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Wirtschaftsstandort Oldenburg

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Ein wichtiges Zwischenziel liegt darin, die Auslastung<br />

der Netze besser zu steuern sowie eine angemessenere<br />

Verteilung der Kosten und eine konsequente Marktintegration<br />

der regenerativen Energien zu erreichen. Im Nordwesten<br />

weiß man nicht erst seit der Energiewende – von<br />

der Bundesregierung im Jahr 2011 nach der Reaktor -<br />

katastrophe im japanischen Fukushima ausgerufen –, dass<br />

dieser Weg der einzig begehbare ist. Bereits 1989 hatte<br />

EWE im ostfriesischen Pilsum den damals größten Windpark<br />

Deutschlands errichten lassen. Und Vorstandschef<br />

Brinker betont gern, dass er sich schon in den späten<br />

1970er-Jahren mit Fragen des Klimaschutzes beschäftigt<br />

und begonnen habe, Konzepte für die Nutzung regene -<br />

rativer Energien zu entwickeln. Damals wurde jedoch<br />

anderen Themen eine deutlich höhere Priorität beige -<br />

messen.<br />

Die Zeiten haben sich geändert, die Energiewende ist in<br />

den Vordergrund gerückt. Dennoch brauchen Energie -<br />

manager offenbar einen langen Atem. Aber die Geduld<br />

lohnt sich. Auch in punkto Klimawende, wie sich – trotz<br />

einiger Probleme – bereits jetzt zeigt. „Mit 70 Prozent<br />

erneuerbaren Energien im EWE-Stromnetz hat die Region<br />

schon heute die Ziele der Bundesregierung für 2050<br />

erreicht“, weiß Brinker zu berichten. Auch beim Windstrom<br />

liegt die Region weit vorn: Rund 13 Prozent der<br />

in Deutsch land erbrachten Leistung stammt aus dem<br />

Nordwesten. Tendenz weiter steigend.<br />

Die Windenergiebranche hat sich zu einem der stärksten<br />

Player in der Region entwickelt und trägt einen großen<br />

Anteil am Aufschwung der gesamten Energiewirtschaft<br />

bei. Das zeigen auch die Ergebnisse der groß angelegten<br />

„Potenzialstudie Energieregion Nordwest“, die unter anderem<br />

vom <strong>Oldenburg</strong>er Energiecluster OLEC e. V. in Auftrag<br />

gegeben wurde. Nach dieser Untersuchung sind in<br />

der Region heute mehr als 59 000 Anlagen installiert, die<br />

Strom aus erneuerbaren Quellen ins Netz einspeisen.<br />

Daneben stellt die Energiewirtschaft in der ganzen Bandbreite<br />

ihrer vielen kleinen und mittleren Unternehmen<br />

einen wichtigen Motor für den Arbeitsmarkt dar – auch<br />

wenn es in den letzten Jahren einige Rückschläge gab.<br />

Zugleich gibt sich die Branche aufgeschlossen im Dialog<br />

mit den Bürgern. In einer Region, in der der „Klönschnack“<br />

seit Generationen gehegt und gepflegt wird, spricht man<br />

offen über eventuelle Probleme und Chancen. Unterschiedliche<br />

Ansichten sind durchaus ebenso erwünscht<br />

wie Mitdenken und Mitmachen. Nur durch die Diskussion<br />

verschiedener Ansätze lassen sich optimale Lösungen<br />

finden. Mittlerweile haben sich sogar Agenturen auf die<br />

sogenannte Akzeptanzkommunikation spezialisiert. Mit<br />

ihrer Unterstützung lassen sich mögliche Konflikte bereits<br />

im Vorfeld erkennen und moderieren. Modellcharakter<br />

besaß auch das Dialogverfahren „Repowering von Wind -<br />

energieanlagen in der Metropolregion Bremen-<strong>Oldenburg</strong>“,<br />

an dem sich beispielsweise die in Varel ansässige<br />

Deutsche WindGuard GmbH beteiligte. In Workshops<br />

und Gesprächen kamen bis zu 60 Teilnehmer zusammen,<br />

darunter Windparkplaner und Verwaltung, Branchenvertreter<br />

und betroffene Bürger, um Vertrauen und Verständnis<br />

gegenseitig zu fördern.<br />

Darum müsse es immer gehen, bestätigt Tanja Schur,<br />

Sprecherin der IFE Eriksen AG in <strong>Oldenburg</strong>. Die Energie -<br />

wirtschaft sei für die Entwicklung des Landes viel zu<br />

wichtig, als dass sie gegen die Interessen der Bevölkerung<br />

handeln könne. „Wenn man schon frühzeitig sowohl<br />

bei Neubauten als auch beim Repowering auf Bürgerbeteiligung<br />

setzt, dann funktioniert das meist“, sagt Tanja<br />

Schur. Das vielfach erprobte Konzept der Einbindung<br />

der Bürger kann ebenso als Zukunftsmodell für andere<br />

Regionen gelten, wie die am Beispiel der Zusammenarbeit<br />

von OFFIS und iro deutlich werdenden Kooperationen<br />

verschiedener Beteiligter im Nordwesten. Angesichts<br />

der komplexen Anforderungen sind keine Einzelkämpfer<br />

gefragt, sondern Teamplayer. Um die großen Ziele zu<br />

erreichen, bündeln die in der Energiewirtschaft tätigen<br />

Unternehmen, Institutionen und Forschungseinrich -<br />

tungen ihre Kräfte.

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