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Wirtschaftsstandort Oldenburg

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Wie wichtig der Tourismus für das <strong>Oldenburg</strong>er Land ist,<br />

das hat die IHK 2014 im Rahmen einer Studie durch die ift<br />

Freizeit- und Tourismusberatung GmbH in Köln ermitteln<br />

lassen. Danach hat der Tourismus eine wesentlich größere<br />

Bedeutung als es die amtlichen Statistiken ausdrücken.<br />

Denn zusätzlich zu den dort gezählten Übernachtungen<br />

haben die Kölner Experten ausgemacht: gut 2,5 Millionen<br />

Übernachtungen in Kleinbetrieben, etwa 7,8 Millionen<br />

private Übernachtungen bei Verwandten und Bekannten<br />

– die sogenannten Sofatouristen –, rund 2,4 Millionen<br />

Übernachtungen durch Camper und Reisemobilisten<br />

sowie gut zwei Millionen sonstige Übernachtungen,<br />

zum Beispiel in Freizeitwohnsitzen. Ift-Geschäftsführer<br />

Jan-F. Kobernuß kommt so auf 18,5 Millionen Aufent -<br />

haltstage durch übernachtende Gäste. „Zählt man noch<br />

die knapp 32 Millionen Tagesausflügler dazu, so kommt<br />

das <strong>Oldenburg</strong>er Land auf etwa 50 Millionen Aufenthalts -<br />

tage pro Jahr“, bilanziert Kobernuß. Mit diesen hat die<br />

Region 2013 einen Umsatz von mehr als 1,8 Mrd. Euro<br />

erwirtschaftet, was einer Wertschöpfung von gut 900 Mio.<br />

Euro entspricht. Hieraus fließen mehrere hundert Mio.<br />

Euro an Steuern in die staatlichen Kassen.<br />

Für Havekost hat der Tourismus über seinen ökono -<br />

mischen Stellenwert hinaus aber noch eine viel größere<br />

Bedeutung. „Er ist eine Querschnittsbranche mit Breitenwirkung.<br />

Neben den klassischen Anbietern wie Beherbergungs-,<br />

Gastronomie- und Freizeitbetrieben profitiert<br />

eine Vielzahl von Branchen direkt und indirekt von den<br />

Ausgaben der Touristen“, weiß die IHK-Geschäftsführerin.<br />

Dazu zählt sie Einzelhandel, Handwerk, Landwirtschaft,<br />

Transportunternehmen, Energieerzeuger und viele weitere<br />

Dienstleister. Thomas Bruns, Vizepräsident der IHK und<br />

Geschäftsführer der Friesenhörn-Nordsee-Kliniken, sieht<br />

im Tourismus außerdem „einen wichtigen Imagefaktor für<br />

unsere Region“. „Wenn wir als attraktives Reiseziel gesehen<br />

werden, dann wirkt sich dies zusätzlich positiv auf andere<br />

Branchen aus und sorgt allgemein für eine Verbesserung<br />

der Lebensqualität in unseren Städten und Gemeinden“,<br />

ist sich Bruns sicher.<br />

Doch alle wissen: Stillstand ist Rückschritt; die Wettbe -<br />

werber – und das sind in diesem Fall andere Regionen –<br />

schlafen nicht. Die ift Freizeit- und Tourismusberatung<br />

GmbH hat für die Region eine ganze Reihe von Bereichen<br />

ausgemacht, auf denen die Wertschöpfung erhöht werden<br />

kann. Als da sind: Die Zahl der Übernachtungsgäste<br />

kann gesteigert werden. Als Ansatzpunkte sieht Kobernuß<br />

hier qualitativ bessere Beherbergungsmöglichkeiten,<br />

einen guten Service und eine höhere Aufenthaltsqualität.<br />

„Betriebe könnten zum Beispiel für sich einen eigenen<br />

Attraktionswert schaffen.“ Etwa durch ein Angebot mit<br />

Alleinstellungsmerkmal. Große Potenziale sieht Kobernuß<br />

im Gesundheits- und Naturtourismus. „Vor allem für das<br />

Thema Gesundheit wird in Deutschland immer mehr Geld<br />

ausgegeben“, weiß der Tourismus-Experte. Außerdem ist<br />

dieses Geschäft saisonunabhängig. Bad Zwischenahn zum<br />

Beispiel beackert dieses Wachstumsfeld schon seit Jahren<br />

– mit großem Erfolg. Auch für IHK-Vizepräsident Bruns ist<br />

der Gesundheitstourismus „eines der Megathemen der<br />

Zukunft“. Und zum Thema Naturtourismus verweist Kobernuß<br />

auf das Alleinstellungsmerkmal der Region mit dem<br />

UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.<br />

Weitere Entwicklungsmöglichkeiten bestünden außerdem<br />

im Einkaufstourismus. „Städte wie <strong>Oldenburg</strong> sollten ihre<br />

Strategie darauf ausrichten, Einkaufen in der Stadt in<br />

Kombination mit touristischen, gastronomischen und<br />

kulturellen Angeboten zu einem ganz besonderen Erlebnis<br />

werden zu lassen“, umreißt Kobernuß die Zielrichtung.<br />

Besondere Anstrengungen erfordert ein Trend, der weiter<br />

anhält: Die Touristen werden immer flexibler. Sie machen<br />

häufiger, aber ständig kürzer Urlaub. Die durchschnittliche<br />

Verweildauer an einem Urlaubsort beträgt inzwischen nur<br />

noch zwischen drei und vier Tagen. „Darauf müssen sich<br />

die Regionen einstellen: mit Investitionen in eine bessere<br />

Erreichbarkeit; mit einem Marketingkonzept, das die<br />

Attraktivität der Region nach außen darstellt, was aber<br />

auch mehr Geld kostet, und mit einer engeren Zusam -<br />

menarbeit“, sagt ift-Geschäftsführer Kobernuß. Warum<br />

sollte der Urlauber aus Bayern, der eine Woche Strand -<br />

urlaub auf Wangerooge verbracht hat, auf der Rückfahrt<br />

in den Süden nicht noch ein paar Tage Fahrradurlaub im<br />

<strong>Oldenburg</strong>er Münsterland anhängen? Der Tourismus ist<br />

nach Ansicht aller Experten auf absehbare Zeit ein Wachstumsmarkt,<br />

von dem sich auch das <strong>Oldenburg</strong>er Land ein<br />

ordentliches Stück abschneiden kann.

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