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Zwischen Memphis und Theben: Die Gräber politischer Drahtzieher

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..... PATHOBIOCHEMIE<br />

Abb. 2:<br />

<strong>Die</strong> Aufdeckung der<br />

biochemischen Gr<strong>und</strong>lagenneurodegenerativer<br />

Erkankungen<br />

ist das Ziel<br />

neuer Forschungen.<br />

32<br />

ren von dem deutschen Neuropathologen Alois Alzheimer<br />

erstmals beschrieben. Bis heute gelten die<br />

damals von Alzheimer identifizierten <strong>und</strong> definierten<br />

neuropathologischen Merkmale. <strong>Die</strong> exakten Ursachen<br />

dieser chronisch-progressiven, neurodegenerativen<br />

Erkrankung sind bis heute ungeklärt, eine kausale<br />

Therapie aus diesem Gr<strong>und</strong>e nicht möglich. Neuropathologisch<br />

fallen bei der Alzheimer-Krankheit<br />

die verstärkte Ablagerung des Amyloid-β-Proteins,<br />

biochemische Veränderungen des Tau-Proteins, Entzündungsreaktionen<br />

im Gewebe sowie verstärkter<br />

oxidativer Stress auf. Auch werden mögliche altersassoziierte<br />

Veränderungen im Cholesterinstoffwechsel<br />

als zusätzlicher Risikofaktor diskutiert.<br />

Weniger als 10 Prozent aller Alzheimerfälle sind<br />

klassisch vererbt, die Mehrzahl entsteht sporadisch,<br />

d.h. ohne klare genetische Ursache <strong>und</strong> strikt altersabhängig.<br />

<strong>Die</strong> erblichen Formen der AD stellen dennoch<br />

hervorragende Modelle zur weiteren Untersuchung<br />

der Ätiologie dieser Erkrankung dar <strong>und</strong><br />

haben im letzten Jahrzehnt die Alzheimerforschung<br />

im Verständnis der möglichen Ursachen dieser<br />

Krankheit dominiert <strong>und</strong> entscheidend nach vorne<br />

gebracht. Bisher sind drei Gene beschrieben worden,<br />

die bei autosomal dominant vererbten Formen der<br />

AD Mutationen tragen. Es handelt sich dabei um die<br />

Gene Presenilin-1 <strong>und</strong> Presenilin-2 auf Chromosom<br />

14 bzw. 1 sowie um das auf Chromosom 21 positionierte<br />

Gen für das Amyloid-Vorläuferprotein. Individuen,<br />

die Mutationen in einem dieser drei Gene<br />

besitzen, erkranken in der Regel sehr früh, stets unter<br />

60 Jahren. Deshalb werden diese erblichen Formen<br />

der AD in Abgrenzung von den sporadischen rein<br />

altersassoziierten Formen als früh einsetzende (early<br />

onset) Formen der AD bezeichnet. Liegen Mutationen<br />

im Amyloid-Vorläuferprotein-Gen vor, ist das<br />

Erkrankungsalter besonders niedrig <strong>und</strong> liegt häufig<br />

etwa beim 40. Lebensjahr. Bei Presenilin-2-Mutationen<br />

sind Alzheimerfälle beschrieben, die erst jenseits<br />

des 70. Lebensjahres auftraten. Obwohl solche dominanten<br />

Erbgänge prinzipiell mit Blick auf eine mögliche<br />

frühe Identifizierung von familiären Alzheimerfällen<br />

von hohem Wert sind, stellt sich beim augenblicklichen<br />

Fehlen einer kausalen Therapie dieser<br />

Erkrankung die Frage nach den ethischen Problemen<br />

(Abb. 2).<br />

<strong>Die</strong> Mainzer Pathobiochemie konzentriert sich auf<br />

die biochemische Prozessierung des Amyloid-Vorläuferproteins<br />

zum aggregationsfähigen Amyloid-β-<br />

Peptid (Aβ) <strong>und</strong> deren Einflussfaktoren (z.B. Hormone)<br />

sowie auf die durch Aβ ausgelösten Veränderungen<br />

in den Nervenzellen. Zusätzlich stehen die Bedeutung<br />

der zerstörerischen Wirkung der freien Sauerstoffradikale<br />

sowie die Wirkung endogener physiologischer<br />

Schutzfaktoren für Nervenzellen im Mittelpunkt<br />

der Untersuchungen. <strong>Die</strong> Frage hierbei ist, inwieweit<br />

Veränderungen im Hormonspiegel (Sexualhormone,<br />

Stresshormone) <strong>und</strong> weiterer potentiell<br />

neuroprotektiver Faktoren dem Nervenzelluntergang<br />

entgegenwirken können <strong>und</strong> umgekehrt, wie empfindlich<br />

Nervenzellen werden, wenn endogene Hormonspiegel<br />

im Alter absinken.<br />

Zusätzlich zu der Identifizierung verschiedener<br />

chemischer Leitstrukturen mit anti-oxidativer, d.h.<br />

radikal entgiftender Aktivität gelang es, körpereigene<br />

Hormone <strong>und</strong> Neuromodulatoren als neuroprotektive<br />

Substanzen zu beschreiben. So konnten wir vor<br />

einigen Jahren zeigen, dass das weibliche Sexualhormon<br />

Östrogen als biochemische Struktur direkte antioxidative<br />

Aktivitäten (ähnlich dem Vitamin E) entwickeln<br />

kann. Zudem ist vor kurzem der Nachweis<br />

geglückt, dass Östrogene über die physiologischen<br />

Östrogenrezeptoren in den Nervenzellen genetische<br />

Schutzfaktoren <strong>und</strong> Schutzprogramme ansteuern <strong>und</strong><br />

aktivieren. Dadurch können Nervenzellen stabiler,<br />

d.h. resistenter, gegenüber toxischen Einflüssen von<br />

außen gemacht werden. Das weibliche Sexualhormon<br />

Östrogen ist somit ein bedeutender Faktor nicht<br />

nur für die Entwicklung des Gehirns des Menschen,<br />

sondern auch für die Stabilisierung <strong>und</strong> den allgemeinen<br />

Nervenzellschutz. <strong>Die</strong>ser biochemische Bef<strong>und</strong>,<br />

der anhand von zellulären <strong>und</strong> Tiermodellen mittlerweile<br />

sehr gut belegt ist, stimmt mit der Tatsache<br />

überein, dass signifikante hormonelle Schwankungen<br />

(z.B. Menopause) degenerative Prozesse des Nervensystems<br />

einleiten oder beschleunigen können.<br />

Ein weiteres körpereigenes Hormon, das als neuroprotektiver<br />

Faktor Nervenzellen im Gehirn vor<br />

alters- <strong>und</strong> Alzheimer-assoziiertem Nervenzelltod,<br />

beispielsweise ausgelöst durch aggregiertes Amyloid-β-Protein,<br />

schützt, ist das Neuropeptid Corticotropin-Releasing<br />

Hormon (CRH). CRH ist der zentrale

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