Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher
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Neue Materialien mit hoher Spinpolarisation<br />
Von Claudia Felser<br />
Immer höhere Speicherdichten sind auf Speichermedien<br />
zur Verarbeitung der wachsenden Datenflut notwendig.<br />
Ganz neue Konzepte wie die Spintronik 1 versuchen<br />
diesen Anforderungen gerecht zu werden. Im<br />
Mittelpunkt dieser neuen Elektronik steht nicht die<br />
Ladung der Elektronen wie bei der Siliziumtechnologie,<br />
sondern der Spin, die Eigenrotation von Elektronen.<br />
Gesuch werden daher Materialien mit hoher<br />
Spinpolarisation. Optimal geeignet wären Materialien,<br />
in denen nur Elektronen einer Spinrichtung am<br />
Stromtransport beteiligt sind. Solche Materialien mit<br />
100-prozentiger Spinpolarisation werden als halbmetallische<br />
Ferromagneten bezeichnet. Bis heute ist<br />
CrO 2 das einzige Material, das eine hohe Spinpolarisation<br />
bei Raumtemperatur zeigt 2 .<br />
Dabei wurde aufgr<strong>und</strong> der besonderen elektronischen<br />
Struktur der Heusler-Verbindung NiMnSb<br />
bereits 1983 von de Groot 3 der Begriff halbmetallischer<br />
Ferromagnet geprägt. <strong>Die</strong> Richtigkeit der<br />
Begriffsbildung wurde aber bis heute experimentell<br />
noch nicht eindeutig belegt 4 . <strong>Die</strong> von Heusler entdeckten<br />
Verbindungen sind Legierungen aus unmagnetischen<br />
Metallen, die als Verbindung bis zu einer<br />
Temperatur von über 1200°C ferromagnetisch sein<br />
können. Insgesamt gibt es über 500 Heusler-Verbindungen,<br />
allerdings nur etwa 30, die oberhalb der<br />
Raumtemperatur ferromagnetisch sind.<br />
<strong>Die</strong> Suche nach neuen magnetischen Materialien<br />
für die Spintronik steht seit einiger Zeit im Mittelpunkt<br />
der Arbeit der an dieser Forschergruppe beteiligten<br />
Festkörperchemiker. Dabei gehen Berechnungen<br />
der elektronischen Struktur der Synthese voraus.<br />
<strong>Die</strong> systematische Untersuchung der elektronischen<br />
Struktur bekannter Verbindungen mit diesen außergewöhnlichen<br />
Eigenschaften hat zur Entwicklung<br />
eines einfachen Modells für Riesenmagnetwiderstände<br />
geführt. Mit Hilfe dieses Modells 5 werden nun<br />
Kandidaten identifiziert <strong>und</strong> synthetisiert sowie<br />
deren elektronische <strong>und</strong> magnetische<br />
Eigenschaften untersucht. Ein<br />
erster Erfolg war die Vorhersage<br />
<strong>und</strong> anschließende experimentelle<br />
Verifizierung eines Magnetwiderstandes<br />
in GdI 2 6 mit einem Wert von<br />
350 Prozent bei Raumtemperatur<br />
bezogen auf den Sättigungswert in<br />
großen Magnetfeldern <strong>und</strong> immerhin<br />
noch 60 Prozent bei 1 Tesla (siehe<br />
Abb. 1). Das bedeutet, dass der<br />
elektrische Widerstand dieser Verbindung<br />
bei Raumtemperatur in<br />
einem Magnetfeld von 7 Tesla um<br />
den Faktor 3 kleiner ist als ohne<br />
Magnetfeld. Allerdings ist GdI 2 eine<br />
Verbindung, die an der Luft nicht stabil ist. Außerdem<br />
tritt der Magnetwiderstand nur bei hohen Magnetfeldern<br />
auf.<br />
Technologisch interessant war aber erst die Entdeckung<br />
eines hohen Magnetwiderstands in gepressten<br />
Granulaten aus dotiertem Co 2 CrAl 7-9 . <strong>Die</strong>se Verbindung<br />
weist einen Magnetwiderstands-Effekt von<br />
65 Prozent bei 0.1 Tesla auf. Als Kompositmaterial<br />
mit Al 2 O 3 -Pulver gemischt erhält man sogar einen<br />
Wert von 125 Prozent bei 0.1 Tesla <strong>und</strong> Raumtemperatur<br />
(siehe Abb. 2). <strong>Die</strong>se Ergebnisse konnten durch<br />
Coey et al. 10 bestätigt werden. Vor kurzem hat eine<br />
japanische Konkurrenzgruppe ein Tunnelmagnetwiderstandselement<br />
mit einseitigem Kontakt aus der<br />
Heusler-Verbindung Co 2 Cr 0.6 Fe 0.4 Al vorgestellt, welches<br />
bei Raumtemperatur einen Magnetwiderstands-Effekt<br />
von 16 Prozent zeigte 11 . <strong>Die</strong>s entspricht<br />
zwar noch nicht einer Spinpolarisation von 100 Prozent,<br />
war aber die erste Funktionseinheit mit einer<br />
Heusler-Elektrode <strong>und</strong> mit einem bemerkenswerten<br />
Magnetwiderstands-Effekt bei Raumtemperatur. In<br />
der Arbeitsgruppe Felser werden im Rahmen der Forschergruppe<br />
neue Heusler-Verbindungen, ausgewählt<br />
durch Bandstrukturuntersuchungen, nach den<br />
Kriterien unseres chemischen Modells präpariert <strong>und</strong><br />
im Hinblick auf die Eigenschaften Spinpolarisation,<br />
Magnetwiderstand <strong>und</strong> hohe Curie-Temperatur optimiert.<br />
In einem iterativen Prozess soll dabei das chemische<br />
Modell nach den neuesten physikalischen<br />
Erkenntnissen ständig verbessert werden. Verbindungen<br />
mit einem Halbleiter-Metall-Übergang bei der<br />
Curie-Temperatur zeichnen sich durch vollständige<br />
Spinpolarisation aus. Gesucht werden daher auch<br />
Heusler-Verbindungen, die einen solchen Übergang<br />
aufweisen. Kombinierte Hochtemperatur-Magnetwiderstands-<br />
<strong>und</strong> Strukturuntersuchungen ermöglichen<br />
die Einsicht in Struktur–Eigenschaftsbeziehungen<br />
dieser komplexen Verbindungsklasse.<br />
FORSCHUNGSMAGAZIN ■ 2004<br />
MAGNETISMUS......<br />
<strong>Die</strong> Suche nach neuen<br />
Materialien, die noch höhere<br />
Speicherkapazitäten auf noch<br />
kleinerem Raum bieten, läuft<br />
auf Hochtouren. Daran<br />
beteiligt sind Wissenschaftler<br />
aus Mainz <strong>und</strong> Kaiserslautern,<br />
die nun als neue Forschergruppe<br />
von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
unterstützt werden.<br />
Abb. 1: Widerstandsverhalten von<br />
GdI2 als Funktion der Temperatur für<br />
verschiedene Felder.<br />
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