Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de
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Einführung<br />
Die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gemein<strong>de</strong>n in Deutschland haben ein weltweit einmaliges Erbe: Vor 75 Jahren, am 16. November<br />
1937, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Berliner Hohenstaufenstraße <strong>de</strong>r Zusammenschluss <strong>de</strong>r von John Nelson<br />
Darby herkommen<strong>de</strong>n »Geschlossenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« mit <strong>de</strong>n von Georg Müller herkommen<strong>de</strong>n »Offenen<br />
<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>n« besiegelt. Diese bei<strong>de</strong>n größten Richtungen <strong>de</strong>r <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung hatten sich nach einem<br />
Streit im Jahr 1848 getrennt.<br />
Die Bibel ist ein<strong>de</strong>utig: Die Einheit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r Gottes ist Geschenk und Gebot gleichzeitig. Mit<br />
dieser Erkenntnis ist die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung angetreten. Deswegen freuen wir uns, dass Gott 1937 <strong>de</strong>n<br />
Weg zur Einheit <strong>de</strong>r <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung in Deutschland geebnet hat und dass ihre Leiter mutig darauf<br />
eingegangen sind.<br />
Wir verkennen allerdings nicht, dass <strong>de</strong>r Zusammenschluss auch durch Umstän<strong>de</strong> geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>,<br />
die im historischen Rückblick fragwürdig erscheinen. Dazu gehört die Angst vor <strong>de</strong>m nationalsozialistischen<br />
Staat, <strong>de</strong>r die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>gemein<strong>de</strong>n durch das Verbot <strong>de</strong>r »Geschlossenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« im April<br />
1937 schockiert hatte. Auch <strong>de</strong>r anschließend gegrün<strong>de</strong>te Bund (BfC) ist nicht unumstritten. Und<br />
überhaupt vermisst man im Rückblick eine gründliche biblische Reflexion <strong>de</strong>r »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« zum Staat.<br />
Durch die Weimarer Zeit und mit <strong>de</strong>m aufkommen<strong>de</strong>n Nationalsozialismus wur<strong>de</strong>n die alten traditionellen<br />
Bil<strong>de</strong>r in Frage gestellt. Fast schon verzweifelt klammerte man sich an die Auffor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>r<br />
Obrigkeit untertan zu sein. Für viele war das <strong>de</strong>r einzige Aspekt, ohne dass sie erkannten, wie <strong>de</strong>r<br />
politische Zeitgeist auch sie verän<strong>de</strong>rte und ihre Einigungsbemühungen begleitete.<br />
Trotz dieses unangenehmen Beigeschmacks erkennt man bei <strong>de</strong>n Leitern <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Strömungen<br />
ein ernstes geistliches Bemühen um die Einheit. Es ist eindrucksvoll, wie schnell sie theologische<br />
Unterschie<strong>de</strong>, die fast ein ganzes Jahrhun<strong>de</strong>rt gepflegt wor<strong>de</strong>n waren, überbrücken konnten: »Die<br />
Aussprache hat ergeben, dass zwischen bei<strong>de</strong>n Gruppen in Deutschland keine Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten<br />
mehr bestehen. Alles, was in <strong>de</strong>r Vergangenheit trennend zwischen uns gestan<strong>de</strong>n hat, sehen<br />
wir als für immer abgetan an.« So wird das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gespräch in <strong>de</strong>r »Kasseler Erklärung«<br />
<strong>zusammen</strong>gefasst.<br />
Allerdings ist es auch beschämend, dass es <strong>de</strong>s staatlichen Drucks und mancher fragwürdiger Begleiterscheinung<br />
bedurfte, um die Einheit zustan<strong>de</strong> zu bringen. Offensichtlich war das alles viel wirksamer<br />
als das wun<strong>de</strong>rbare göttliche Geschenk <strong>de</strong>r Einheit und sein liebevolles Gebot, die Einheit <strong>de</strong>s<br />
Geistes zu bewahren durch das Band <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns. Hier können wir aus <strong>de</strong>r Geschichte lernen und<br />
uns in unserer Zeit, in <strong>de</strong>r wir alle Freiheiten genießen, geistlich neu auf die Einheit <strong>de</strong>r »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« hin<br />
orientieren. Nehmen wir <strong>de</strong>n Impuls von Bad Lausick auf, um uns zu fragen, wie unser Beitrag dazu<br />
heute aussehen könnte!<br />
Deshalb bin ich dankbar für die vorliegen<strong>de</strong> Dokumentation, die sich bemüht, die Fakten im Licht<br />
<strong>de</strong>r geschichtlichen Forschung darzustellen, was <strong>de</strong>r Historiker Dr. Andreas Liese übernommen hat.<br />
Lothar Jung beschreibt Auswirkungen <strong>de</strong>s Zusammenschlusses am Beispiel einiger Werke <strong>de</strong>r »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>«<br />
in Deutschland, und Joachim Heim und Jürgen Goldnau geben einen interessanten Bericht über<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Chemnitz ab 1937.<br />
Um nicht nur historische Fakten zu sammeln, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>r Geschichte zu lernen, haben Andreas<br />
Schmidt und Ralf Kaemper theologische Fragestellungen, die bei <strong>de</strong>r Vereinigung <strong>de</strong>r »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>«<br />
und in ihrem gesellschaftlichen Umfeld eine wichtige Rolle gespielt haben, bearbeitet und in die<br />
heutige Zeit projiziert.<br />
Andreas Schmidt beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r angesprochenen Frage nach <strong>de</strong>n geistlichen Maßstäben<br />
bei <strong>de</strong>r Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung. Er zeigt auf, dass die »<strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« gewohnt<br />
waren, sich »von dieser abgefallenen Welt zu lösen und in einen abgegrenzten Raum zurückzuziehen«.<br />
Deshalb war es für sie sehr schwer, eine angemessene biblische Orientierung zu <strong>fin<strong>de</strong>n</strong>, als <strong>de</strong>r<br />
»nationale Aufbruch« plötzlich das ganze Leben politisierte. Wie aber orientieren wir uns heute,<br />
angesichts vieler Möglichkeiten, die uns angeboten wer<strong>de</strong>n?