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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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juga bemerkten. Mit diesem Namen bezeichnet man hier einen kleinen schwarzen<br />

Taucher mit rotem Schnabel und Füßen, wenig größer als eine Wachtel, — ob es wohl<br />

Alca tetracula oder A. psittacula, Pallas, sein mag? — Genug, wir bekamen den Vogel,<br />

der in anderen Jahren hier häufiger sein soll, nicht wieder zu sehen.<br />

Ziemlich nahe der Insel liegt eine niedrige Felsenbank und vor dieser ein einzelner,<br />

sehr zusammengedrückter, spitziger Felsenturm, s<strong>einer</strong> Stellung gegen die Insel<br />

wegen Tschassowoi (Schildwacht) genannt. Die beinahe senkrechten Wände desselben<br />

waren fast ganz bedeckt mit dreizehigen Möwen und ihren Nestern und <strong>von</strong> der<br />

Felsenbank erhoben sich bei unsrer Ankunft die Vögel in ungeheurer Menge. Als wir<br />

dicht unter dem Tschassowoi hinfuhren, ward daselbst der vorhin erwähnte Lucas<br />

Agafonow abgesetzt, um Eier zu sammeln. Da der Felsen bis unten hin mit Nestern<br />

besetzt war, zu denen man <strong>von</strong> einem breiten, fast horizontalen Absatz am Fuße desselben<br />

leicht kommen konnte, so wollte ich das Innere dieser Nester und die Anzahl<br />

der darin liegenden Eier selbst in Augenschein nehmen und verließ deshalb das Boot.<br />

Meine Flinte darin zurückzulassen schien mir der Nässe wegen gefährlich; auch hatte<br />

ich selbst es auf gar kein Klettern abgesehen, sondern nur auf Besichtigung der<br />

nächsten Nester; ich fand aber diese bereits durch den flinken Agafonow ihrer Eier<br />

beraubt. Um solche noch zu sehen, musste ich nun eine Stufe höher aufklimmen und<br />

deshalb mein Gewehr, das ich immer noch in der Hand [215] hielt, an den Felsen<br />

lehnen. Ich tat dieses an <strong>einer</strong> Stelle, die mir völlig sicher schien, kaum aber hatte<br />

ich mich einen Schritt da<strong>von</strong> entfernt, als ich jenes zu meinem Schrecken umfallen,<br />

gleiten und meines Zuspringens ungeachtet im Abgrunde des Meeres verschwinden<br />

sah, — ein Mißgeschick, wohl geeignet, einen Vogeljäger fürerst aus aller Fassung zu<br />

bringen! — Denn an Bord unsres Fahrzeugs befand sich nur noch eine Kugelbüchse<br />

<strong>von</strong> Sacharew, die meinen Verlust nicht ersetzen konnte; — selbst an eine schleunige<br />

Rückkehr <strong>nach</strong> dem Hafen war bei der großen Entfernung und der Wandelbarkeit<br />

des Wetters nicht zu denken; ich musste jetzt unbewaffnet, wie ich war, mit meinen<br />

Begleitern zwei bis drei Tage lang auf der Insel ausharren. Und doch hatte ich eben<br />

erst vier Vögel geschossen: einen Toporok, einen Uril, eine weiße Bachstelze und eine<br />

dreizehige Möwe, — damit sollte es nun genug sein! Die schonungslose Strenge, mit<br />

der das Geschick dieses so schön begonnenen Tages eine <strong>von</strong> den kleinen Unvorsichtigkeiten,<br />

die so oft aus zu großer Vorsicht entstehen, bestrafte, hätte mich kaum<br />

empfindlicher treffen können und übte jetzt, aller aufgebotenen Philosophie ungeachtet,<br />

einen unbeschreiblich deprimierenden Einfluss aus mich aus.<br />

Meine Gefährten machten mir einige, wiewohl der gewaltigen Tiefe wegen nur<br />

schwache Hoffnung, die Flinte durch Agafonow, der ein ebenso geschickter Taucher<br />

als Kletterer sein sollte, wieder auffischen zu lassen, der Versuch selbst aber ward auf<br />

morgen verschoben, da soeben die Flut wieder am Steigen war und sich jedenfalls bei<br />

niedrigem Wasserstande mehr Erfolg hoffen ließ. — Ich selbst suchte mich mit dem<br />

Gedanken zu trösten, dass ich den Hauptzweck dieser Exkursion doch immer nicht<br />

ganz verfehlen könne, da es hier vornehmlich galt, die Lebensweise der Vögel zu

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