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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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24<br />

Am Morgen des 4. Oktober wurden wir durch den ersten diesjährigen Schnee,<br />

der die Nacht über reichlich gefallen war, überrascht. — Nachdem wir die mit lichtem<br />

Birkenwalde bedeckten Umgebungen durchstrichen hatten — ich schoss hier ein<br />

Weibchen des in Europa sehr seltenen Picus tridactylus mit silberweißer Kopfplatte<br />

— fanden wir uns bei hellem und freundlichem Wetter, demzufolge der Schnee bald<br />

wieder verschwand, am Seestrande zusammen, wo der Fluss Kalachtyr am Fuß eines<br />

felsigen, aber noch mit stattlichem Waldwuchse bedeckten Vorgebirges ins Meer<br />

fällt. An seinem linken Ufer beginnt hier eine sehr ausgedehnte Fläche, wo ein breiter<br />

Sandstreifen dem Wechsel <strong>von</strong> Ebbe und Flut ausgesetzt ist. Stets parallel mit der<br />

Brandung läuft ein steiler, mit Carex und anderen Strandpflanzen bedeckter, etwa sieben<br />

bis acht Fuß hoher Absturz der weiten Moorfläche, die hier [328] längs der Küste<br />

sich erstreckt und an welche noch weiter nordwärts üppige Grasfluren sich anschließen,<br />

abwechselnd mit mehr oder weniger ausgedehnten Dickichten <strong>von</strong> niedrigen<br />

Weiden und jenem strauchartigen Nadelholz, welches hier Kedrownik genannt wird<br />

und eine sehr eigentümliche Varietät der sibirischen Pinus Cembra zu sein scheint.<br />

Im Sande des Meers fielen mir die zahlreichen Spuren der verschiedenen Raubtiere,<br />

der Wölfe, Bären und Füchse besonders auf, nicht zu vergessen der frei herumlaufenden,<br />

mit jenen um die Wette hier Nahrung suchenden Hunde. Ein toter, wie<br />

es schien, schon lange umhergetriebener Albatros <strong>von</strong> weißem Gefieder mit dunklem<br />

Mantel fand sich auch hier im Sande; <strong>von</strong> lebenden Vögeln zeigten sich ziemlich<br />

zahlreiche Möwen verschiedner Art, auch Charadrius pluvialis in kleinen Flügen,<br />

— und die aus der Brandung aufragenden Felsen erschienen gekrönt mit zahlreichen<br />

aufrecht sitzenden Seeraben (Phalacrocorax pelagicus, Pallas, wohl nur dessen Phalacrocorax<br />

bicristatus im Winterkleide; wenigstens unterscheidet man hier zu Lande<br />

diese beiden Vögel nicht <strong>von</strong>einander, sondern begreift sie unter dem gemeinsamen<br />

Namen: Uril). Einzelne ziemlich große Robben kamen schwimmend in der Nähe der<br />

Brandung zum Vorschein, doch wollte es dem Roman Iwanowitsch nicht gelingen,<br />

eins dieser Tiere mit s<strong>einer</strong> Gabelbüchse zu beschleichen, sie zeigten sich im Wasser<br />

äußerst gewandt [Abb. 32, → S. 212].

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