Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher
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..... PATHOBIOCHEMIE<br />
34<br />
schalten des SOD1-Gens keine Motorneuronenkrankheit<br />
in Mäusen auslöst. Mutante SOD1 erwirbt<br />
demnach eine oder mehrere zusätzliche bisher unbekannte<br />
toxische Eigenschaften. Eine dieser Eigenschaften<br />
könnte die erhöhte Aggregationsbereitschaft<br />
mutanter SOD1-Proteine sein. Proteinaggregate<br />
<strong>und</strong> zytoplasmatische Einschlüsse werden<br />
sowohl in Mausmodellen als auch bei Patienten<br />
beobachtet <strong>und</strong> beeinträchtigen möglicherweise<br />
lebenswichtige Funktionen wie die Faltung, den<br />
Abbau sowie den Transport von Proteinen in den<br />
Motorneuronen (Abb. 3). Eine verstärkte Proteinaggregation<br />
wird auch bei der AD als eine pathogenetische<br />
relevante Veränderung beschrieben (Amyloid-<br />
Aggregate), eine weitere Parallele dieser beiden neurodegenerativen<br />
Erkrankungen des Menschen.<br />
Verglichen mit der Alzheimer-Krankheit ist bei der<br />
ALS die Pathogenese noch weniger verstanden. Wir<br />
hoffen, mit unseren Arbeiten in der Pathobiochemie<br />
gr<strong>und</strong>legende Prozesse, die wir beispielsweise an<br />
Modellen der Alzheimer-Krankheit verständlich<br />
machen können, auch auf die Krankheitsentstehung<br />
der ALS übertragen zu können <strong>und</strong> umgekehrt. Auffallend<br />
bei beiden neurodegenerativen Prozessen ist<br />
die Erkrankung ganz spezifischer Nervenzellpopulationen<br />
(selektiver Nervenzelltod). So ist nicht etwa<br />
das gesamte Gehirn bei Morbus Alzheimer betroffen,<br />
sondern definierte Areale (z.B. Temporallappen). In<br />
noch stärkerem Ausmaß ist diese zellspezifische<br />
Degeneration bei der ALS zu beobachten, da hier<br />
ausschließlich motorische Nervenzellen von der<br />
Degeneration betroffen sind. Der Einfluss von oxidativem<br />
Stress <strong>und</strong> ein möglicher Zellschutz durch die<br />
von uns untersuchten Antioxidantien sowie das<br />
weibliche Sexualhormon Östrogen <strong>und</strong> möglicherweise<br />
CRH sind aktuell in der Analyse, kultivierte<br />
Nervenzellen <strong>und</strong> Tiermodelle der ALS (SOD-transgene<br />
Mäuse) <strong>und</strong> der AD (APP-transgene Mäuse) stehen<br />
zur Verfügung.<br />
Literatur (ausgewählte Arbeiten):<br />
<strong>Die</strong> beiden hier beschriebenen neurodegenerativen<br />
Erkrankungen des Menschen werden mit biochemischen<br />
<strong>und</strong> molekularen Methoden hinsichtlich<br />
ihrer Pathogenese weltweit intensiv untersucht. Sie<br />
sind Beispiele für tödliche <strong>und</strong> unheilbare Erkrankungen<br />
des Menschen <strong>und</strong> sie sind in den meisten Fällen<br />
altersassoziiert. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird erst ein<br />
noch besseres Verständnis der Mechanismen des<br />
Alterns es ermöglichen, die nachfolgenden degenerativen<br />
Prozesse dieser Erkrankungen zu verstehen.<br />
<strong>Die</strong> pathophysiologischen Veränderungen des<br />
Alterns werden v.a. mit Blick auf die AD- <strong>und</strong> ALSassoziierten<br />
Prozesse in der Pathobiochemie untersucht.<br />
Verschiedene molekulare <strong>und</strong> biochemische<br />
Werkzeuge sind der neurowissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
<strong>und</strong> klinisch angewandten Forschung<br />
in den letzten Jahrzehnten bereitgestellt worden.<br />
Nun bleibt zu hoffen, dass gerade durch vergleichende<br />
Analysen der pathogenetischen Prozesse<br />
bald neue Wege zur Unterbrechung des Nervenzelltods<br />
sowie neue Möglichkeiten der Vorbeugung, der<br />
Prävention beim Menschen, vorgestellt werden können.<br />
<strong>Die</strong> Pathobiochemie will hier einen Beitrag leisten.<br />
■ Summary<br />
The molecular biology of aging is not well <strong>und</strong>erstood,<br />
but very likely involves the slowly accumulating<br />
destructive action of free radicals. Under pathological<br />
conditions, physiological old-age changes<br />
converge into chronic-degenerative processes such<br />
as Alzheimer Disease and Amyotrophic Lateral Sclerosis.<br />
Research efforts in pathobiochemistry focus on<br />
oxidative processes resulting in the loss of specific<br />
neuronal cell types in these devastating disorders.<br />
Furthermore, the neuroprotective properties of<br />
endogenous hormones, such as estrogen and the<br />
corticotropin-releasing hormone, are being studied.<br />
Bayatti N, Herrmann H, Lutz B, Behl C (2004) Cross-Talk between the CRH and Cannabinoid Systems modulates the<br />
Expression of BDNF in Cerebellar Granule Neurons. Endocrinology, im Druck.<br />
Moosmann B, Behl C (2004) Selenoprotein synthesis and side-effects of statins. The Lancet 363, 892-894.<br />
Bayatti N, Zschocke J, Behl C (2003) Brain region-specific neuroprotective action and signaling of corticotropin-releasing<br />
hormone in primary neurons. Endocrinology 144: 4051-4060.<br />
Marsicano G*, Goodenough S*, Monory K, Hermann H, Eder M, Cannich A, Azad SC, Cascio MG, Gutierrez SO, van der<br />
Stelt M, López-Rodriguez ML, Casanova E, Schütz G, Zieglgänsberger W, Di Marzo V, Behl C*, Lutz B* (2003) [ * equal<br />
contributions] CB1 cannabinoid receptors and on-demand defense against excitotoxicity. Science 302: 84-88.<br />
Clement AM, Nguyen MD, Roberts EA, Garcia ML, Boilée S, Rule M, McMahon AP, Doucette W, Siwek D, Ferrante RJ, Brown<br />
Jr RH, Julien J-P, Goldstein SB, Cleveland DW (2003) Wild-type nonneuronal cells extend survival of SOD1 mutant<br />
motor neurons in ALS mice. Science 302, 113-117.<br />
Behl C (2002) Estrogen as a neuroprotective hormone. Nature Reviews Neuroscience 3: 433-442.<br />
<strong>Die</strong> komplette Liste der Literatur kann bei den Autoren angefordert werden.