„Ratgeber für Flüchtlinge in Thüringen“ erschienen (3/2007
„Ratgeber für Flüchtlinge in Thüringen“ erschienen (3/2007
„Ratgeber für Flüchtlinge in Thüringen“ erschienen (3/2007
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Asylverfahren<br />
22<br />
Befragung zu Ihrem Fluchtweg: hier sollten Sie bei E<strong>in</strong>reise mit<br />
dem Schiff oder Flugzeug so genau wie möglich antworten (Zeiten<br />
und Angabe der Fluggesellschaft/ Name des Schiffes usw.); falls<br />
Sie aus e<strong>in</strong>em anderen Unterzeichnerstaat des Schengenabkommens<br />
(siehe oben) e<strong>in</strong>gereist s<strong>in</strong>d oder Ihre engsten Familienangehörigen<br />
dort e<strong>in</strong>en Asylantrag gestellt haben oder anerkannt wurden<br />
(nicht bei Ablehnung), sollten Sie das sagen – man wird Sie<br />
dann dorth<strong>in</strong> schicken.<br />
Zuletzt wird man Sie zu Ihren Fluchtgründen befragen. Das kann<br />
sehr unterschiedlich ablaufen – von e<strong>in</strong>er Frage (hier sollten Sie<br />
alles detailgenau erklären) bis zu genauem Nachfragen, nach<br />
Details und H<strong>in</strong>tergründen.<br />
Nachfolgend f<strong>in</strong>den Sie wichtige Tipps zur Vorbereitung des<br />
Interviews.<br />
Ihre Rechte vor Beg<strong>in</strong>n der Anhörung<br />
Sie sollten vor der Anhörung unbed<strong>in</strong>gt das Angebot der<br />
Verfahrensberatung nutzen. Diese Beratung zur Vorbereitung der<br />
Anhörung wird <strong>in</strong> der Landesaufnahmestelle Eisenberg von der<br />
Diakonie angeboten. Sie können aber auch zu e<strong>in</strong>er anderen Beratungsstelle<br />
gehen oder e<strong>in</strong>en Anwalt aufsuchen.<br />
Das Interview wird ähnlich wie e<strong>in</strong> Verhör se<strong>in</strong>. Lassen Sie sich<br />
dadurch nicht verunsichern.<br />
Sagen Sie, <strong>in</strong> welcher Sprache oder <strong>in</strong> welchem Dialekt Sie angehört<br />
werden wollen.<br />
Es gibt jeweils e<strong>in</strong>en Sonderbeauftragten <strong>für</strong> M<strong>in</strong>derjährige,<br />
Traumatisierte und Frauen. Als Frau haben Sie das Recht auf e<strong>in</strong>e<br />
Dolmetscher<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>e Frau als Anhörer<strong>in</strong>.<br />
Sie haben das Recht, e<strong>in</strong>en Dolmetscher Ihres Vertrauens und<br />
Ihren Anwalt mit zur Anhörung zu br<strong>in</strong>gen, die allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>für</strong><br />
Sie sprechen dürfen und die Sie selbst bezahlen müssen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wird trotzdem e<strong>in</strong> zweiter Dolmetscher (vom Bundesamt)<br />
anwesend se<strong>in</strong>.<br />
Andere Personen Ihres Vertrauens können auf schriftlichen Antrag<br />
zugelassen werden. Nutzen Sie diese Möglichkeit. Es gibt Ihnen<br />
Sicherheit und später nötigenfalls Zeugen. Diese Personen können<br />
Ihnen während der Anhörung jedoch ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise geben. Sie<br />
dürfen nur h<strong>in</strong>ter Ihnen mit im Raum sitzen, so dass Sie diese nicht<br />
sehen können.<br />
Wenn Sie sich krank fühlen, sagen Sie das vor der Anhörung und<br />
bestehen Sie gegebenenfalls auf e<strong>in</strong>em neuen Term<strong>in</strong>.<br />
Es kann s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, wenn Sie sich vor der Anhörung e<strong>in</strong>e genaue<br />
Zeittafel Ihrer Verfolgungsgeschichte erarbeiten, um später nicht<br />
Daten und Fakten zu verwechseln. (Sie sollten diese aber nicht mit<br />
<strong>in</strong> die Anhörung nehmen, da man Ihnen sonst unterstellen könnte,<br />
dass es nicht Ihre eigene Geschichte sei.)<br />
Achten Sie auf Genauigkeit, Richtigkeit und vor allem auf die<br />
richtige Reihenfolge der Ereignisse.<br />
Geben Sie alle Details an, die Ihnen e<strong>in</strong>fallen und sagen Sie alles,<br />
auch wenn Sie nicht direkt danach gefragt werden.<br />
Geben Sie zu allen Fragen genaue Zeitangaben (Jahr, Tag, Uhrzeit),<br />
Ortsbeschreibungen sowie H<strong>in</strong>weise auf Zeugen (möglichst<br />
mit Namen) und Beweise an.<br />
Man wird manche Fragen als Kontrollfragen zu e<strong>in</strong>em späteren<br />
Zeitpunkt der Anhörung wiederholen, um zu prüfen, ob Sie sich <strong>in</strong><br />
Ihren Angaben widersprechen.<br />
Ihre Rechte während der Anhörung<br />
Wenn die Anhörung <strong>für</strong> Sie zu anstrengend ist, sagen Sie das. Man<br />
muss Ihnen dann e<strong>in</strong>en neuen Term<strong>in</strong> <strong>für</strong> die Anhörung geben.<br />
Bitten Sie bei Verständigungsschwierigkeiten zwischen Ihnen und<br />
dem Dolmetscher (zum Beispiel wenn er e<strong>in</strong>en anderen Dialekt<br />
spricht) sofort um e<strong>in</strong>en anderen Dolmetscher (<strong>in</strong>nerhalb der<br />
ersten 10 M<strong>in</strong>uten).<br />
S<strong>in</strong>d die Verständigungsschwierigkeiten zu groß, sollten Sie die<br />
Anhörung nicht fortsetzen. Lassen Sie im Protokoll vermerken,<br />
dass die Anhörung wegen Verständigungsproblemen abgebrochen<br />
wird.<br />
Da Sie nicht deutsch sprechen, können Sie schlecht beurteilen, ob<br />
der Dolmetscher das Gesagte richtig übersetzt. Spätestens am<br />
Ende der Anhörung muss es e<strong>in</strong>e Rückübersetzung geben. Achten<br />
Sie dabei auf jedes Wort und korrigieren Sie alle falschen Übersetzungen.<br />
Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen! Seien Sie sich klar,<br />
dass Sie die Hauptperson <strong>in</strong> der Anhörung s<strong>in</strong>d und die Anhörung<br />
die e<strong>in</strong>zige Chance <strong>für</strong> Sie ist, alles zu sagen.<br />
Sagen Sie möglichst die Wahrheit und vermeiden Sie Widersprüche,<br />
da diese immer als Beweis <strong>für</strong> Ihre Unglaubwürdigkeit gelten<br />
werden.<br />
Sie haben das Recht, D<strong>in</strong>ge nicht zu sagen, die Sie oder andere<br />
Personen <strong>in</strong> Gefahr br<strong>in</strong>gen könnten. Erklären und begründen Sie<br />
das.<br />
Asylverfahren<br />
23