Gesundheitsreport 2012 t Thüringen - Arbeitgeber - Barmer GEK
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��Arbeitsunfähigkeit als Folge gesundheitlicher Einschränkungen entspricht<br />
der primären und direkten Interpretation einer gemeldeten Arbeitsunfähigkeit als<br />
Hinweis auf den gesundheitlichen Zustand des Betroffenen. Ob dabei die gesundheitlichen<br />
Einschränkungen ihrerseits Folge der Berufstätigkeit sind, oder anderweitige<br />
Gründe haben, muss im Einzelfall in der Regel zunächst offen bleiben. Relativ<br />
eindeutig sind entsprechende Zusammenhänge lediglich bei Arbeits- und<br />
Wegeunfällen, die allerdings nur eine kleinere Teilmenge der erfassten Arbeitsunfähigkeiten<br />
bilden. Wichtig erscheint in diesem Kontext zudem der Hinweis, dass<br />
gesundheitliche Einschränkungen erst ab einer bestimmten Schwelle zu einer Arbeitsunfähigkeit<br />
mit Fernbleiben vom Arbeitsplatz führen. Ein Arbeitnehmer kann<br />
beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben,<br />
ehe er sich wegen zunehmender Beschwerden krankschreiben lässt.<br />
��Arbeitsunfähigkeiten in Abhängigkeit von tätigkeitsspezifischen Anforderungen<br />
Unterschiedliche Tätigkeiten stellen unterschiedliche mentale und körperliche<br />
Anforderungen. Während beispielsweise eine leichtere Fußverletzung bei<br />
ausschließlicher Bürotätigkeit am Schreibtisch weitgehend ohne Fehlzeiten verheilen<br />
kann, kann eine identische Verletzung bei körperlich belastenden Tätigkeiten,<br />
beispielsweise bei Briefträgern, zu unzweifelhaft begründeten mehrwöchigen Arbeitsausfällen<br />
führen.<br />
��Gesundheit als Folge von tätigkeitsspezifischen Anforderungen Für sehr<br />
belastende oder herausgehobene und verantwortungsvolle Tätigkeiten werden<br />
oftmals überdurchschnittlich gesunde Personen ausgewählt, deren vergleichsweise<br />
gute Gesundheit und ggf. geringe Arbeitsunfähigkeit dann keinesfalls Rückschlüsse<br />
auf besonders günstige Arbeitsplatzbedingungen erlaubt. Entsprechende<br />
Selektionseffekte, die zu scheinbar paradoxen Ergebnissen führen können, werden<br />
in der Epidemiologie englischsprachig als „Healthy Worker Effekt“ bezeichnet.<br />
��Weitere primär erkrankungsunabhängige Einflüsse Auswirkungen auf Kennzahlen<br />
zu Arbeitsunfähigkeiten können eine Reihe weiterer Faktoren haben. Nach<br />
der Beobachtung von typischerweise gegenläufigen Zyklen der Konjunktur und<br />
Krankenständen lassen sich bei negativer konjunktureller Entwicklung mit zunehmender<br />
Arbeitsplatzunsicherheit rückläufige Krankenstände erwarten und umgekehrt.<br />
Das Klima am Arbeitsplatz dürfte unterschiedliche Auswirkungen haben. Höhere<br />
Krankenstände können Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher<br />
Belastungen am Arbeitsplatz sein. Zählt man Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes<br />
als einen Aspekt des Betriebsklimas, kann ein negatives Betriebskli-<br />
BARMER <strong>GEK</strong> <strong>Gesundheitsreport</strong> <strong>2012</strong>