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Der Westen<br />
Weder grau<br />
noch eins<br />
Der Westen Deutschlands ist der wahrscheinlich heterogenste Teil Deutschlands. Während es im<br />
Norden noch flach ist, erheben sich im Osten die Berge auf bis zu 800 Metern. Im Süden gräbt<br />
sich der Rhein durch Schiefergebirge bis hin zum Wein, während in der Mitte das Bier regiert.<br />
Ruhrgebiet, Rheinland, Sauerland und Bergisches Land sind ebenso einzigartige Wandergebiete<br />
wie Hunsrück, Westerwald, Pfalz und Saarland!<br />
Um gleich mal mit den gängigsten Vorurteilen, die Nicht-<br />
Einheimische dem Westen gegenüber hegen, aufzuräumen:<br />
Nordrhein-Westfalen besteht nicht nur aus dem<br />
Ruhrgebiet. Nordrhein-Westfalen wurde nach dem Krieg aus drei<br />
verschiedenen Ländern zusammengesetzt (Westfalen, Nordrhein,<br />
Lippe) und vereint auch heute noch zumindest zwei völlig unterschiedliche<br />
Bevölkerungsgruppen: Rheinländer und Westfalen.<br />
Damit ist im Übrigen auch schnell erklärt, warum<br />
nur die Rheinländer und kein Westfale zu Karneval<br />
eine Pappnase tragen, der Westfale dafür<br />
lieber Schützenfeste feiert oder warum man<br />
in Köln, Düsseldorf oder Bonn ein Bier<br />
schnell zapft (und trinkt), während es in<br />
Westfalen sieben Minuten braucht, um<br />
serviert zu werden. Wer als Auswärtiger<br />
nach Nordrhein-Westfalen kommt, sollte<br />
sich also unbedingt vorher überlegen, ob<br />
er sich in Westfalen fröhlich plaudernd<br />
zu anderen an den Tisch setzt oder im<br />
Rheinland gleich die Freundschaft für‘s<br />
Leben finden will, weil er von einem<br />
Einheimischen angesprochen wurde.<br />
Aber zurück zum Ruhrgebiet: Es<br />
beginnt erst nördlich von Düsseldorf<br />
beziehungsweise westlich des Sauerlands, im Norden folgt noch<br />
das Münsterland, im Westen die niederrheinische Tiefebene, im<br />
Süden das Rheinland, das bis hinunter nach Bonn und Rheinland-<br />
Pfalz reicht. Wer also glaubt, die Natur in Nordrhein-Westfalen<br />
in einen Topf werfen zu können, weiß genau so wenig, wovon er<br />
redet, wie wahrscheinlich über die braulichen Unterschiede zwischen<br />
Kölsch, Alt und Pils. Darüber hinaus: Im Ruhrgebiet regiert<br />
schon lange nicht mehr Kohle und Stahl, Industrie und Beton –<br />
auf renaturierten Halden und entlang der idyllischen Ruhr lässt<br />
es sich hervorragend wandern und die Natur genießen.<br />
Im Sauerland, mit seinen vielen Waldgebieten und Stauseen<br />
gibt es neben Rothaarsteig & Co. auch noch die überaus sehendswerte<br />
wahrscheinlich längste Galerie der Welt: Zehn Mal moderne<br />
Freiluft-Kunst in Wald und Wildniss, perfekt für<br />
eine erstklassige Wanderung mit Esprit.<br />
Im Bergischen Land warten neben typisch<br />
Bergischen Geschichten, der Begischen Kaffeetafel<br />
auch noch typisch Bergische Aussichten<br />
auf Sie. Am Niederrhein kann<br />
man Flamingos beobachten, im Münsterland<br />
Marmor suchen und am Mittelrhein<br />
– zum Beispiel am Rheingoldbogen entlang<br />
der als Weltkulturerbe geführten Rheinschleife<br />
– da geht‘s zum Wein …<br />
Der Nationalpark Eifel liegt ebenfalls<br />
zum Teil noch in Nordrhein-Westfalen<br />
und ist von Köln aus in einer guten<br />
Stunde zu erreichen. Ein Tanz auf den<br />
dortigen Vulkanen, oder besser: eine<br />
Wanderung rund um die Maare, ist und bleibt ein Muss für jeden<br />
Naturliebhaber.<br />
Westerwald, Hunsrück, Pfalz und das Saarland gehören zwar<br />
nicht mehr zu Nordrhein-Westfalen, komplettieren aus redaktionellen<br />
Gründen hier aber trotzdem unser Tourenangebot durch<br />
den „Wilden“ Westen der Republik.<br />
© ayax/istockphoto.com<br />
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Spezial | 2015