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Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de

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Ralf Kaemper: Die Spannung zwischen Einheit und Abson<strong>de</strong>rung 47<br />

3. Wie gehen wir heute mit <strong>de</strong>r Spannung von Einheit und Abson<strong>de</strong>rung um?<br />

3.1. Einheit ist und bleibt entschei<strong>de</strong>nd wichtig<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Einheit <strong>de</strong>r Christen ist für <strong>de</strong>n Glauben von zentraler Be<strong>de</strong>utung. Die Einheit <strong>de</strong>r<br />

Christen entspricht <strong>de</strong>m ausdrücklichen Wunsch und Gebet unseres Herrn Jesus Christus. In Joh 17,11<br />

bittet Jesus seinen Vater um die tiefe göttliche Einheit <strong>de</strong>r Jünger (»dass sie eins seien wie wir«). Der<br />

Vater hat dieses Gebet erhört und diese Einheit dadurch geschaffen, dass er seinen Geist in die Herzen<br />

<strong>de</strong>r Jünger ausgegossen hat. Das verpflichtet uns, die Einheit praktisch auszuleben. Sie ist Erkennungszeichen<br />

für »die Welt«, dass Jesus <strong>de</strong>r Sohn Gottes ist (»damit die Welt glaube, dass du mich<br />

gesandt hast«; Joh 17,21.23). Gelebte Einheit be<strong>de</strong>utet also größte Zeugniskraft für das Evangelium. Sie<br />

ist damit Pflicht, nicht Kür. Sie ist überlebensnotwendig für die Gemein<strong>de</strong> Jesu, weil daran ihre Zeugniskraft<br />

hängt.<br />

3.2. Der Sinn von Gruppen<br />

Damit bleibt diese Frage aktuell – nicht nur für <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gemein<strong>de</strong>n. »Einheit« ist heute ein aktuelles,<br />

durchaus modisches Thema. Gera<strong>de</strong> angesichts <strong>de</strong>r immer größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zersplitterung unserer<br />

Gesellschaft wird es stark thematisiert und forciert. Allerdings wird dabei häufig auf einen Minimalkonsens<br />

gesetzt – auf <strong>de</strong>n kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner.<br />

»Abson<strong>de</strong>rung« dagegen steht heute unter Generalverdacht, ist aber genauso relevant – und wird<br />

auch überall praktiziert. Man kann sehr <strong>de</strong>utlich beobachten, wie schnell sich die Mehrheit von abweichen<strong>de</strong>n<br />

– nicht politisch korrekten – Meinungen »abson<strong>de</strong>rt«. Fast je<strong>de</strong>r Verein hat bestimmte<br />

Statuten und auch eine Ethik, die einige Menschen einschließen, an<strong>de</strong>re ausschließen. Wenn ein<br />

Tierschutzverein z. B. Pelzträger ausschließt, weil das seinem Vereinsziel wi<strong>de</strong>rspricht, könnte man<br />

das durchaus als »fundamentalistisch« bezeichnen. Solche Exklusionen sind aber nötig, wenn Gruppenbildung<br />

in unserer Gesellschaft überhaupt irgen<strong>de</strong>inen Sinn haben soll.<br />

Dies gilt m.E. auch für <strong>de</strong>n geistlichen Bereich. Auch wenn ständig behauptet wird, dass die junge<br />

Generation kein Interesse an »Konfessionen« habe (eben typisch postmo<strong>de</strong>rn), glaube ich, dass man<br />

Ordnungen auf Dauer nicht ausweichen kann. Sie sind einfach notwendig. Sogar ein Jugendhauskreis<br />

wird sich, wenn er sich festigt (d.h. nachhaltig wird), vielen Fragen stellen müssen: Wie will man sich<br />

selbst verstehen? Wie will man gewisse Dinge handhaben? Auch je<strong>de</strong> traditionsfreie Neulandgemein<strong>de</strong><br />

wird irgendwann einmal mit »Ordnungsfragen« konfrontiert, z. B. wie man es mit <strong>de</strong>m Abendmahl<br />

halten will o<strong>de</strong>r wen und wann man tauft. Man kommt auch um schwierige ethische Entscheidungen<br />

nicht herum, auch wenn man das eigentlich nicht will. Damit sprechen wir aber von Gruppeni<strong>de</strong>ntität<br />

– es ist nicht mehr alles fließend. Da man solchen Fragen sowieso nicht ausweichen<br />

kann, ist es besser, theologisch reflektiert zu arbeiten und dabei auch Traditionen zu be<strong>de</strong>nken.<br />

3.3. Biblische Hilfen zu »Einheit und Abson<strong>de</strong>rung«<br />

Als <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung ist die Bibel für uns sehr wichtig – und das zu Recht! Ich will versuchen, von <strong>de</strong>r<br />

Bibel her einige Hilfen für <strong>de</strong>n Spannungsbogen zwischen »Einheit« und »Abson<strong>de</strong>rung« zu geben.<br />

Bei dieser Frage geht es immer um irgendwelche Inhalte: Was glaubt jemand, mit <strong>de</strong>m ich Gemeinschaft<br />

haben will o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m ich mich trennen will – bzw. was glaubt er nicht? Wenn man allerdings<br />

konsequent <strong>de</strong>nkt, wird man feststellen, dass es keine völlige Übereinstimmung zwischen zwei<br />

Personen in allen möglichen Details gibt. Also eine sehr schlechte Voraussetzung für »Einheit«, <strong>de</strong>nn<br />

dafür braucht man ja min<strong>de</strong>stens zwei Menschen! Man kommt also nicht umhin, die trennen<strong>de</strong>n<br />

Inhalte zu strukturieren – sonst ist Gemeinschaft nicht möglich. Auch wird man die Unterschie<strong>de</strong><br />

hinsichtlich ihrer Be<strong>de</strong>utung klassifizieren müssen. Man kann sicher darüber diskutieren, ob man<br />

eine Tube Zahnpasta in <strong>de</strong>r Mitte o<strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> drückt. Von wirklicher Be<strong>de</strong>utung ist dieser »wichtige«<br />

Unterschied allerdings nicht! Überhaupt: Wenn man sich auf Trennen<strong>de</strong>s konzentriert, nimmt<br />

die Menge <strong>de</strong>r zur Trennung herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Punkte immer mehr zu!

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