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Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher

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Quelle: Berliner Wetterkarte<br />

sind? Erhöht die anthropogene Klimaveränderung<br />

die Wahrscheinlichkeit für solche Wetterextreme?<br />

Üblicherweise wird der Nachweis der anthropogenen<br />

Klimaveränderung über großflächige Mittelwerte<br />

wie beispielsweise die globale bodennahe Lufttemperatur<br />

geführt. Dadurch bekommt man die Statistik<br />

gut in den Griff. Viel problematischer sind dagegen<br />

Extremwerte. <strong>Die</strong>s liegt daran, dass Extremwerte,<br />

wie der Name andeutet, sehr selten auftreten <strong>und</strong><br />

daher die Länge der verlässlichen Messreihen für<br />

eine statistisch f<strong>und</strong>ierte Aussage nicht ausreicht.<br />

Auf der anderen Seite aber sind wir gerade an der<br />

Entwicklung von Extremwerten interessiert, weil die<br />

menschliche Gesellschaft darauf besonders empfindlich<br />

reagiert. Selbst eine kleine Veränderung des Mittelwerts<br />

einer Verteilung kann eine vergleichsweise<br />

große Änderung von Extremwerten nach sich ziehen.<br />

So gesehen ist es plausibel, starke Änderungen bei<br />

den Extremwerten zu vermuten, wenn auch der<br />

Beweis, dass diese menschengemacht sind, derzeit<br />

nicht möglich ist.<br />

Eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der anthropogenen<br />

Klimaveränderungen spielen die Klimamodelle.<br />

Hier versuchen Klimaforscher, alle relevanten<br />

physikalischen <strong>und</strong> chemischen Prozesse der Atmosphäre<br />

<strong>und</strong> des Ozeans in einem Computermodell zu<br />

vereinen. Lässt man das Modell einmal mit <strong>und</strong> einmal<br />

ohne menschliche Einflüsse (vor allem anthropogene<br />

Treibhausgase <strong>und</strong> Aerosole 1 ) laufen, so<br />

bekommt man ein Bild davon, wie der Mensch die<br />

Entwicklung der Atmosphäre beeinflusst. Der Vergleich<br />

dieser berechneten Differenz mit den tatsächlich<br />

beobachteten Veränderungen zeigt an, ob <strong>und</strong><br />

inwiefern der Mensch tatsächlich schon merklich eingegriffen<br />

hat.<br />

Mit Hilfe solcher Klimamodelle haben Meteorologen<br />

von der Eidgenössischen Technischen Hochschu-<br />

le in Zürich versucht abzuschätzen, wie das regionale<br />

Klima in Mitteleuropa in 100 Jahren aussehen wird.<br />

In ihren Simulationen nimmt der Mittelwert der Temperatur<br />

um ca. 5 Grad zu. Zusätzlich erhöht sich die<br />

Variabilität des Klimas. Als Konsequenz finden sie,<br />

dass ein Sommer wie 2003 für unsere Urenkel ein<br />

relativ gewöhnliches Ereignis sein wird, mit dem alle<br />

zwei bis drei Jahre zu rechnen sein wird.<br />

Auch wenn diese Simulationen mit Unsicherheiten<br />

behaftet sind, legen sie nahe, dass uns der Sommer<br />

2003 einen Vorgeschmack auf kommende Jahrzehnte<br />

gegeben hat. Doch eigentlich sollten die Extremereignisse<br />

eher graduell zunehmen, da das Klima allmählich<br />

wärmer wird. Damit bleibt die Frage ungeklärt,<br />

was speziell im Sommer 2003 passiert ist, denn<br />

die langjährige Zeitreihe sieht auf den ersten Blick<br />

nicht so aus, als handle es sich um eine allmähliche<br />

Zunahme von Extremereignissen.<br />

Man mag sich mit der Feststellung zufrieden<br />

FORSCHUNGSMAGAZIN ■ 2004<br />

METEOROLOGIE......<br />

Abb. 5: Temperaturanomalie (Abweichung<br />

vom langjährigen Mittelwert)<br />

im Sommer 2003 über Europa. <strong>Die</strong><br />

Temperaturen in Teilen Frankreichs<br />

<strong>und</strong> Süddeutschlands waren mehr als<br />

4 Grad zu warm.<br />

1 Aerosole sind winzige Tröpfchen oder<br />

Partikel in der Atmosphäre. Sie<br />

beeinflussen die Entstehung von<br />

Wolken <strong>und</strong> sind daher klimarelevant.<br />

Abb. 6: Wetterkarte über<br />

Europa am 9. August 2003.<br />

Der Wind in ca. 5 km Höhe<br />

bläst näherungsweise<br />

parallel zu den durchgezogenen<br />

Linien. Über<br />

Zentral- <strong>und</strong> Südwesteuropa<br />

liegt ein Hochdruckkeil.<br />

49<br />

Quelle: DWD, Klimastatusbericht 2003

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