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Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de

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Andreas Liese: 1937 – ein Schicksalsjahr <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung 14<br />

sammlung« habe zu<strong>de</strong>m aus ihr ein »Sammelbecken« 39 für staatsfeindliche Gruppierungen wie Zeugen<br />

Jehovas und Marxisten gemacht. 40 Damit war aber ein Verbot <strong>de</strong>r ganzen Glaubensgemeinschaft<br />

notwendig gewor<strong>de</strong>n.<br />

Da nur ein – aber ein dominieren<strong>de</strong>r – Teil <strong>de</strong>r »Christlichen Versammlung« staatsfeindlich war,<br />

erhielten die nach Ansicht <strong>de</strong>r Gestapo loyalen Kräfte die Möglichkeit, eine neue Glaubensgemeinschaft<br />

zu grün<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r oben genannten Verfügung <strong>de</strong>r Gestapo-Zentrale hieß es, dass »Dr. Hans<br />

Becker die Gründung eines ›Bun<strong>de</strong>s freikirchlicher Christen‹ mit <strong>de</strong>njenigen Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

›Christlichen Versammlung‹ gestattet wor<strong>de</strong>n [sei], die durchaus auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

stehen und zum Teil alte Parteigenossen sind«. 41 Daraus ist zu entnehmen, dass es nach<br />

Ansicht <strong>de</strong>r Gestapo in <strong>de</strong>r »Christlichen Versammlung« einen Personenkreis gab, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n NS-Staat<br />

unterstützte. Diesem wollte man weiter die Möglichkeit <strong>de</strong>r religiösen Betätigung geben.<br />

Um klarzumachen, dass es nicht einen nahtlosen Übergang von <strong>de</strong>r verbotenen »Christlichen<br />

Versammlung« zum neuen Bund geben sollte, wur<strong>de</strong>n ihre Vertreter am 30. Mai 1937 in Wuppertal-<br />

Elberfeld lediglich von Becker über diese neue Glaubensgemeinschaft informiert. 42 In seiner Re<strong>de</strong><br />

wandte er sich gegen eine falsch verstan<strong>de</strong>ne Abson<strong>de</strong>rungslehre: Er sprach sich für eine Teilnahme<br />

an <strong>de</strong>r Kultur aus, bejahte <strong>de</strong>n NS-Staat und for<strong>de</strong>rte, aktiv in ihm mitzuarbeiten. Dies sei von vielen<br />

an<strong>de</strong>rs gesehen wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>shalb sei das Verbot zu Recht ergangen. Damit akzeptierte Becker die Sicht<br />

<strong>de</strong>r Gestapo hinsichtlich <strong>de</strong>s »Darbysmus« als einer sich <strong>de</strong>m NS-Staat verweigern<strong>de</strong>n Lehre.<br />

Bisher hatten Becker und seine Freun<strong>de</strong> unter Darbysmus mehr eine Haltung verstan<strong>de</strong>n, die »die<br />

eigene Überzeugung <strong>de</strong>r objektiven Wahrheit« gleichsetzte und sich damit als intolerant erwies. Jetzt<br />

aber übernahm er nicht nur die Position <strong>de</strong>s NS-Regimes, in<strong>de</strong>m er die bisherige Doktrin <strong>de</strong>r Abson<strong>de</strong>rung<br />

vom kulturellen und politischen Bereich verwarf, son<strong>de</strong>rn distanzierte sich auch öffentlich<br />

von ihr. Damit war eine wichtige For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gestapo hinsichtlich <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s BfC erfüllt<br />

wor<strong>de</strong>n: Er sollte nicht »darbystisch« ausgerichtet sein.<br />

Becker sprach sich jedoch auch gegen <strong>de</strong>n intoleranten Darbysmus aus: In Zukunft solle es mehr<br />

»Duldsamkeit« gegenüber Auffassungen geben, die nicht durch das bisherige Schrifttum <strong>de</strong>r »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>«<br />

ge<strong>de</strong>ckt seien. Jeglicher »Gewissens- und Denkzwang« habe aufzuhören. Da Becker die gefor<strong>de</strong>rte<br />

Duldsamkeit auch später in seiner von <strong>de</strong>r Gestapo sanktionierten Abhandlung über die Entstehung<br />

<strong>de</strong>s BfC 43 erwähnte, ist davon auszugehen, dass diese For<strong>de</strong>rung vom NS-Regime unterstützt<br />

wur<strong>de</strong>. Man könnte es so ausdrücken: Becker erkannte die Einschätzung <strong>de</strong>r »Christlichen Versammlung«<br />

durch die Gestapo öffentlich an, diese wie<strong>de</strong>rum ließ ihm in <strong>de</strong>r Umgestaltung <strong>de</strong>r »Versammlung«<br />

freie Hand. Da die alten »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« sowohl <strong>de</strong>n dogmatischen als auch <strong>de</strong>n »staatsfeindlichen«<br />

Darbysmus repräsentierten, mussten Becker und seine Gesinnungsfreun<strong>de</strong> auf sie keine Rücksicht<br />

mehr nehmen und konnten im BfC ihre theologischen und kirchlichen Vorstellungen realisieren.<br />

Wie <strong>de</strong>r Bund entstehen und seine Organisation aussehen sollte, erläuterte Becker ebenfalls in<br />

Elberfeld: Einzelne Angehörige <strong>de</strong>r verbotenen »Christlichen Versammlung« sollten sich an einem<br />

Ort <strong>zusammen</strong><strong>fin<strong>de</strong>n</strong> und <strong>de</strong>m Reichsbeauftragten 44 Becker einen Ortsbeauftragten zur Bestätigung<br />

vorschlagen. Nach seiner Anerkennung durch Becker musste er bei <strong>de</strong>r zuständigen Behör<strong>de</strong> (z. B.<br />

39 Merkblatt <strong>de</strong>s SD über die »Darbysten« (1937), Son<strong>de</strong>rarchiv Moskau, Fond 500-3-432, Bl. 49f., zitiert nach Liese,<br />

S. 250.<br />

40 Dass dies eine absur<strong>de</strong> Behauptung war, muss nicht weiter begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: Alle freikirchlichen Christen lehnten<br />

alle Spielarten <strong>de</strong>s Marxismus ab und hatten sich auch immer wie<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig von <strong>de</strong>n Bibelforschern (Zeugen<br />

Jehovas) distanziert.<br />

41 Verfügung vom 3. Juni 1937, zitiert nach Liese, S. 252.<br />

42 Es han<strong>de</strong>lte sich hier nicht um eine Gründungsversammlung, wie manchmal behauptet wird.<br />

43 Hans Becker, Die Wahrheit über <strong>de</strong>n Bund freikirchlicher Christen, 1937. Diese Schrift ist als Grundsatzdokument <strong>de</strong>s BfC<br />

anzusehen.<br />

44 Später wur<strong>de</strong> die Bezeichnung »Bun<strong>de</strong>sbeauftragter« verwen<strong>de</strong>t.

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