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Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher

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Das Argument muss jedoch mit Vorsicht verwendet<br />

werden. Es lässt sich daraus nicht schließen, dass der<br />

mittlere Niederschlag in gleichem Maße zunimmt<br />

wie der Maximalniederschlag eines Einzelereignisses.<br />

Der mittlere Niederschlag wird nämlich nicht<br />

allein durch die Wasserspeicherkapazität der Atmosphäre<br />

bestimmt. Global gesehen halten sich Niederschlag<br />

<strong>und</strong> Verdunstung die Waage. Um Wasser an<br />

der Erdoberfläche zu verdunsten, ist Energie nötig,<br />

<strong>und</strong> diese stammt im Wesentlichen aus der Strahlung<br />

von der Sonne <strong>und</strong> der Erdatmosphäre. <strong>Die</strong> an der<br />

Erdoberfläche eingestrahlte Energie nimmt im Zuge<br />

der Klimaerwärmung voraussichtlich zu, aber nicht<br />

so stark wie die Wasserspeicherkapazität der Atmosphäre.<br />

Der mittlere Niederschlag sollte demnach<br />

weniger stark zunehmen als der Niederschlag in einzelnen<br />

Extremereignissen.<br />

Ein mögliches Szenario für ein erwärmtes Klima<br />

sieht wie folgt aus: <strong>Die</strong> Extremniederschläge nehmen<br />

deutlich zu, weil sich die Wasserspeicherkapazität<br />

der Atmosphäre erhöht. Der mittlere Niederschlag<br />

nimmt ebenfalls zu, aber nicht so stark. Beides kann<br />

dadurch in Einklang gebracht werden, dass beispielsweise<br />

die Anzahl der trockenen Tage zunimmt. So ist<br />

es denkbar, dass es sowohl mehr Starkniederschläge<br />

als auch mehr Trockenheit geben wird, dass wir also<br />

zunehmend hydrologische Extreme erleben. <strong>Die</strong>se<br />

Überlegung macht plausibel, warum die sehr unterschiedlichen<br />

meteorologischen Extreme der Sommer<br />

2002 <strong>und</strong> 2003 gleichermaßen als Indiz für den Klimawandel<br />

gewertet werden können.<br />

Weitere Überraschungen sind zu erwarten<br />

Fassen wir zusammen: <strong>Die</strong> Wetter- <strong>und</strong> Witterungsereignisse<br />

der Sommer 2002 <strong>und</strong> 2003 waren unbestritten<br />

extrem – sie sind einzigartig in der Periode<br />

der historischen Instrumentenaufzeichnungen. In<br />

beiden Fällen haben wir es mit an sich bekannten<br />

Phänomenen zu tun, die jedoch in ungewohnter Stärke<br />

oder Persistenz zu Tage traten. Theoretische Überlegungen<br />

<strong>und</strong> Berechnungen mit komplexen Klimamodellen<br />

legen nahe, dass wir in Zukunft häufiger<br />

sowohl mit Extremniederschlägen als auch mit langanhaltenden<br />

Trocken- <strong>und</strong> Hitzeperioden zu rechnen<br />

haben. <strong>Die</strong> beiden Sommer können damit als Indiz<br />

für die anthropogene Klimaveränderung angesehen<br />

werden. Gleichzeitig werfen sie neue Fragen auf <strong>und</strong><br />

lassen ahnen, dass die Natur für uns auch in Zukunft<br />

manche Überraschung bereit hält.<br />

■ Summary<br />

In summer 2002, Germany experienced heavy precipitation<br />

and extreme flooding, while the summer of<br />

2003 was characterized by extended periods of<br />

extremely hot and dry weather. In both cases the<br />

meteorological phenomena are well-known, but they<br />

occurred with unusual strength and persistence.<br />

Theoretical reasoning and projections from climate<br />

models suggest that the increased frequency of such<br />

extreme events is due to human impact on the atmosphere,<br />

although the occurrence of a few extremes<br />

cannot be taken as a proof of anthropogenic climate<br />

change.<br />

VOLKMAR WIRTH studierte Physik <strong>und</strong> Meteorologie<br />

an den Universitäten in Erlangen <strong>und</strong> Bonn <strong>und</strong> am<br />

M.I.T. (USA). Im Jahr 1992 promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

in München über die<br />

globale Verteilung des stratosphärischen Ozons. <strong>Die</strong><br />

Habilitation erfolgte im Jahr 1999 mit Arbeiten zum<br />

Austausch von Luft zwischen Stratosphäre <strong>und</strong> Troposphäre.<br />

Seit Herbst 2000 ist er Professor für Theoretische<br />

Meteorologie <strong>und</strong> Atmosphärenphysik an der<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

sind: Atmosphärendynamik,<br />

speziell Dynamik der Tropopausenregion, Advektion<br />

von Spurenstoffen, Potentielle Vorticity, Wasserkreislauf<br />

<strong>und</strong> regionales Klima sowie Gebirgsmeteorologie.<br />

■ Kontakt:<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Volkmar Wirth<br />

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Volkmar Wirth<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />

Institut für Physik der Atmosphäre<br />

Becherweg 21<br />

55099 Mainz<br />

Tel. +49 (0) 6131 39-22868<br />

Fax +49 (0) 6131 39-23532<br />

E-Mail: vwirth@uni-mainz.de<br />

http://www.uni-mainz.de/FB/Physik/IPA/welcome.html<br />

FORSCHUNGSMAGAZIN ■ 2004<br />

METEOROLOGIE......<br />

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