Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher
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Deutsche Banken in Schwellenländern:<br />
Finanzkrisen <strong>und</strong> Basel II<br />
Von Thorsten Nestmann, Beatrice Weder <strong>und</strong> Michael Wedow<br />
Deutsche Banken gehören zusammen mit den amerikanischen<br />
zu den größten Kreditgebern der Schwellenländer<br />
(Graphik). Das Kreditvergabeverhalten<br />
deutscher Banken ist folglich ein wichtiger Faktor für<br />
die Stabilität von Schwellenländern: ein schneller<br />
Kreditrückzug kann eine Finanz- <strong>und</strong> Währungskrise<br />
auslösen beziehungsweise verstärken. Zudem wurden<br />
in letzter Zeit Befürchtungen geäußert, dass die<br />
neuen Eigenkapitalregulierungen (Basel II) zu einer<br />
generellen Reduktion der Kreditvergabe an Schwellenländer<br />
führen werden. <strong>Die</strong>se beiden Fragen stehen<br />
im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts, das wir in<br />
Kooperation mit der Deutschen B<strong>und</strong>esbank durchführen.<br />
1<br />
Das Kreditangebot in Krisenzeiten<br />
Zunächst untersuchen wir das Kreditvergabeverhalten<br />
deutscher Banken während der Asien- <strong>und</strong> der<br />
Russlandkrise. 2<br />
Frühere Studien haben gezeigt, dass Banken zur<br />
Übertragung (Contagion) von Währungskrisen beitragen.<br />
Konkret bedeutet dies, dass Banken, die hohe<br />
Kreditforderungen im ursprünglichen Krisenland hielten,<br />
ihre Kreditengagements auch in anderen, sich<br />
noch nicht in einer Krise befindenden Ländern deutlich<br />
reduzierten. 3 <strong>Die</strong> Krisenanfälligkeit steigt daher<br />
für jene Länder, die Kreditgeber mit einem Krisenland<br />
gemeinsam haben („Common lender effect“). Im<br />
Gr<strong>und</strong>e handelt es sich hierbei um eine normale Portfolioanpassung,<br />
die nicht notwendigerweise mit<br />
einer allgemeinen Neubewertung des Kreditrisikos<br />
hinsichtlich der Schwellenländer einhergeht.<br />
Anders verhält es sich, wenn Banken kurz nach<br />
dem Beginn einer Krise ihre Risikowahrnehmung in<br />
Bezug auf Schwellenländer generell korrigieren<br />
(„Wake up call”). <strong>Die</strong>se Neubewertung der Schwellenländer<br />
führt per se zu Kreditabflüssen aus allen<br />
Schwellenländern. Für Banken, wie auch für die<br />
betroffenen Länder als Kreditnehmer, ist dies von<br />
entscheidender Bedeutung, da es zeigt, dass sich die<br />
Kreditwürdigkeit eines Landes verhältnismäßig rasch<br />
ändern kann, ohne dass diese Entwicklung aus der<br />
Datenlage ex ante zu prognostizieren wäre.<br />
Wir analysieren in diesem Zusammenhang, inwieweit<br />
die Kreditvergabe in Krisenzeiten auf das<br />
makroökonomische Umfeld eines Schwellenlandes<br />
(Budgetdefizit, Handelsbilanzdefizit u.ä.) reagiert hat<br />
<strong>und</strong> ob Banken die regionale Zusammensetzung<br />
ihrer Kreditportfolien geändert haben.<br />
Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich die deutschen<br />
Banken in den beiden Krisen recht unter-<br />
schiedlich verhielten. In der Asienkrise vergaben Banken<br />
weniger Kredite an Schwellenländer, wenn sie<br />
mit hohen Verlusten im Krisenland rechnen mussten<br />
(„Common lender Effekt“). Außerdem reduzierten<br />
sie die Kredite an Länder mit schlechtem makroökonomischem<br />
Umfeld <strong>und</strong> nahmen eine Umschichtung<br />
ihrer Kreditportfolios von Asien nach Lateinamerika<br />
sowie Osteuropa vor. Im Gegensatz dazu reduzierten<br />
Banken während der Russlandkrise ihre Kredite an<br />
alle Schwellenländer („Wake up call“ Effekt), wobei<br />
weder die erwarteten Verluste in Russland noch das<br />
makroökonomische Umfeld der Länder einen Einfluss<br />
auf die Höhe der Abflüsse hatten.<br />
Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)<br />
<strong>Die</strong> Analyse nach Bankengruppen zeigt, dass sich<br />
die Großbanken während der Asienkrise aggressiver<br />
zurückzogen als die Landesbanken, während in der<br />
Russlandkrise die Unterschiede weniger stark ausgeprägt<br />
waren.<br />
Basel II <strong>und</strong> Schwellenländer<br />
<strong>Die</strong> zweite Frage, der wir nachgehen, ist, ob die Baseler<br />
Regelungen einen Einfluss auf die Kreditvergabe<br />
an Schwellenländer haben. 4 Unter dem 1988 beschlossenen<br />
Baseler Akkord, kurz Basel I, wurden<br />
Kreditrisiken nur geringfügig nach Kreditnehmerart<br />
<strong>und</strong> Laufzeiten differenziert. Dagegen sieht der ab<br />
Ende 2006 in Kraft tretende Baseler Akkord (Basel II)<br />
vor, die Eigenkapitalunterlegung mit dem tatsächlich<br />
zugr<strong>und</strong>e liegenden Risiko zu verknüpfen. Zur besse-<br />
MAKROÖKONOMIE......<br />
<strong>Die</strong> deutschen Banken gehören<br />
zu den größten Geldgebern<br />
der Schwellenländer. Ihre<br />
Bereitschaft zur Kreditvergabe<br />
hat somit einen wichtigen<br />
Einfluss bei Finanz- <strong>und</strong><br />
Währungskrisen.<br />
1 <strong>Die</strong> den Analysen zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />
Daten entstammen der „Evidenzzentrale<br />
für Millionenkredite“ bei der Deutschen<br />
B<strong>und</strong>esbank. In Deutschland sind Banken<br />
durch den §14 des Kreditwesengesetzes<br />
(KWG) verpflichtet, Kredite mit<br />
einem Volumen von über €1,5 Millionen<br />
vierteljährlich an die B<strong>und</strong>esbank zu<br />
melden. Eine Beschreibung der Evidenzzentrale<br />
für Millionenkredite findet sich<br />
in Deutsche B<strong>und</strong>esbank (1998).<br />
2 Siehe Heid et al. (2004).<br />
3 Siehe Rijckeghem <strong>und</strong> Weder (2003).<br />
4 Siehe Liebig et al. (2004).<br />
FORSCHUNGSMAGAZIN ■ 2004<br />
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