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Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de

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Ralf Kaemper: Die Spannung zwischen Einheit und Abson<strong>de</strong>rung 50<br />

Roland Deines weist in seinem Aufsatz »Pharisäer und Pietisten – ein Vergleich zwischen zwei<br />

analogen Frömmigkeitsbewegungen« 33 darauf hin, dass die Pharisäer meistens nach Verbotenem und<br />

Erlaubtem fragen. Jesus jedoch weist sie auf das Gebotene hin (z. B. Mt 12,10ff.; 19,3ff.; 22,17ff.). Deines<br />

macht <strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r natürliche Mensch <strong>de</strong>m Verbot näher steht als <strong>de</strong>m Gebot:<br />

»Denn das Einhalten von Verboten kann sich <strong>de</strong>r Mensch selbst bescheinigen. Solange das Verbot<br />

zentral ist, lässt sich das Maß <strong>de</strong>s Gehorsams messen und eingrenzen. Wo das Gebot die Führung<br />

übernimmt, da ist das Maß <strong>de</strong>s Gehorsams grenzenlos, weil die Liebe als Inbegriff <strong>de</strong>s Gebots grenzenlos<br />

ist. Das Ausstrecken nach <strong>de</strong>m Gebot macht beschei<strong>de</strong>n, weil es hinter <strong>de</strong>m Ziel zurückbleibt.<br />

So verweist das Gebot auf die Gna<strong>de</strong>, das Verbot dagegen verleitet zur Selbstgerechtigkeit.«<br />

Ich glaube, dass das auch ein Kernproblem <strong>de</strong>r <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung ist. Es liegt in <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r Sache:<br />

Wer <strong>de</strong>n Fokus auf das Trennen<strong>de</strong> – die Abson<strong>de</strong>rung vom Bösen – legt, muss ständig die Grenzen<br />

<strong>de</strong>s Erlaubten formulieren. Deines schreibt weiter:<br />

»Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit verwan<strong>de</strong>lte sich die Dynamik <strong>de</strong>s Gebotes zur Fixierung auf das Verbotene.<br />

Aus <strong>de</strong>m Blick nach vorne, aus <strong>de</strong>m Ausrichten <strong>de</strong>s Willens auf ein Ziel hin, wur<strong>de</strong> auch ein Blick<br />

zurück und zur Seite. Statt Gottes Willen nachzujagen, bemühte man sich, das von Gott Gebotene<br />

zu <strong>de</strong>finieren, zu präzisieren und durch einen Zaun weiterer Verbote zu schützen. Nun richtete<br />

sich <strong>de</strong>r Blick auf <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die Verbote übertrat. Nun begann das Schei<strong>de</strong>n in Gehorsame und Ungehorsame,<br />

in Gerechte und Ungerechte, in Reine und Unreine. Der Maßstab dafür war das Verbot,<br />

das einen nicht zum an<strong>de</strong>ren wies, son<strong>de</strong>rn ermöglichte, sich über <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu erheben. Die<br />

Konzentration auf das Verbot macht Gott zum Verbieter, die andauern<strong>de</strong> Beschäftigung mit <strong>de</strong>m<br />

zu Mei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n verdarb die Schöpfung […]. Hinter <strong>de</strong>r Fixierung auf das Verbot steht ein Misstrauen<br />

Gott und seiner Schöpfung gegenüber (vgl. Apg 10,14f.; 11,8f.) […]. Das Gebot führt zum<br />

Nächsten um seines Heiles willen (Apg 10,28.34f.). Sein Ziel ist, <strong>de</strong>m Nächsten zum Guten zu<br />

leben, nicht, über ihn zu richten.«<br />

Wichtig für die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung wird bleiben, sich an <strong>de</strong>n ursprünglichen Impuls <strong>de</strong>r Einheit zu<br />

erinnern und <strong>de</strong>n Weg zum Bru<strong>de</strong>r und zur Schwester bewusst zu suchen – und nicht ständig das zu<br />

fixieren, was trennt.<br />

33 Jahrbuch für evangelikale Theologie 14 (2000), S. 113–133.

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