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Getrennte Brüder finden zusammen - bruederbewegung.de

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Ralf Kaemper: Die Spannung zwischen Einheit und Abson<strong>de</strong>rung 46<br />

Nach Braselmann besteht das Problem darin, »Grundsätze, die von gewiß treuen Männern durch<br />

Schlußfolgerungen aufgestellt wor<strong>de</strong>n sind, als ›göttliche‹ auszugeben«. 29 Es geht also um die Frage <strong>de</strong>r<br />

richtigen Interpretation biblischer Aussagen. Es geht um Schlussfolgerungen.<br />

Rudolf Brockhaus schrieb 1927 in einem Brief an Heinz Köhler:<br />

»Eine Verständigung ist auch nicht möglich, solange <strong>de</strong>r ernste Gegensatz zwischen Ihrer und<br />

unserer Auffassung über <strong>de</strong>n ›Tisch <strong>de</strong>s Herrn‹ bestehen bleibt. Wir glauben auf Grund <strong>de</strong>r Belehrung<br />

<strong>de</strong>s Apostels in 1. Kor. 10, dass bei <strong>de</strong>r Feier <strong>de</strong>s Abendmahles <strong>de</strong>r Einheit <strong>de</strong>s Leibes Ausdruck<br />

gegeben wird[,] und ziehen daraus die notwendigen Folgerungen. Sie glauben das nicht,<br />

o<strong>de</strong>r wollen doch nicht jene Folgerungen ziehen.« 30<br />

Sicherlich meinte Brockhaus mit »Folgerungen« hier Konsequenzen, die man aus <strong>de</strong>r biblischen<br />

Wahrheit zog, die man meinte erkannt zu haben. Und doch waren es auch Schlussfolgerungen. Es<br />

waren Auslegungen, Interpretationen o<strong>de</strong>r Meinungen – nicht das Bibelwort selbst.<br />

Dies ist ein wichtiger Punkt in <strong>de</strong>r Frage nach »Einheit und Abson<strong>de</strong>rung«. Es geht um die Schriftfrage<br />

– wie so häufig! Es geht um die hermeneutische Frage: Wie wird die Bibel richtig ausgelegt?<br />

Beim Verständnis vom »Tisch <strong>de</strong>s Herrn« han<strong>de</strong>lt es sich m. E. um Folgen<strong>de</strong>s:<br />

a) Es geht um Folgerungen – d. h. Schlussfolgerungen aus biblischen Aussagen.<br />

b) Diesen Folgerungen wird eine zentrale Stellung zugewiesen, sodass an<strong>de</strong>rsartige Folgerungen als<br />

ernster Gegensatz bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

c) Diese Einordnung macht dann eine Verständigung unmöglich.<br />

Dieses Problem – nämlich dass nicht zwischen biblischer Aussage und ihrer Interpretation o<strong>de</strong>r einer<br />

Meinung dazu unterschie<strong>de</strong>n wird – begegnet uns an vielen Stellen. So stellt Jordy zum Schriftenstreit<br />

fest: »Wahrheit o<strong>de</strong>r Meinung – auf diesen Gegensatz lief letztlich <strong>de</strong>r gesamte Schriftenstreit<br />

hinaus.« 31<br />

2.4. Trotz »Entwe<strong>de</strong>r-O<strong>de</strong>r« ein Zusammenschluss<br />

Es ist erstaunlich, dass es am 16. November 1937 in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Berlin-Hohenstaufenstraße zu<br />

einem Zusammenschluss von »Offenen« und »Geschlossenen <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong>n« kam. Auf einmal war das<br />

kategorische »Entwe<strong>de</strong>r-O<strong>de</strong>r«, das Rudolf Brockhaus 1913 in Die Einheit <strong>de</strong>s Leibes Christi formuliert<br />

hatte, nicht mehr bin<strong>de</strong>nd.<br />

Der Zusammenschluss wur<strong>de</strong> zunächst durch <strong>de</strong>n politischen Druck von 1937 angestoßen. Aus<br />

unserer heutigen Sicht sind natürlich die politischen Umstän<strong>de</strong> äußerst problematisch – nachher ist<br />

man ja immer klüger. Und doch war es nicht nur ein fragwürdiger politischer Druck, <strong>de</strong>r diesen Zusammenschluss<br />

begünstigte. Es war auch die Erkenntnis, dass es im Laufe <strong>de</strong>r Zeit zu unberechtigten<br />

Vorurteilen übereinan<strong>de</strong>r gekommen war. So schrieb Hugo Hartnack über das Treffen vom 20. August<br />

1937 in Kassel:<br />

»Die gegenseitigen Vorurteile waren viel größer gewesen als die tatsächlichen Unterschie<strong>de</strong>, die<br />

eigentlich nur in <strong>de</strong>r Vorgeschichte bei<strong>de</strong>r Kreise lagen. Bei <strong>de</strong>m Zusammensein wirkte <strong>de</strong>r Geist<br />

Gottes so mächtig, dass sich die anwesen<strong>de</strong>n <strong>Brü<strong>de</strong>r</strong> überraschend schnell fan<strong>de</strong>n im gemeinsamen<br />

Bestreben, die unheilvolle Trennung zu beseitigen«. 32<br />

29 Ferdinand Braselmann: Sind alle Kin<strong>de</strong>r Gottes <strong>de</strong>s Tisches <strong>de</strong>s Herrn teilhaftig? Bad Homburg o.J., S. 7 (auch online unter<br />

www.<strong>brue<strong>de</strong>rbewegung</strong>.<strong>de</strong>/pdf/braselmann.pdf).<br />

30 Rudolf Brockhaus: Brief an Heinz Köhler, 19. Dezember 1927, www.<strong>brue<strong>de</strong>rbewegung</strong>.<strong>de</strong>/pdf/brockhauskoehler.<br />

pdf, S. 3.<br />

31 Jordy, Bd. 2, S. 67.<br />

32 Zitiert bei Jordy, Bd. 3, S. 161.

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