Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de
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Neil Summerton: Die »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« in weltweiter Sicht 62<br />
Welt in Bezug auf die Altersdiskriminierung triumphiert dort <strong>de</strong>r »Jugendkult«. In an<strong>de</strong>ren Kulturen<br />
ist <strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong> Respekt vor <strong>de</strong>m Alter sehr wichtig. Dort erwartet man aus Respekt, dass die Alten<br />
entschei<strong>de</strong>n und führen. Deshalb braucht man gutes kulturelles Einfühlungsvermögen. Dennoch<br />
bleibt die Tatsache bestehen, dass dynamische Fortschritte in religiösen Bewegungen in <strong>de</strong>r Regel von<br />
jungen Leuten ausgelöst wer<strong>de</strong>n und dass neue Bewegungen von Leuten im Alter zwischen 20 und 30<br />
Jahren ausgehen. John und Charles Wesley waren als Enddreißiger schon relativ alt, als sie bei <strong>de</strong>r<br />
Entstehung <strong>de</strong>r evangelikalen Erweckung im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt eine wichtige Rolle spielten. Die Jünger<br />
Jesu waren mit Sicherheit zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung selbst wur<strong>de</strong> von Leuten<br />
zwischen 20 und 30 ins Leben gerufen. Die Konsequenz, mit <strong>de</strong>r ältere Leute an <strong>de</strong>r Macht festhalten,<br />
hat unmittelbar zur Folge, dass viele junge Leute mit <strong>de</strong>m Potenzial und <strong>de</strong>r geistlichen Gabe <strong>de</strong>r<br />
Leitung sich verpflichtet fühlen, ihre Gabe an an<strong>de</strong>rer Stelle auszuüben. Sie können das in christlichen<br />
Werken und Aktionen o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Gemein<strong>de</strong>gruppierungen tun, wo sie bereits bemerkenswerte<br />
Dinge bewegt haben. Die Schwäche <strong>de</strong>r »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« ist oft eine direkte Folge dieses Effekts.<br />
Es ist wie im übrigen Leben: Verantwortliche Leiter müssen jüngere, begeisterte Nachfolger<br />
för<strong>de</strong>rn – und sie müssen wissen, wann sie Verantwortung abgeben.<br />
(e) Eine weitere charakteristische Herausfor<strong>de</strong>rung bil<strong>de</strong>n die Einschränkungen in Bezug auf die<br />
Beiträge und die Rolle <strong>de</strong>r Frauen. Die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>bewegung ist <strong>de</strong>swegen in Verruf geraten und wird<br />
belächelt, sogar von solchen evangelikalen Gruppen, die selbst Schwierigkeiten mit diesen Fragen<br />
haben. Und die Frustration, die Frauen an manchen Orten bei <strong>de</strong>n »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>n« emp<strong>fin<strong>de</strong>n</strong>, ist<br />
nur zu offensichtlich. Diese Frustration wird oft noch verstärkt durch die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Defizite,<br />
<strong>de</strong>s schlechten Vorbilds und <strong>de</strong>r mangelhaften Leistungen <strong>de</strong>r Männer sowie dadurch, dass Männer<br />
häufig <strong>de</strong>nken, dass Frauen auf geistlichem Gebiet nicht wirklich zählen. Männer müssen sich nicht<br />
vor ihnen rechtfertigen, es gibt über diese Probleme keine wirkliche Kommunikation zwischen Männern<br />
und Frauen. Frauen wissen allzu oft, was man eigentlich tun müsste, und haben <strong>de</strong>n Wunsch, es<br />
auch auszuführen. Aber sie haben stillzusitzen, während die <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong> es nicht o<strong>de</strong>r wenigstens nicht auf<br />
kompetente Weise schaffen.<br />
Das Ganze ist nicht so sehr eine Frage <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s »Hauptseins« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r »Unterordnung«<br />
o<strong>de</strong>r davon, ob eine Frau Männer lehren kann o<strong>de</strong>r sollte, nicht einmal davon, ob sich Frauen auf<br />
hörbare Weise an <strong>de</strong>n Gottesdiensten beteiligen dürfen. Auf diese Punkte scheint sich die Diskussion<br />
zu fokussieren, wobei man die Benutzung von externem Schrifttum ausschließt. Die wirkliche<br />
Schwierigkeit liegt darin, dass die Frauen in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« dazu neigen, eine<br />
Stellung und Rolle einzunehmen, die weit niedriger ist als in <strong>de</strong>r Schrift für sie vorgesehen. Sie wer<strong>de</strong>n<br />
als dritt- o<strong>de</strong>r viertklassige Christen angesehen, die geistlich gesehen nicht zählen. In<strong>de</strong>m man das<br />
Gespräch auf die Be<strong>de</strong>utung von drei kurzen Passagen in <strong>de</strong>n Briefen reduziert, lässt man die Ermutigungen,<br />
die Frauen an vielen an<strong>de</strong>ren Stellen für ihr geistliches Leben und ihren Dienst gegeben wer<strong>de</strong>n,<br />
einfach beiseite. Dazu gehören auch die Belehrungen <strong>de</strong>s Herrn und seine Haltung gegenüber<br />
Frauen. So neigt man dazu, Frauen als geistlich unbe<strong>de</strong>utend anzusehen. Man gesteht ihnen keine<br />
geistlichen Gaben zu, die sie zum Nutzen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> einsetzen können, obwohl die meisten <strong>de</strong>r<br />
ungefähr zwanzig im Neuen Testament erwähnten Gaben ohne irgen<strong>de</strong>ine theologische Schwierigkeit<br />
von Frauen und Männern ausgeübt wer<strong>de</strong>n können. Rat und Seelsorge von Frauen wer<strong>de</strong>n z. B. nirgends<br />
ernsthaft in Zweifel gezogen. Die Abwertung von Frauen ist sowohl unbiblisch als auch unvernünftig.<br />
Oft lehnen die Gemein<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utsamen Beitrag von Frauen ab, obwohl Frauen typischerweise<br />
zwei Drittel <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r ausmachen. Mit einer neuen Haltung zu <strong>de</strong>n Frauen und ihren möglichen<br />
Beiträgen wür<strong>de</strong> sich in dieser Frage viel än<strong>de</strong>rn, ohne dass man sich durch die Fragestellungen<br />
fesseln lassen sollte, auf die sich die Diskussion in <strong>de</strong>r Regel konzentriert. Erfreulicherweise hat die<br />
weltweite Mission <strong>de</strong>r »Offenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>« über mehr als ein Jahrhun<strong>de</strong>rt Frauen eine Möglichkeit zu<br />
gesegnetem Dienst geboten, oft im Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>n Einschränkungen, die ihre Heimatgemein<strong>de</strong>n<br />
ihnen auferlegten.<br />
In diesem Zusammenhang muss man sicher die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s kulturellen Kontextes anerkennen:<br />
Was in <strong>de</strong>r westlichen Welt möglich und angemessen ist, wird z.B. in <strong>de</strong>r indischen o<strong>de</strong>r islamischen