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Friedrich Heinrich von Kittlitz Denkwürdigkeiten einer Reise nach ...

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men und die Brandung hören. Der Himmel war, nicht lange vor Sonnenuntergang,<br />

zum Teil klar, meist aber mit besonders geformten Windwolken bedeckt. Von <strong>einer</strong><br />

Menge weißlicher, vielfach unterbrochener Streifen lagen die längeren in regelmäßigen<br />

Abständen horizontal übereinander, während die kürzeren in völlig vertikaler<br />

Stellung unregelmäßig dazwischen gestreut erschienen; sie hatten gewissermaßen<br />

das Ansehen <strong>einer</strong> Schrift <strong>von</strong> lauter Gedankenstrichen mit eingestreuten Ausrufungszeichen.<br />

Der kalte traurige Ton des ganzen Landschaftsbildes ward dadurch bedeutend<br />

verstärkt. Ich musste mir die Empfindungen eines Mannes denken, der <strong>nach</strong><br />

Kamtschatka verwiesen hier zuerst das Land betrat!<br />

Nachdem sich gegen Abend der Wind gelegt hatte, schifften wir über das Haff; es<br />

ward aber bald so dunkel, dass ich die Gegend umher, namentlich die mehrfachen<br />

Durchbrüche des Haffs durch die Koschka, die eigentlichen Flussmündungen, nur<br />

wenig unterscheiden konnte. — Während meines Aufenthalts im Hafen hatte derselbe<br />

Kapitän der Ochozkischen Marine, der das im vorigen Jahre nicht weit <strong>von</strong><br />

hier verunglückte Transportschiff „Alexander“ kommandiert [375] hatte, mir den<br />

<strong>von</strong> ihm aufgenommenen Plan dieser Gegend gezeigt. Die Stelle, wo jener Schiffbruch<br />

stattgefunden, war etwas südlich <strong>von</strong> der Mündung; man zeigte mir jetzt in der<br />

Dämmerung die Gegend. Die Trümmer sollten schon gänzlich zerstreut sein.<br />

An <strong>einer</strong> Stelle der Koschka, wo sich ein Paar leere Schuppen befanden, sahen wir<br />

uns vergebens <strong>nach</strong> unseren Pferden um, die schon Tags zuvor auf dem Landwege<br />

<strong>von</strong> Bolscherezk abgeschickt waren und uns hier erwarten sollten. Zum Überschiffen<br />

des Haffs pflegt in solchen Fällen ein oder das andere Bat am Ufer bereit zu liegen.<br />

— Wir fanden sie erst eine Werst weiter südwärts an <strong>einer</strong> den Seewinden sehr ausgesetzten<br />

Stelle, wo wir jedoch für die Nacht unter dem Zelte des Nikchhor Dmitritsch<br />

hinlänglichen Schutz fanden.<br />

Nach den betrübenden Nachrichten aus dem Süden fragte sich’s nun, ob ich nicht<br />

<strong>von</strong> hier aus umkehren solle. Was mich hauptsächlich zum Weiterreisen bestimmen<br />

konnte, die Hoffnung auf Jagdexkursionen zur See, war durch diese Nachrichten<br />

mehr als zweifelhaft geworden; dennoch hatte der so wenig bekannte Teil der Westküste,<br />

den ich eben zu besuchen im Begriff stand, viel Anziehendes für mich, und<br />

es war mir <strong>von</strong> Wert, dort wenigstens mit den Örtlichkeiten vertraut zu werden, für<br />

den Fall, dass ich den folgenden Sommer noch zum <strong>Reise</strong>n auf Kamtschatka benutzen<br />

könnte. Zudem sollte die Entfernung <strong>von</strong> Jawina höchstens noch drei Tagereisen<br />

betragen, und so wagte ich es denn getrost, weiterzugehen.<br />

Besonders merkwürdig erschien mir die beständige Verbindung der Binnengewässer<br />

an dieser Küste, <strong>von</strong> der ich schon im Hafen gehört, die ich mir aber nicht<br />

so ununterbrochen gedacht hatte. Die meisten Küstenflüsse laufen hier eine Strecke<br />

weit dem Meere parallel und bilden somit eine zusammenhängende Reihe <strong>von</strong> Seen,<br />

durch welche die Koschka völlig vom festen Lande geschieden [376] wird. Diese Koschka<br />

scheint ganz aus angeschwemmtem Sande zu bestehen; sie ist hier herum wenig<br />

über das Binnenwasser erhaben und größtenteils flach.

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