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Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de

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Neil Summerton: Die »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« in weltweiter Sicht 59<br />

zieller Grund <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitätskrise in Großbritannien, Australien und Neuseeland war die starke Kritik<br />

in Presse und Fernsehen an <strong>de</strong>n exklusiven Raven-Taylor-<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>n, die aufgrund <strong>de</strong>r Namensgleichheit<br />

zu Verwirrung und Verdächtigungen seitens an<strong>de</strong>rer Evangelikaler führte, sodass die »Offenen<br />

<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« in <strong>de</strong>r allgemeinen Öffentlichkeit praktisch allein stan<strong>de</strong>n. Einigen schien es daher wichtig<br />

für ihre evangelistischen Bemühungen, <strong>de</strong>n Namen »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« aufzugeben. Und wo es Zweifel an <strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>ntität gibt, ist <strong>de</strong>r Weg nicht mehr weit, dass Gemein<strong>de</strong>leitungen ihre Gemein<strong>de</strong> in an<strong>de</strong>re Gruppierungen<br />

integrieren, die erfolgreicher zu sein scheinen. Das ist schnell getan, allerdings gibt man<br />

damit die Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> und die einfache Struktur <strong>de</strong>r Bewegung auf. (Das Gefühl,<br />

Teil von etwas Erfolgreichem zu sein, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r emotionalen Sicherheit, die daraus entspringt,<br />

ist in <strong>de</strong>r momentanen westlichen Kultur ein wichtiges psychisches Ziel.)<br />

Für die Organisation <strong>de</strong>r Ebene oberhalb <strong>de</strong>r Ortsgemein<strong>de</strong> sind unterschiedliche organisatorische<br />

Traditionen verantwortlich. Im anglo-keltischen Teil ist die Tradition durch freiwillige Bündnisse<br />

ohne staatlichen Einfluss nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r »Freibauern« und durch Misstrauen gegenüber starken<br />

Zentralregierungen geprägt. Daraus ergibt sich ein <strong>de</strong>utliches Misstrauen gegenüber <strong>de</strong>m Nutzen<br />

einer formalen Organisation o<strong>de</strong>r von Einrichtungen auf <strong>de</strong>r Ebene oberhalb <strong>de</strong>r Ortsgemein<strong>de</strong>n.<br />

Man ist davon überzeugt, dass die Gesundheit <strong>de</strong>r Bewegung in Gottes Hand liegt und nicht bei<br />

menschlichen Maßnahmen. In <strong>de</strong>n französisch sprechen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn neigt man dagegen nicht zu<br />

solchen Vorbehalten gegenüber zentralen Organisationen, son<strong>de</strong>rn nimmt vielmehr die Vorteile<br />

wahr, die sie haben können. Hier erscheint es viel selbstverständlicher, die Gemein<strong>de</strong>n zu einer nationalen<br />

Organisation zu vernetzen, und man neigt dazu, über die entsprechen<strong>de</strong> englische Abneigung<br />

ein wenig <strong>de</strong>n Kopf zu schütteln. In konservativen und ehemaligen Ostblock-Län<strong>de</strong>rn sowie in<br />

ehemaligen Kolonien sind die »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« gewohnt, eine formale zentrale Organisation zu<br />

haben, um <strong>de</strong>n Kontakt zur Regierung zu halten und die Aktivitäten <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Staat zu<br />

vertreten. Diese kulturell unterschiedlichen Auffassungen über eine zentrale Organisation wirken<br />

sich auch auf die Haltung zu internationalen Beziehungen und auf die Bewertung weltweiter und<br />

kontinentaler Konferenzen für nationale geistliche Leiter aus.<br />

Es gibt auch erhebliche Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Lehre, sogar in Fragen <strong>de</strong>r Eschatologie und entsprechen<strong>de</strong>n<br />

dispensationalistischen Auffassungen, von <strong>de</strong>nen man eigentlich <strong>de</strong>nken wür<strong>de</strong>, dass sie für<br />

die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung charakteristisch seien. Selbst innerhalb <strong>de</strong>r »Standard-Eschatologie« hat es<br />

immer unterschiedliche Interpretationen gegeben, was in manchen Fällen heftige öffentliche o<strong>de</strong>r<br />

persönliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen verursachte. Es wur<strong>de</strong> für unterschiedliche eschatologische Zeittafeln<br />

und verschie<strong>de</strong>ne dispensationalistische Systeme gekämpft. Auf <strong>de</strong>r konservativen Seite <strong>de</strong>r<br />

Bewegung stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Dispensationalismus und eine futuristische Eschatologie außer Frage, soweit<br />

die Materie von ihren Anhängern wirklich verstan<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n war. Auf <strong>de</strong>r progressiveren Seite<br />

zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r jüngsten Generation wur<strong>de</strong>n eher die mo<strong>de</strong>rnen und traditionellen evangelikalen<br />

Positionen üblich. Auch <strong>de</strong>r Calvinismus gewann an Einfluss. Während in Fragen <strong>de</strong>r Trinität, Christologie<br />

und Soteriologie weitgehen<strong>de</strong> Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n evangelikalen Positionen herrscht,<br />

hat die Bereitschaft, Unterschiedlichkeit auch auf <strong>de</strong>m lange sorgfältig gepflegten Gebiet <strong>de</strong>r Eschatologie<br />

zuzulassen, die erfor<strong>de</strong>rliche Authentizität <strong>de</strong>r Bewegung <strong>de</strong>r »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« gestärkt. Es hat<br />

sich eine Akzeptanz unterschiedlicher lehrmäßiger Positionen herausgebil<strong>de</strong>t, die man auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>praxis oft vergeblich sucht. Diese Akzeptanz galt sogar in schweren Krisenzeiten,<br />

z. B. wenn es manche Gemein<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Weltkriegen <strong>de</strong>m persönlichen Urteil einzelner Gläubiger<br />

überließen, ob sie am Militärdienst teilnahmen o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Trotz all dieser Unterschie<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r großen kulturellen Verschie<strong>de</strong>nheit zwischen <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Gesellschaften und Län<strong>de</strong>rn gibt es unter <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« in <strong>de</strong>r ganzen Welt<br />

doch eine bemerkenswerte Gleichartigkeit. Das zeugt von <strong>de</strong>r Gründlichkeit, mit <strong>de</strong>r die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>, die<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Bewegungen ins Leben riefen, ihre Prinzipien weitergaben. Die grundsätzlichen<br />

Merkmale wur<strong>de</strong>n bereits behan<strong>de</strong>lt, sodass sie nicht erneut beschrieben wer<strong>de</strong>n müssen: die Verpflichtung<br />

zu Evangelisation, Gemein<strong>de</strong>gründung und transkultureller Mission, die Leitung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

durch ein Team von »Laien«, die breite Mitarbeit im Gemein<strong>de</strong>leben, <strong>de</strong>r Dienst aller Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r<br />

und die Be<strong>de</strong>utung einer bestimmten Gemein<strong>de</strong>praxis.

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