Download Konfrontative Paedagogik - Universität Vechta
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Resümieren lässt sich dieses Kapitel erstens dahingehend, dass es bis heute<br />
keine Wirksamkeitsuntersuchung im Sinne einer Legalbewährung für das Glen<br />
Mills-Programm gibt, die den Anforderungen wissenschaftlicher Standards<br />
genügt und als repräsentativ zu betrachten wäre. Weiterhin bleibt festzustellen,<br />
dass die von Grissom und Dubnov ermittelten Rückfallquoten bei den<br />
Absolventen keine signifikant positive Abweichung zur Vergleichsgruppe<br />
ergeben haben. Betrachtet man dieses Ergebnis vor dem Hintergrund der<br />
durch das DJI aufgeworfenen Kritikpunkte an der Erhebungsmethodik, kann<br />
günstigstenfalls von einer minimalen Verbesserung der Rückfallquote bei<br />
denjenigen Jugendlichen ausgegangen werden, die das „Treatment“ Glen Mills<br />
durchlaufen haben.<br />
Um die Kritik an dieser „knallharten Konditionierung“, wie es ein Dozent der<br />
Hochschule <strong>Vechta</strong> einmal in einem Gespräch mit dem Verfasser ausdrückte,<br />
besser verstehen zu können und die Möglichkeiten eines Transfers des<br />
Programms nach Deutschland zu prüfen, macht es Sinn, sich noch einmal kurz<br />
mit dem pädagogischen Konzept und dem Selbstverständnis der Glen Mills<br />
Schools und deren „Übervater“ Sam Ferrainola auseinanderzusetzen.<br />
1. Nach Ferrainola ist Delinquenz „(…) kein psychiatrisches Syndrom,<br />
sondern ein soziales Faktum, genauso wie Armut und Scheidung<br />
soziale Faktoren sind“ (Ferrainola, 1999). Vor dem Hintergrund dieser<br />
Basisaussage finden viele der anderen Theorien abweichenden<br />
Verhaltens, die sich gerade auch auf Jugendliche und<br />
Heranwachsende anwenden lassen könnten, in Glen Mills keine oder<br />
nur rudimentäre Beachtung. Hier wären besonders erwähnens- und<br />
beachtenswert die Subkulturtheorie von Albert Cohen, die<br />
Chancenstrukturtheorie von Richard Cloward und Lloyd Ohlin, die<br />
Theorie der differentiellen Assoziation von Edwin Sutherland, aber<br />
auch durchaus die Anomietheorie nach Emile Durkheim oder Robert<br />
Merton, sowie der „Labeling Approach“. Der Blick auf den delinquenten<br />
Jugendlichen ist extrem subjektiviert im Sinne eines „produktiven<br />
Verarbeiters von Realität“ (s. Kapitel 2.3) nach Klaus Hurrelmann.<br />
Dieser monokausale Erklärungsansatz von delinquentem Verhalten