Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher
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..... QUANTENPHYSIK<br />
Experimentieren mit den kältesten Objekten des Universums<br />
Von Immanuel Bloch<br />
Bei Temperaturen nahe<br />
dem absoluten Nullpunkt<br />
werden Atome nicht nur<br />
langsamer. Sie zeigen auch<br />
ein ungewöhnliches<br />
„Sozialverhalten“.<br />
Abb. 1:<br />
Schematische Darstellung der Bose-<br />
Einstein-Kondensation in verdünnten<br />
atomaren Gasen. (a) Bei Raumtemperatur<br />
verhalten sich die einzelnen<br />
Atome des Gases wie punktförmige,<br />
klassische Kugeln, die sich<br />
mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
in verschiedene Richtungen<br />
bewegen. (b) Wird das Gas auf<br />
wenige tausendstel Kelvin über<br />
dem absoluten Temperaturnullpunkt<br />
(bei -273 °C) abgekühlt, so<br />
werden die einzelnen Atome<br />
gemäß der Quantenmechanik<br />
durch einzelne Wellenzüge dargestellt,<br />
deren Ausdehnung von der<br />
Temperatur der Atome abhängt.<br />
(c) Bei einer weiteren Abkühlung<br />
wird die Ausdehnung des einzelnen<br />
Wellenzugs vergleichbar mit dem<br />
mittleren Abstand zwischen den<br />
Atomen im Gas <strong>und</strong> es kommt zu<br />
einem Phasenübergang zum Bose-<br />
Einstein-Kondensat, bei der die Atome<br />
nun alle im Gleichtakt schwingen<br />
<strong>und</strong> durch eine einzige kohärente<br />
Materiewelle beschrieben<br />
werden. (d) Wird die Temperatur<br />
noch weiter erniedrigt, so gehen<br />
nahezu alle Atome in den Zustand<br />
des Bose-Einstein-Kondensats über.<br />
42<br />
Kalt, kälter, noch viel kälter! Experimente nahe am<br />
absoluten Temperaturnullpunkt mit einer neuen<br />
besonderen Form von Quantenmaterie führen uns in<br />
ein neues <strong>und</strong> hochaktuelles Forschungsgebiet der<br />
Physik, welches wir in meiner neuen Arbeitsgruppe<br />
am Institut für Physik seit einem halben Jahr<br />
beschreiten. Worum geht es? Vor nunmehr fast 80<br />
Jahren schickte ein junger Inder namens Satyendra<br />
Nath Bose seine wissenschaftliche Arbeit über die<br />
damals ungelöste Frage der Schwarzkörperstrahlung<br />
an Albert Einstein. Der erkannte sofort, dass der junge<br />
Physiker eine geniale Idee hatte, übersetzte dessen<br />
Arbeit ins Deutsche, erweiterte dessen Theorie<br />
<strong>und</strong> erwähnte zum ersten Mal das heute unter dem<br />
Namen Bose-Einstein-Kondensation bekannte Phänomen.<br />
Erst 70 Jahre später konnte diese zunächst<br />
rein theoretische Voraussage einer neuen Form von<br />
Quantenmaterie – einem wirklichen neuen Aggregatzustand<br />
– dann auch experimentell in den Laboratorien<br />
amerikanischer Physiker erzeugt werden.<br />
<strong>Die</strong> Forscher in aller Welt waren begeistert!<br />
Das Bose-Einstein-Kondensat<br />
Was ist das zugr<strong>und</strong>e liegende Prinzip der Bose-Einstein-Kondensation<br />
<strong>und</strong> wann tritt diese auf? In der<br />
Physik unterscheiden wir zwischen zwei f<strong>und</strong>amentalen<br />
Arten von Teilchen, den sogenannten Bosonen<br />
<strong>und</strong> Fermionen. <strong>Die</strong> beiden Teilchen unterscheiden<br />
sich nur darin, wie schnell sie sich um ihre eigene<br />
Achse drehen, was wir durch den sogenannten<br />
Eigendrehimpuls beschreiben. Bosonen besitzen dabei<br />
einen Eigendrehimpuls, der ein ganzzahliges Vielfaches<br />
des Planck’schen Wirkungsquantums beträgt<br />
<strong>und</strong> Fermionen ein halbzahliges Vielfaches. Schon ein<br />
einzelnes Neutron mehr in einem Atomkern kann ein<br />
bosonisches Atom dabei in ein fermionisches Atom<br />
verwandeln. Nun denkt man, dass sich dabei die<br />
Eigenschaften des einzelnen Atoms nicht sehr<br />
ändern sollten, die chemischen Eigenschaften solcher<br />
Atome sind z.B. nahezu identisch, aber genau<br />
das Gegenteil ist unter besonderen Bedingungen der<br />
Fall. Grob gesprochen besitzen Bosonen <strong>und</strong> Fermionen<br />
nämlich ein ausgesprochen unterschiedliches<br />
Sozialverhalten. Während Bosonen wahre Partygänger<br />
sind <strong>und</strong> sich bevorzugt am gleichen Ort aufhalten,<br />
sind Fermionen Einzelgänger, die den Kontakt zu<br />
anderen Teilchen eher vermeiden, was wir unter dem<br />
Prinzip des Pauliverbots kennen.<br />
Nun müssen wir noch etwas Wissen aus der Quantenmechanik<br />
hinzunehmen, um das Phänomen der<br />
Bose-Einstein-Kondensation vollends zu verstehen.<br />
In der Quantenmechanik beschreiben wir einzelne<br />
Teilchen nicht als punktförmige Objekte, sondern als<br />
kleine Wellenzüge. <strong>Die</strong> Ausdehnung eines solchen<br />
Wellenzugs wird dabei durch die sogenannte de Broglie<br />
Wellenlänge beschrieben. <strong>Die</strong>se de Broglie Wellenlänge<br />
λ dB eines Teilchens kann einfach berechnet