, da ich für eine so große Landreise gar nicht gehörig eingerichtet<br />

9 Anmerkungen <strong>von</strong> Erich Kasten, wenn nicht anders gekennzeichnet.<br />

10 Nach den <strong>von</strong> mir ausgesetzten Notizen geschah dieses am 10. Juni. Dieselben halten sich sehr<br />

natürlich an die im Hafen gangbare Zeitrechnung, die mit der eines Schiffs, welches Europa<br />

in westlicher Richtung verlassen hat, notwendig um einen Tag differieren muss. Der Streit um<br />

diese Zeitrechnung, der sich bekanntlich zwischen den ersten Spaniern und Portugiesen in<br />

Indien erhob, kommt unter den Matrosen in Peter-Pauls-Hafen noch oft genug vor. Es fehlte<br />

zu unsrer Zeit dort gar nicht an Leuten, die durchaus der Meinung waren, wenigstens eine <strong>von</strong><br />

beiden Rechnungen müsse fehlerhaft sein [Anm. <strong>Kittlitz</strong>].

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