29.01.2013 Aufrufe

Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

131<br />

Sorgfalt unsrer Ruderer in Anspruch. Man versicherte mir, dass die Fahrt stromaufwärts<br />

an solchen Stellen zwar höchst mühsam und langwierig, aber doch bei weitem<br />

nicht so gefährlich sein soll, als die, welche wir eben zu machen hatten.<br />

Auf dem Flusse traf ich zum erstenmal eine kleine Gesellschaft der Entenart, die<br />

man hier Kamenuschka 24 zu nennen pflegt (Anas histrionica ?). Ich erhielt aus dem<br />

wie gewöhnlich ganz dicht zusammengedrängten Trupp drei Vögel auf einen Schuss.<br />

Die Ruderer <strong>von</strong> Koräki sahen sich beständig, aber stets vergebens, <strong>nach</strong> ankommenden<br />

Fischen der wichtigen Lachsart Kysutsch um; man erwartete dieselbe schon seit<br />

einiger Zeit und war über ihr Ausbleiben sehr besorgt.<br />

Nachdem wir zu Starii Ostrog den <strong>von</strong> den Seinigen [348] freudig begrüßten Tuwalin<br />

zurückgelassen, bot die Schifffahrt auf dem breiten, nur selten mehr reißenden<br />

Flusse mit seinen zahlreichen Krümmungen wenig Abwechselung dar; das Wetter<br />

blieb dabei trübe. Zum erstenmal auf der ganzen <strong>Reise</strong> hatten nun meine Begleiter<br />

keine Schießgewehre bei sich und es gehörte zu den so oft sich einstellenden Widerwärtigkeiten<br />

dieser <strong>Reise</strong>, dass uns gerade diesen Tag mehr Bären als sonst begegnen<br />

mussten. Beim Anblick des ersten, der mit großer Gelassenheit am Ufer auf uns zukam,<br />

setzte ich schnell auf den Schrot m<strong>einer</strong> Doppelflinte noch eine Kugel, der Bär<br />

schüttelte sich auf den Schuss gewaltig, entschlüpfte jedoch ins Dickicht. Nicht lange<br />

<strong>nach</strong>her sahen wir am linken Ufer eine kolossale Bärin mit drei fast ganz erwachsenen<br />

Jungen, die ihr unmittelbar, eines <strong>nach</strong> dem anderen, <strong>nach</strong>folgten. Wir legten<br />

uns rasch mit dem Fahrzeug unter die etwas gehöhlte Wand des Ufers, an <strong>einer</strong> Stelle,<br />

wo die Bären fast unmittelbar über uns emporspringen mussten; ich schoss aus dieser<br />

ganz geringen Entfernung auf die vorangehende Bärin, sie verschwand aber oben im<br />

Gebüsch, während die Übrigen ihr springend <strong>nach</strong>folgten.<br />

Der Anblick der Awatscha-Bai, <strong>von</strong> der Mündung des Flusses aus, war an diesem<br />

Tage, des hochliegenden Gewölks wegen, ungewöhnlich düster und melancholisch.<br />

Von Awatscha, wo ich auf die den Landweg herkommenden Pferde noch ziemlich<br />

lange warten musste, ging ich am anderen Morgen <strong>nach</strong> dem Hafen. Ich schoss unterwegs<br />

ein junges Exemplar <strong>von</strong> Sylvia Calliope mit hellrostgelben Längsflecken auf<br />

dem dunkelbraungrauen Gefieder und zwei Vögel der früher erwähnten hiesigen<br />

Zonotrichia, die beide das <strong>von</strong> mir im vorigen Jahre schon bemerkte Herbstkleid trugen.<br />

— Am Meeresufer in der Gegend des kleinen Sees fand ich viele Bewohner des<br />

Hafenorts, die mit Netzen fischten, aber wenig fingen; — am Strande waren Feuer<br />

angemacht und Kessel aufgestellt, in denen der Ertrag dieser Fischerei gleich gekocht<br />

ward. Schon in Koräki hatte man [349] mir <strong>von</strong> <strong>einer</strong> eben im Hafen herrschenden<br />

Hungersnot erzählt, welche durch das Ausbleiben der Heringe sowohl als des schon<br />

erwähnten Kysutsch veranlasst sein sollte; jedenfalls machte die Seltenheit der sonst<br />

hier häufigen Fische sich in diesen Tagen sehr fühlbar.<br />

24 [ursprünglich: Kumenuschka. Nachträgliche Korrektur des Verfassers, S. 174.]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!