Joachim Heim, Jürgen Goldnau: Entwicklung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Chemnitz 28 alle Gemein<strong>de</strong>n, die biblische Antworten auf aktuelle Fragen suchen, haben wir uns immer wie<strong>de</strong>r erneut klarzumachen, dass nur in und durch Jesus Christus, unseren Herrn, eine Ihm entsprechen<strong>de</strong> Einheit möglich ist und alles an<strong>de</strong>re »äußerlich«, »zeitlich« und »von dieser Welt« ist. Schriftorientiertes Wachsein, behutsames Offensein ohne Angst und wissen<strong>de</strong>s Bewahren <strong>de</strong>s Bewährten »in <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r uns zu bewahren vermag« (Judas 24) – das soll uns Aufgabe und Ziel für die Zeit vor uns sein.
Lothar Jung Auswirkungen am Beispiel <strong>de</strong>r Werke in Rehe, Lützeln und Burgstädt Das Jahr 1937 ging zu En<strong>de</strong> – auf einmal waren 90 % <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tums vereint. Ein Jahr zuvor noch un<strong>de</strong>nkbar. Jetzt Wirklichkeit. Weltweit einmalig. Viele <strong>de</strong>r heutigen AGB- und Freien <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gemein<strong>de</strong>n sind sich <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s 16. November 1937 nicht bewusst. Die meisten wären heute noch »Geschlossene« <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gemein<strong>de</strong>n. Das Jahr 1937 ist zweifellos sehr umstritten, aber es hat – ohne je<strong>de</strong>n Zweifel – die stärksten Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>geschichte ausgelöst. Doch lei<strong>de</strong>r hielt die gewonnene Einheit nicht lange. Unmittelbar nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs kam es zu einer ersten großen Austrittsbewegung. Viele gingen zurück in die Exklusivität. 1949 setzte eine zweite große Austrittsbewegung ein: <strong>de</strong>r Freie <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>kreis entstand. War damit die neu entstan<strong>de</strong>ne Einheit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gruppen zerstört? Sie war beschädigt, aber nicht zerstört. Die Austrittsbewegung von 1949 ist nicht mit <strong>de</strong>r von 1945 zu vergleichen. Ja, nach 1949 gab es drei <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gruppen in Deutschland – vor 1937 waren es nur zwei. Doch wer genauer hinschaut, stellt fest: Die Bun<strong>de</strong>s-<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong> und die Freien <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong> organisierten sich zwar unterschiedlich, aber sie waren geistlich nicht wirklich getrennt. Die gefun<strong>de</strong>ne Mahlgemeinschaft von 1937 blieb bestehen, trotz unterschiedlicher Organisationsstrukturen, bis heute – Gott sei Lob und Dank! Und das ist nicht nur ein kleiner Unterschied zum »Geschlossenen« <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tum, son<strong>de</strong>rn das ist <strong>de</strong>r wesentliche Unterschied. Unterschiedlich organisiert, aber vereint im grundsätzlichen Gemein<strong>de</strong>verständnis im Sinne <strong>de</strong>s »Offenen« <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tums. Gehörten vor 1937 in Deutschland ca. 80% zum »Geschlossenen« und ca. 20% zum »Offenen« <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tum, so waren es nach 1949 immerhin ca. 60 %, die sich im Sinne <strong>de</strong>s »Offenen« <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tums versammelten, und ca. 40 % im Sinne <strong>de</strong>s »Geschlossenen« <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tums. Das ist kein Grund zum Jubeln (immer noch sind »Geschlossene« und »Offene <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« getrennt), aber es ist ohne Zweifel ein Grund zur Dankbarkeit, be<strong>de</strong>nkt man, wie es vor 1937 war. Heute verstehen sich sogar ca. 70 % <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tums im Sinne <strong>de</strong>r »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>«. Ich bedaure es sehr, dass dies so wenig bewusst reflektiert und dankbar gelebt wird. Mein Wunsch ist, dass dieser Tag <strong>de</strong>r dankbaren Bewusstmachung dient. Doch trotz <strong>de</strong>r zwei Wege im <strong>de</strong>utschen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>tum mit »offenem« Verständnis (<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong> im BEFG und Freie <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>) ist doch etwas von <strong>de</strong>r weltweit einmalig gefun<strong>de</strong>nen Einheit von 1937 bis heute geblieben. Ich nenne die Stichworte Rehe, Lützeln, Burgstädt. Ich könnte auch noch sagen: Arbeitskreis <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>geschichte, Arbeitskreis Wachstum, Diakonie für Christus, Evangelium für Kin<strong>de</strong>r, Herausgeberkreis Elberfel<strong>de</strong>r Bibel, Herausgeberkreis Glaubenslie<strong>de</strong>r, Jugendarbeit Ost<strong>de</strong>utschland, Persis, Perspektive, Senioren für Christus u. a. m. Ja, auch Wie<strong>de</strong>nest gehört dazu, hat aber in verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht eine Son<strong>de</strong>rstellung. Aber zurück zu Rehe, Lützeln, Burgstädt. Alle drei Werke wer<strong>de</strong>n seit Jahrzehnten von bei<strong>de</strong>n <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gruppen getragen. Verantwortliche in <strong>de</strong>n Gremien, aus bei<strong>de</strong>n <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gruppen kommend, arbeiten gut und segensreich <strong>zusammen</strong>. Die Werke arbeiten in bei<strong>de</strong> Gemein<strong>de</strong>gruppen hinein und wer<strong>de</strong>n von bei<strong>de</strong>n Seiten unterstützt und genutzt. Es kommt mir vor, als ob an diesen Stellen, nicht so im Blickpunkt <strong>de</strong>r Tagesthemen, <strong>de</strong>r tiefe <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>traum von <strong>de</strong>r Einheit heimlich weiterlebt. Und wenn die führen<strong>de</strong>n Vertreter <strong>de</strong>r <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gruppen nicht gera<strong>de</strong> in informellen Sitzungen miteinan<strong>de</strong>r ringen, kann man sie an solchen Orten bei ganz harmonischen Begegnungen brü<strong>de</strong>rlichen Miteinan<strong>de</strong>rs erleben. Herrlich! Wenn das doch Kreise ziehen könnte! Ich bin <strong>de</strong>r Frage nachgegangen, wie es möglich war, dass man in <strong>de</strong>r Verantwortung und Arbeit in Werken gemeinsam marschieren konnte, während sich die Wege <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gruppen doch eher voneinan<strong>de</strong>r entfernten.