Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher
Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher
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größte Herausforderung erwiesen. So ist beispielsweise<br />
das Wissen um Material, Konstruktionsweise<br />
<strong>und</strong> physikalisch-akustische Eigenschaften des historischen<br />
Instrumentariums stark angewachsen; dennoch<br />
kann der Anspruch einer „authentischen“ Verwendung<br />
niemals vollständig eingelöst, sondern nur<br />
als Ideal postuliert werden. Zahlreiche Notentexte<br />
liegen als quellenkritisch erarbeitete Editionen vor;<br />
daneben stehen aufführungspraktische Textquellen<br />
wie z.B. J.J. Quantz’ „Versuch einer Anweisung, die<br />
Flöte traversière zu spielen“ (1752), C.Ph.E. Bachs<br />
„Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen“<br />
(1753), L. Mozarts „Versuch einer gründlichen Violinschule“<br />
(1756) oder Agricolas Übersetzung von P. F.<br />
Tosis „Opinioni de’ cantori antichi, e moderni“<br />
(1723, übersetzt 1757). Erkenntnisse über Zielgruppen<br />
<strong>und</strong> Intentionen dieser Traktate sowie der historischen<br />
Repräsentativität stehen ihrer unreflektierten<br />
Übernahme entgegen. Der Begriff der Werktreue<br />
umreißt damit ein Spannungsfeld zwischen der Verpflichtung<br />
auf wissenschaftliche Erkenntnisse <strong>und</strong><br />
ihrer künstlerischen Interpretation. Über solche Einzelaspekte<br />
hinaus geht es hier auch um gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
hermeneutische Fragen: Stehen nicht – mit Hans-<br />
Georg Gadamer gesprochen – Interpret wie Hörer<br />
mit ihren Rezeptionserfahrungen immer am Ende<br />
<strong>und</strong> zugleich am Anfang einer wirkungsgeschichtlichen<br />
Phase? 2<br />
Aus der hier angedeuteten Diskussion ergeben<br />
sich verschiedene Implikationen für eine zeitgemäße<br />
künstlerische Musikausbildung. Wissenschaftlich<br />
f<strong>und</strong>ierte Kenntnisse der historischen Instrumental<strong>und</strong><br />
Vokalpraxis wie Artikulation, Phrasierung, Ornamentik,<br />
Rhythmik <strong>und</strong> Harmonielehre sind als Lernziele<br />
in den Curricula vorzusehen <strong>und</strong> entsprechend<br />
zu operationalisieren. Als Bezugspunkt gelten dabei<br />
nicht ausschließlich Werke der Alten Musik, sondern<br />
das gesamte Werkspektrum bis zur zeitgenössischen<br />
Musik. Ziel der Musikausbildung ist der historisch<br />
informierte <strong>und</strong> künstlerisch souveräne Umgang mit<br />
jedem musikalischen Material.<br />
<strong>Die</strong>sen Ansatz verfolgt die Hochschule für Musik<br />
im Rahmen ihres neuen Profilschwerpunkts „Historisch<br />
informierte Aufführungspraxis“. Singing Summer,<br />
die internationale Sommerschule für Sänger <strong>und</strong><br />
Instrumentalisten, soll sich nach ihrem erfolgreichen<br />
Start im Jahr 2004 als jährliches Weiterbildungsangebot<br />
etablieren. Sie bringt hochbegabte Sänger <strong>und</strong><br />
Instrumentalisten mit ausgewiesenen Experten auf<br />
dem Gebiet der historisch informierten Aufführungs-<br />
Christoph Sticht<br />
- Geigenbaumeister -<br />
Bilhildisstraße 15<br />
55116 Mainz<br />
Tel. 0 61 31 - 22 71 95<br />
Fax 0 61 31 - 22 04 68<br />
E-mail: info@sticht-geigenbau.de<br />
www.sticht-geigenbau.de<br />
Mareen Knoth,<br />
Diana Schmid<br />
<strong>und</strong> Sonja<br />
Gornik.<br />
Unten:<br />
Diana Schmid,<br />
Sonja Gornik,<br />
Lydia Teuscher,<br />
Mareen Knoth,<br />
Arthur Pirvu,<br />
Danilo Tepˇsa <strong>und</strong><br />
Jan Schumacher.<br />
FORSCHUNGSMAGAZIN ■ 2004<br />
MUSIK......<br />
2 Vgl. Ulrich Konrad, Alte Musik, musikalische<br />
Praxis <strong>und</strong> Musikwissenschaft.<br />
Gedanken zur Historizität der Historischen<br />
Aufführungspraxis, in: AfMw LVII,<br />
H. 1 (2000), S. 91-100, hier S. 92ff.<br />
57<br />
Fotos: Henry M<strong>und</strong>t