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Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de

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Ralf Kaemper: Die Spannung zwischen Einheit und Abson<strong>de</strong>rung 45<br />

in <strong>de</strong>r Konferenz zu Elberfeld ›römisch‹ nannte, d. h. in <strong>de</strong>m Grundsatz, daß die in sich abgeschlossene<br />

Versammlung wichtiger sei als die persönliche Herzenshingabe an <strong>de</strong>n Herrn.« 23<br />

Brockhaus antwortete Viebahn: »Gottes Wort gebietet uns, die Tür zu schließen wi<strong>de</strong>r alle bösen<br />

Lehren und keine Gemeinschaft zu haben mit <strong>de</strong>nen, die sie bringen«. 24 Die spannen<strong>de</strong> Frage ist<br />

natürlich: Was sind »böse Lehren« – wo fängt Irrlehre an? Schon bei einer an<strong>de</strong>ren Interpretation<br />

biblischer Aussagen?<br />

Jordy schreibt <strong>zusammen</strong>fassend: »An <strong>de</strong>m ›Fall‹ Viebahn wird <strong>de</strong>utlich, wie schwierig das Verhältnis<br />

<strong>de</strong>r <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong> zwischen <strong>de</strong>m Auftrag ihrer geschichtlichen Herkunft und <strong>de</strong>r Hypothek einer zum<br />

Dogma erstarrten Lehrmeinung in <strong>de</strong>r Ära von Rudolf Brockhaus gewor<strong>de</strong>n war«. Auch wenn man im<br />

Einzelfall bereit war, »<strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>rliebe freien Raum zu lassen, um so kompromißloser war man in <strong>de</strong>r<br />

Bewahrung <strong>de</strong>s Lehrstandpunktes«. 25<br />

2.3. Das Verständnis vom »Tisch <strong>de</strong>s Herrn«<br />

Ein wichtiger inhaltlicher Punkt in <strong>de</strong>r Frage nach Einheit und Abson<strong>de</strong>rung ist eine bestimmte Lehrbildung<br />

bei <strong>de</strong>n »Elberfel<strong>de</strong>r <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>n« um <strong>de</strong>n Ausdruck »Tisch <strong>de</strong>s Herrn«. Dabei geht es auf <strong>de</strong>r<br />

einen Seite um eine Gleichsetzung <strong>de</strong>r Begriffe »Abendmahl« und »Tisch <strong>de</strong>s Herrn« (1Kor 10,21), auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite zugleich um eine Unterscheidung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ausdrücke. »Abendmahl« stehe für<br />

die individuelle Seite, »Tisch <strong>de</strong>s Herrn« für die kollektive. Beim »Abendmahl« gehe es um die persönliche<br />

Herzenshaltung <strong>de</strong>s einzelnen Christen, daher könne es von allen Gläubigen gefeiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der »Tisch <strong>de</strong>s Herrn aber erfor<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Gehorsam, nicht ›die heilige Sache mit unheiligen Dingen<br />

in Verbindung zu bringen‹, an diesem Tisch könne man daher nur außerhalb <strong>de</strong>r ›Systeme‹ sitzen.« 26<br />

In dieser Frage gab es ausführliche theologisch-exegetische Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen mit »Offenen<br />

<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>n« (Ferdinand Braselmann, Christian Schatz, Albert von <strong>de</strong>r Kammer). Stellvertretend sei hier<br />

von <strong>de</strong>r Kammer zitiert, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Zusammenhang von 1Kor 10,21 hinweist. Dieser zeige, »daß es<br />

sich in dieser Stelle nicht um Belehrungen über <strong>de</strong>s Herrn Abendmahl, son<strong>de</strong>rn um Belehrungen über<br />

<strong>de</strong>n Götzendienst han<strong>de</strong>lt«. 27<br />

Dass dieser problematischen Auslegung eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zentralität zugewiesen wur<strong>de</strong>, sodass<br />

sie fast zum Kernstück <strong>de</strong>r »Versammlung« wur<strong>de</strong>, gibt <strong>de</strong>m Ganzen eine beson<strong>de</strong>re Dramatik. So<br />

schreibt Rudolf Brockhaus in Die Versammlung <strong>de</strong>s lebendigen Gottes:<br />

»ist und bleibt doch <strong>de</strong>r einzige Platz, die einzige Gelegenheit, wo <strong>de</strong>r Einheit (nicht Einigkeit o<strong>de</strong>r<br />

Einmütigkeit) Ausdruck gegeben wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>r Tisch <strong>de</strong>s Herrn. Nur hier fin<strong>de</strong>t sie in <strong>de</strong>m einen<br />

Brote, von welchem alle essen, eine sichtbare, sinnfällige Darstellung. Daß sich an die Feier <strong>de</strong>s<br />

Abendmahls an<strong>de</strong>re Zusammenkünfte <strong>de</strong>r Versammlung schließen, ist selbstverständlich, aber sie<br />

bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Mittelpunkt, die Grundlage von allem.« 28<br />

23 Ebd., S. 116.<br />

24 Rudolf Brockhaus: Antwort an Georg von Viebahn, 15. Januar 1906, www.<strong>brue<strong>de</strong>rbewegung</strong>.<strong>de</strong>/pdf/viebahnbrockhaus.pdf,<br />

S. 4.<br />

25 Jordy, Bd. 2, S. 77.<br />

26 Ebd., S. 78.<br />

27 Albert von <strong>de</strong>r Kammer: Der Unterschied zwischen »Tisch« und »Mahl« <strong>de</strong>s HErrn. Eine Betrachtung über 1. Kor. 8–10 (11),<br />

Klotzsche o. J., S. 6 (auch online unter www.<strong>brue<strong>de</strong>rbewegung</strong>.<strong>de</strong>/pdf/kammerunterschied.pdf).<br />

28 Rudolf Brockhaus: Die Versammlung <strong>de</strong>s lebendigen Gottes, Elberfeld 1912, S. 47 (auch online unter www.<strong>brue<strong>de</strong>rbewegung</strong>.<strong>de</strong>/pdf/brockhausversammlung.pdf).

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