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LG 226

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72 <strong>LG</strong><br />

SEPTEMBRE 2019<br />

DÉVELOPPPEMENT DURABLE<br />

Ein neuer Deckenträger<br />

für ein neues Büro<br />

Die Firma Steffen Holzbau entwickelte ein Bauteil, das es<br />

bisher noch nicht gab. Für die Erfinder stand Flexibilität im<br />

Fokus. Mit ein bisschen Glück gibt es dafür bald ein Patent.<br />

Im neuen Bürogebäude ist die Firma schon zufrieden mit der<br />

neuen Konstruktion.<br />

Anpassungsfähig, dynamisch und mobil<br />

zu sein, das sind Anforderungen an die<br />

moderne Arbeitswelt. „Wieso sollten<br />

wir diese Anforderungen nicht mal an<br />

Gebäude stellen?“, fragten sich Ingenieure<br />

des Unternehmens Steffen Holzbau s.a.<br />

und entwickelten, gemeinsam mit ihrem<br />

langjährigen Partner, dem Statikbüro Phip<br />

International, ein Bauteil, das ganz neue<br />

Gebäudekonzepte ermöglicht. „Decke<br />

der Zukunft“, so nennt der Ingenieur<br />

Christian Leber die Erfindung salopp.<br />

Der Fachausdruck: „Weitgespannte<br />

Verbunddecke“. Durch diese Konstruktion,<br />

lässt sich die Gebäudenutzung extrem<br />

flexibel gestalten.<br />

Innenwände können frei geplant und<br />

verändert werden. Das ist dann ein Vorteil,<br />

wenn sich die Raumanforderungen<br />

ändern. Braucht es etwa Büros in einem<br />

Gebäude, kann man schnell und leise<br />

Wände ziehen. Braucht es dagegen große<br />

Hallen zur Lagerung von Material, ist<br />

dieser Platz schnell geschaffen. Ohne<br />

das es zusätzliche Stützen braucht. Die<br />

Flexibilität geht soweit, dass auch weitere<br />

Geschosse problemlos aufgestockt werden<br />

können. Braucht man sie irgendwann<br />

nicht mehr, ist alles in kürzester Zeit<br />

demontiert.<br />

Das Geheimnis besteht darin, dass die<br />

gesamte technische Gebäudeausrüstung,<br />

also z. B. Lüftungs- und Stromleitungen<br />

sowie die Netzwerkinfrastruktur nicht in<br />

die tragende Struktur integriert sind. Die<br />

Leitungen sind also nicht mehr im Beton,<br />

sondern in hölzernen Hohlräumen, die alle<br />

erdenklichen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

bieten. Es scheint überflüssig zu erwähnen,<br />

dass Holz der Hauptbaustoff ist, aus dem<br />

das Deckensystem besteht. Nachhaltigkeit<br />

ist nämlich das Credo der Firma. Und<br />

das System ermöglicht es, Gebäude<br />

äußerst langlebig zu gestalten. Weil es ein<br />

vergleichbares System nicht gibt, liegt das<br />

Konzept jetzt beim Patentamt. Es feiert<br />

sein Debut im neuen Bürogebäude der<br />

Firma, welches auf Anfrage auch gerne<br />

besichtigt werden kann.<br />

„Ein Rohbau steht in zwei bis drei<br />

Wochen“<br />

Mitte August mussten die Mitarbeiter<br />

umziehen. „Es wurde einfach zu klein“,<br />

meint Geschäftsführer Stephan Hostert<br />

„und da haben wir diese neue Konstruktion<br />

sofort ausprobieren können.“ Bisher<br />

funktioniere alles einwandfrei. Innerhalb<br />

eines Jahres war das 2.600 Quadratmeter<br />

große Gebäude geplant und aufgebaut<br />

worden. Diese Schnelligkeit sei nichts<br />

Ungewöhnliches bei Holzbauten. In<br />

der Regel seien sie etwa drei bis sechs<br />

Monate schneller fertiggestellt als ein<br />

Steinbau. Ein Rohbau stehe in zwei bis<br />

drei Wochen. Das liege daran, dass alle<br />

Konstruktionsteile schon fertiggestellt zur<br />

Baustelle geliefert werden und dort nur<br />

noch von den ausgebildeten Facharbeitern,<br />

montiert werden müssen, erklärt Mark<br />

Weber aus der Abteilung für Kalkulation<br />

und Marketing.<br />

„Unsere hohe Qualität kann nur durch<br />

unsere Mitarbeiter und langjährigen<br />

Partner sichergestellt werden“, ist<br />

sich Weber sicher. Deswegen werde<br />

ihnen auch besondere Wertschätzung<br />

entgegengebracht. Als Weber<br />

durch das Gebäude läuft, grüßt er<br />

Anna, eine Reinigungskraft, beim<br />

Vornamen. „Das Du gehört zu unserer<br />

Unternehmensphilosophie.“ Für ihn<br />

ist das ein Indikator für den Erfolg des<br />

Unternehmens. Nicht das Duzen, sondern<br />

dass sich die Mitarbeiter und Chefs auf<br />

Augenhöhe begegnen und die Arbeit jedes<br />

Angestellten besonders wertgeschätzt<br />

wird. Das zeigt sich unter anderem im<br />

betrieblichen Gesundheitsmanagement.<br />

Im angegliederten Gesundheitszentrum<br />

„aktiva“ dürfen die Mitarbeiter Sport<br />

machen, Kurse besuchen oder auch an<br />

einer Ernährungsberatung teilnehmen.<br />

Alles auf Kosten des Hauses. Die<br />

Bemühungen um das Wohlergehen der<br />

Angestellten, wurden auch schon mit<br />

dem Zertifikat „Entreprise Socialement<br />

Responsable“ gewürdigt.<br />

Die Fürsorge für die Mitarbeiter hatte<br />

auch Einfluss auf die Planung des neuen<br />

Büros. „Stundenlang haben wir hier<br />

mit Fachleuten zusammengesessen<br />

und Konzepte durchgedacht, wie wir<br />

ein perfektes Arbeitsumfeld schaffen<br />

können, dass trotz der schlechten<br />

Akustikeines Großraumbüros eine gute<br />

Kommunikation ermöglicht“, erzählt<br />

Weber. Sie haben es geschafft. Mittels eines<br />

neuen Bürokonzeptes mit verschiedenen<br />

Arbeitszonen und Rückzugsmöglichkeiten<br />

hat jetzt jeder seine Ruhe, aber eben auch<br />

die Möglichkeit sich auf kurzen Wegen<br />

mit Kollegen auszutauschen.<br />

„Jeder Werkstoff wird da benutzt, wo<br />

er sinnvoll ist“<br />

Solches neu generierte Fachwissen, wie<br />

zur Reduzierung von Lärmbelästigung,<br />

geben sie natürlich auch weiter, wenn sie<br />

ihre Kunden beraten. Von der Planung<br />

bis zum schlüsselfertigen Objekt stehen<br />

sie ihren Auftraggebern als Partner zur<br />

Seite und beraten dabei kundenorientiert.<br />

Dabei ist Holz zwar immer der Werkstoff<br />

der ersten Wahl, aber manchmal bietet es<br />

sich an Stahl oder Beton hinzuzuziehen.<br />

Steffen Holzbau prüft sehr genau,

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