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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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holen. Während wir auf dieses warteten, bemerkten wir auf der kleinen Insel, wo der<br />

Bär zuerst angeschossen worden, einen roten Fuchs, der sich sehr geschickt in den<br />

kleinen Dickichten vor uns versteckt hielt; als er endlich da<strong>von</strong>lief, schoss ich vergeblich<br />

<strong>nach</strong> ihm. Dieser rote Fuchs, der auf Kamtschatka sehr häufig vorkommt, ist<br />

etwas hochbeiniger als der europäische; das Rot des Balgs ist [368] durchgängig viel<br />

lebhafter und die weiße Schwanzspitze sehr deutlich. Mit dem angekommenen Bat<br />

setzten wir alle nun über den Fluss, wir fanden den angeschossenen Bären wenige<br />

Schritte vom Ufer auf dem Rücken liegend und schossen ihn nun völlig tot. Er ward<br />

sogleich enthäutet und zerlegt, doch behielt ich für meine Sammlung, weil der Balg<br />

zu viel Gepäck verursacht haben würde, nur den Schädel (leider ist mir dieser <strong>nach</strong>her<br />

auf der Seereise verloren worden). — Von dem getöteten Tiere blieb nur ein kl<strong>einer</strong><br />

Rest der Knochen auf der Stelle zurück, alles Übrige ward als mehr oder weniger<br />

benutzbar sorgfältig mitgenommen. Aber es war darüber ziemlich spät geworden<br />

und man gestand mir, dass wir heute nicht bis Bolscherezk würden kommen können.<br />

Indem wir wenigstens so weit als möglich zu kommen suchten, ward an einem etwas<br />

steilen Ufer wieder ein Bär gesehen und sofort Jagd auf ihn gemacht. Der Steilheit des<br />

Absturzes wegen konnten wir nur <strong>einer</strong> <strong>nach</strong> dem anderen vorgehen; der Mann, der<br />

vorhin den besten Schuss getan hatte, war auch jetzt wieder voran; als er Feuer gab,<br />

hörten wir gleich einen schweren Fall ins Wasser; es war wirklich der Bär, den er gut<br />

am Kopfe getroffen hatte. Noch drei Schüsse töteten denselben nun völlig und aufs<br />

Neue begann die Arbeit des Zerlegens. Dieser war auch ganz schwarzbraun, aber viel<br />

jünger und kl<strong>einer</strong> als der vorige, weshalb man auch sein Fleisch besonders empfahl.<br />

Während der Arbeit ward ein vierter Bär gesehen; es fiel auch ein Schuss auf ihn und<br />

er soll geschrieen haben, was man als ein Zeichen der Verwundung betrachtet; aber<br />

die einbrechende Nacht verhinderte seine Verfolgung.<br />

Nun schifften wir mit <strong>einer</strong> reichlichen Ladung sorgfältig in Stücke zerschnittenen<br />

Fleisches bloß <strong>nach</strong> dem gegenüberliegenden Pessok, wo wir unser Nachtlager<br />

aufschlugen. Bald stieg ein dicker Nebel auf und der Abend ward empfindlich kalt.<br />

Am Morgen war starker Reif gefallen und die Kälte beträchtlicher, als ich in dieser<br />

Gegend und Jahreszeit erwartet hatte. [369] Dabei zeigte der Nebel um uns her überall<br />

ein mildes, aber ziemlich starkes Morgenrot; doch versprachen sich meine Gefährten<br />

einen schönen Tag, der auch wirklich erschien. — So lange wir noch in waldigen<br />

Umgebungen schifften, begegneten wir <strong>nach</strong> und <strong>nach</strong> mehreren Adlern, auf deren<br />

einen wir vergeblich Jagd machten; zu gleicher Zeit ward <strong>von</strong> unserem zweiten Bat<br />

aus ein Bär gefehlt. — Die Ufer um uns her wurden nun immer häufiger gebüschlos,<br />

das Land ist überall eben und meist etwas feuchte Tundra. Die zum Teil ansehnlich<br />

hohen Kräuter, unter denen mir auch hier noch viel Epilobium angustifolium auffiel,<br />

hatten aber sehr vom Frost gelitten, sie erschienen teils ganz abgestorben und<br />

nur eben noch aufrecht stehend, teils in Rot und Gelb verfärbt. — Es mochte kaum<br />

Mittag sein, als wir Bolscherezk erreichten, wo der Ortsvorsteher, der hier den Titel<br />

eines Kommandanten führt, uns schon gestern erwartet hatte. Dieser Mann, dessen

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